Landstein (Wüstung)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Kirchturmruine Landstein

Landstein ist eine Wüstung auf dem Gebiet des heutigen Weilroder Ortsteils Altweilnau im Hochtaunuskreis in Hessen.

Wüstung und Kirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

An der Einmündung des Niedgesbaches in die Weil gelegen, entwickelte sich eine kleine Ortschaft, die um 1350 erstmals und 1480 ein weiteres Mal urkundlich erwähnt wurde. Die dazugehörige Kirche sowie eine ebenfalls dazugehörige Kapelle in Seelenberg wurden 1272 in einer Schenkungsurkunde erwähnt, welche die Schenkung der Kirche durch Gottfried von Eppstein an das Kloster Retters dokumentiert.[1] Um 1515 entwickelte sich der Ort zum lokalen Wallfahrtsort. Bereits 1535, mit der Übernahme des königsteinischen Anteils an Altweilnau durch Kurtrier, wurde die Pfarrei aufgehoben (Finsternthal und Treisberg pfarrten danach nach Altweilnau), und für 1556 ist eine Teilwüstung belegt.[2] Es gibt nur wenige Quellen, die die Kirche erwähnen. Die Herren von Eppstein stifteten eine ewige Messe in der Kirche, eine Gräfin zu Nassau wird als Wallfahrerin genannt. 1517 ist der Erwerb von zwei Glocken dokumentiert, aus dem Jahr 1519 ist ein Inventar des Kirchenschatzes erhalten, der das Bild einer relativ reichen Ausstattung zeigt. Danach verfügte die Kirche über vier Altäre, umfangreiche Bestände an Paramenten und vor allem über ein wundertätiges Marienbild und drei römische Ablassbriefe.[3]

Die Kirche bestand aus einem schlichten gotischen Schieferbau mit schmalen Seitenschiffen. Auf der Westseite befand sich ein Turm mit rechteckigem Grundriss. Die ehemalige Liebfrauen-Wallfahrtskirche verfiel im Laufe des 16. Jahrhunderts und wurde nicht wieder aufgebaut. Teile des Materials wurden 1650 zum Bau der Laurentiuskirche in Usingen verwendet.[4] Erhalten ist die Ruine des Westturms mit zwei seitlichen zweigeschossigen Nebenräumen. Ausgrabungen, die 2019 an der Ruine vorgenommen wurden, legten Reste zweier kleinerer Vorgängerkirchen frei. Die ältere davon, eine kleine Kapelle, kann vermutlich auf das Jahr 1350 datiert werden.[5]

Landsteiner Mühle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Landsteiner Mühle

Heute steht die Kirchturmruine neben der Landsteiner Mühle. Die Wasserversorgung der Landsteiner Mühle wurde früher durch den künstlich angelegten Meerpfuhl gesichert. Die Landsteiner Mühle steht unter Denkmalschutz. Sie wurde 1480 erstmals urkundlich erwähnt. Die Mühle war damals landwirtschaftlicher Betrieb und Getreidemühle. 1506 wurde der Müller gleichzeitig als Bäcker genannt. Mit der Zerstörung der Kirche und des Ortes Landstein wurde auch die Mühle verlassen.

1675 erfolgte der Wiederaufbau der Mühle. Die Größe entsprach der untergegangenen: Es wurden zwei Mahlgänge für Getreide, eine Schneidmühle, eine Ölmühle und ein Hammerwerk gebaut. Das Hammerwerk wurde 1803 abgerissen. Der Mühlenbetrieb endete erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Fast 250 Jahre lang betrieb die Familie Busch das Anwesen. Das Wohnhaus in Fachwerkbauweise stammt aus den 1690er Jahren. Gemeinsam mit den Nebengebäuden bildet es einen Dreiseithof.[6]

Ab 1959 wurde das Hauptgebäude des Mühlenbetriebes durch die Familie Busch als Cafe und später zum Restaurant ausgebaut. Familie Stöckl betrieb das Restaurant (zeitweise als Familienbetrieb für gehobene Gastronomie mit dem Schwerpunkt Apfelwein) von 1986 bis zum 31. März 2017.[7] Das Anwesen wird (Stand 2022) seit 2018 unter dem Namen "Peter Hess-Institut Landsteiner Mühle" als Seminarhaus für Klangschalentherapie genutzt.[8][9]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Kirchenruine Landstein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Landsteiner Mühle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ferdinand Luthmer: Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungsbezirks Wiesbaden. Band 2: Die Bau- und Kunstdenkmäler des östlichen Taunus. Landkreis Frankfurt, Kreis Höchst, Obertaunus-Kreis, Kreis Usingen. Keller, Frankfurt am Main 1905, S. 186–187, (Unveränderter Neudruck. Keller, Frankfurt am Main 1973, ISBN 3-500-27300-9).
  2. Reinhard Michel: Von den Wüstungen im Hochtaunuskreis. In: Ingrid Berg, Eugen Ernst, Hans-Joachim Galuschka, Gerta Walsh (Hrsg.): Heimat Hochtaunus. Kramer, Frankfurt am Main 1988, ISBN 3-7829-0375-7, S. 163–171.
  3. Gregor Maier: Der mythische Landstein; in: Taunuszeitung vom 25. Mai 2018, S. 11.
  4. Ein überaus rätselhafter Ort. In: Frankfurter Neue Presse. 20. Oktober 2017, abgerufen am 26. Dezember 2019.
  5. Ausgrabungen an Ruine Landstein in Weilrod offenbaren Sensation. In: Usinger Anzeiger. 31. Oktober 2019, abgerufen am 26. Dezember 2019.
  6. Eva Rowedder: Hochtaunuskreis. Hrsg.: Landesamt für Denkmalpflege Hessen (= Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmäler in Hessen). Konrad Theiss Verlag, Darmstadt 2013, ISBN 978-3-8062-2905-9, S. 706–707.
  7. Alexander Schneider: Aus für die Landsteiner Mühle; in: TaunusZeitung vom 4. April 2017, S. 17
  8. Landsteiner Mühle verkauft; in: Taunuszeitung vom 7. Dezember 2018, S. 17.
  9. Seminarhaus Landsteiner Mühle – Startseite – PHI. Abgerufen am 5. März 2023 (deutsch).

Koordinaten: 50° 18′ N, 8° 26′ O