Landtagswahl im Volksstaat Hessen 1927

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Die Landtagswahl im Volksstaat Hessen 1927 war die vierte im Volksstaat Hessen zum Landtag des Volksstaates Hessen. Sie fand am 13. November 1927 statt und führte zu einer Bestätigung der Regierungskoalition.

Ausgangssituation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Volksstaat Hessen hatte seit der ersten Wahl 1919 das Kabinett Ulrich II als Weimarer Koalition regiert. Nachdem nach der Landtagswahl im Volksstaat Hessen 1924 der Versuch gescheitert war, eine bürgerliche Koalition der Mitte zu bilden, hatte die Opposition mit der Volksabstimmung über die Auflösung des dritten hessischen Landtags versucht, den Landtag vorzeitig aufzulösen. Nachdem dies gescheitert war, kam es 1927 zu den regulären Wahlen.

Die Wahl stand unter dem Vorzeichen deutlicher personeller Veränderungen. Der langjährige Führer des Zentrums, Otto von Brentano di Tremezzo war am 21. Juli 1927 verstorben, die Folge war die Bildung des Kabinetts Ulrich III. Sowohl Finanzminister Konrad Henrich (DDP) als auch Carl Ulrich (SPD), der 75 Jahre alt war, hatten angekündigt, aus dem Amt zu scheiden.

Wahlergebnis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Landtagswahl vom 13. November 1927
Wahlbeteiligung: 54,7 %
 %
40
30
20
10
0
32,6 %
17,7 %
12,7 %
10,7 %
8,6 %
7,8 %
5,0 %
5,0 %
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 1924
 %p
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
−2,6 %p
+1,6 %p
−0,5 %p
−1,1 %p
+3,2 %p
−0,7 %p
+5,0 %p
−2,0 %p
Ergebnis der Landtagswahl vom 13. November 1927[1][2]
Gegenstand der
Nachweisung
Stimmen Sitze ±
Anzahl in %
Wahlberechtigte 893.144 100,0
Wähler 488.604 54,7
Ungültige Stimmen 5.908 1,2
Gültige Stimmen 482.696 100,0 70 0
davon
Sozialdemokratische Partei Deutschlands 157.293 32,6 24 −2
Zentrum 85.450 17,7 13 +2
Hessischer Landbund und Rheinhessische Landliste 61.109 12,7 9 0
Deutsche Volkspartei 51.654 10,7 7 −1
Kommunistische Partei Deutschlands 41.280 8,6 6 +2
Deutsche Demokratische Partei 37.789 7,8 5 −1
Volksrechtpartei 24.123 5,0 3 +3
Deutschnationale Volkspartei 23.998 5,0 3 −2

Für die gewählten Abgeordneten siehe die Liste der Mitglieder des Landtages (Volksstaat Hessen) (4. Wahlperiode).

Folgen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Regierungsbildung erwies sich als schwierig. Zwar hatte die bisherige Koalition rechnerisch eine Mehrheit erhalten, diskutiert wurde aber die Bildung einer Koalition SPD/DDP/DVP ohne das Zentrum, die 36 von 70 Sitzen im Landtag gehabt hätte. Der Konflikt zwischen SPD und Zentrum ging um die Besetzung des Innenministeriums. Diese Koalition ließ sich aber nicht verwirklichen und so kam es zu einer Neuauflage der Weimarer Koalition und dem Kabinett Adelung. Bernhard Adelung wurde am 14. Februar 1928 vom Landtag als Regierungschef gewählt. Das Zentrum musste auf das Innenministerium verzichten, der Zentrumsabgeordnete August Nuss wurde dafür zum Bevollmächtigten des Landes bei der Reichsregierung ernannt. Innenminister wurde Wilhelm Leuschner (SPD).

VRP und KPD konnten ihre Stimmenanteile im Landtag ausweiten. In Offenbach am Main wurde die KPD sogar stärkste Partei.[3]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Eckhart G. Franz: Volksstaat Hessen 1918–1945; in: Handbuch der hessischen Geschichte, 2. Teilband, 3. Lieferung, 2003, ISBN 3-7708-1237-9, S. 900.
  • Eckhart G. Franz: Parlament im Kampf um die Demokratie: Der Landtag des Volksstaates Hessen 1919–1933, 1991, ISBN 3884430270, S. 44, 397–486.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Der Volksstaat Hessen: Landtagswahl 1927 auf www.gonschior.de
  2. IV. Landtag des Volksstaates Hessen: Drucksache Nr. 1. Regierungsvorlage: Landtagswahl 1927. Darmstadt 3. Dezember 1927 (PDF; 1,19 MB)
  3. Erstmals kommunistische Mehrheit in Offenbach bei den Landtagswahlen, 14. November 1927. Zeitgeschichte in Hessen. (Stand: 14. November 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).