Lacunar

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Steinerne Kassettendecken des Parthenon und des Niketempels auf der Akropolis

Lacunar (lateinisch „getäfelte Decke“, Ita. „lacunari“ oder „cassettone“, Pl. „cassettoni“), im Griechischen Phatnoma (φάτνωμα) bezeichnet in der Architektur der Antike das vertiefte Feld einer steinernen Kassettendecke.[1] Lacunar bezeichnet die einzelne Kassette, Lacunaria die Kassettendecke (entsprechend φατνῶματα Phatnomata im Griechischen).

Beschreibung und Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Kassettenfeld wird meist von Zierleisten, Karniesen, Kymatien usw. gerahmt und mit Ornamenten, Rosetten, Gemälden oder Reliefs geschmückt.[2] Der verbindende Deckstein ist das Kalmnation und zu Verminderung der Steinlast ausgehöhlt.[3]

Diese Art der Kassettendecke galt ursprünglich nur im griechischen Tempelbau für die hölzerne Cella-Decke und wurde später (etwa in den Tempel-Umgängen) in Stein nachgebildet. Ein Beispiel ist der Parthenon, wo die Kassetten 3,43 × 1,26 Meter messen und 3½ Tonnen wiegen.

Von den Römern wurden Kassettendecken beim Bau von Gewölben, Bögen und Kuppeln (zum Beispiel die Kuppel des Pantheon) oder der Vorhalle des Mausoleum des Diokletian in Split übernommen.

Kassettendecke im Pantheon des Hadrian in Rom

Weitere Bedeutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vitruv erwähnt außerdem (de architectura 9.8.1) eine von einem gewissen Skopinas aus Syrakus erfundene Uhr – plinthium sive lacunar, offenbar eine in einem rechteckigen Rahmen befestigte Sonnenuhr.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Christoph Höcker: Metzler Lexikon antiker Architektur. 2. Aufl. Metzler, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-476-02294-3. S. 155.
  • Diokletianpalast, Split, Schnitt durch Mausoleum und Vorhalle mit Steinkassettendecke
    Wolfram Hoepfner: Zum Problem griechischer Holz- und Kassettendecken. In: Adolf Hoffmann, Ernst-Ludwig Schwandner, Wolfram Hoepfner, Gunnar Brands (Hrsg.): Bautechnik der Antike. Internationales Kolloquium in Berlin vom 15.–17. Februar 1990 veranstaltet vom Architekturreferat des DAI in Zusammenarbeit mit dem Seminar für Klassische Archäologie der Freien Universität Berlin (Diskussionen zur Archäologischen Bauforschung 5), Mainz 1991, S. 90–98. (Digitalisat auf archiv.ub.uni-heidelberg.de, abgerufen am 26. Januar 2024)
  • Walter Hatto Gross: Lacunar. In: Der Kleine Pauly (KlP). Band 3, Stuttgart 1969, Sp. 441.
  • Oscar Mothes (Hrsg.): Illustrirtes Bau-Lexikon, Band 3: H bis P. Leipzig 1883, S. 159: Kassette. (Digitalisat auf digi.ub.uni-heidelberg.de, abgerufen am 26. Januar 2024)
  • Vitruv de architectura 2.9.13, 4.6.1

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hans Koepf, Günther Binding: Bildwörterbuch der Architektur. Mit englischem, französischem, italienischem und spanischem Fachglossar (= Kröners Taschenausgabe. Bd. 194). 4., überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2005, ISBN 3-520-19404-X (Digitalisat auf moodle.unifr.ch, abgerufen am 26. Januar 2024), S. 303.
  2. Hans Koepf, Günther Binding: Bildwörterbuch der Architektur. Mit englischem, französischem, italienischem und spanischem Fachglossar (= Kröners Taschenausgabe. Bd. 194). 4., überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2005, ISBN 3-520-19404-X (Digitalisat auf moodle.unifr.ch, abgerufen am 26. Januar 2024), S. 272: Kassette.
  3. Oscar Mothes (Hrsg.): Illustrirtes Bau-Lexikon, Band 3: H bis P. Leipzig 1883, S. 159: Kassette. (Digitalisat auf digi.ub.uni-heidelberg.de, abgerufen am 26. Januar 2024)