Lars Lindemann

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Lars Lindemann, FDP Berlin (2018)

Lars Friedrich Lindemann (* 9. Mai 1971 in Herzberg) ist ein deutscher Politiker (FDP). Von 2009 bis 2013 und von 2021 bis 2024 war er Mitglied des Deutschen Bundestages. Seit November 2020 ist er Generalsekretär der FDP Berlin.[1][2] Von 2013 bis 2021 war er Hauptgeschäftsführer des Spitzenverband Fachärzte Deutschlands.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lindemann studierte Rechtswissenschaft und Betriebswirtschaft in Berlin und Gießen. Er machte 1999 sein erstes und 2003 sein zweites juristisches Staatsexamen.

Er wurde im Jahre 1996 Mitglied der FDP. Von 2006 bis 2010 amtierte er als stellvertretender Landesvorsitzender der FDP Berlin. Von 2010 bis März 2019 war er dort Landesschatzmeister.[3]

2009 zog er bei der Bundestagswahl über die Landesliste Berlin in den Deutschen Bundestag ein. Dort war er Mitglied im Ausschuss für Gesundheit, und stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Kultur und Medien. Durch das Scheitern seiner Partei an der Fünf-Prozent-Hürde bei der Bundestagswahl 2013 war er im 18. Bundestag nicht mehr vertreten.

Für die Bundestagswahl 2021 wurde Lindemann auf Platz 3 der Landesliste der FDP Berlin gewählt.[4] Über die Landesliste gelang ihm schließlich auch der Wiedereinzug in den Bundestag. Dort war er ordentliches Mitglied im Verteidigungsausschuss und im Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit[5] sowie im Wahlprüfungs- und Gesundheitsausschuss.

Seit April 2017 ist er Beisitzer im FDP-Bundesvorstand. Daneben ist er der Vorsitzende des Vereins Brandenburg braucht Tegel, der eine entsprechende Volksinitiative im Land Brandenburg unterstützt.[6]

Am 18. Februar 2020 übernahm er kommissarisch das Amt des Generalsekretärs der Berliner FDP, nachdem Sebastian Czaja zurückgetreten war.[7] Im November 2020 wurde er vom Landesparteitag im Amt bestätigt.[8]

Bei der Berliner Wiederholungswahl am 11. Februar 2024 verlor er mit Wirkung zum 4. März 2024 sein Bundestagsmandat, wodurch die FDP-Fraktion einen Sitz im Bundestag verlor.[9]

Lindemann ist evangelisch, verheiratet und Vater von drei Kindern.

Kontroversen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Mai 2013 erhielt Lindemann Kritik aus der eigenen FDP-Jugendorganisation (Junge Liberale), welche ihm Lobbyismus vorwarf. Lindemann gab erst eine Woche nach seiner Wahl auf Listenplatz 2 für die Bundestagswahl 2013 bekannt, den Beruf des Hauptgeschäftsführers des Spitzenverbandes Fachärzte Deutschlands anzunehmen. Außerdem arbeitete er in einer Anwaltskanzlei, die sich auf „Mandanten aus der Medizintechnik- und Gesundheitsbranche spezialisiert“ habe. Die JuLis sahen darin einen Interessenkonflikt zu Lindemanns Mitgliedschaft im Gesundheitsausschuss des Bundestages.[10]

Im Juni 2013 forderte Lindemann, den Tierpark Berlin aus Kostengründen zu schließen, was auf heftige Kritik stieß. Eberhard Diepgen (CDU) bezeichnete die Forderung als „Quatsch“. Thomas Ziolko (CDU) sagte, es sei „unerträglich, wie ein Berliner Bundestagsabgeordneter, der sich in der Vergangenheit weder um den Zoo noch um den Tierpark bemüht hat, sich voller Unkenntnis über die Hauptstadtzoos“ äußerte.[11][12][13][14][15]

Im August 2013 verglich Lindemann den Vorschlag von Bündnis 90/Die Grünen, einen freiwilligen Veggieday in Kantinen einzuführen, mit der Politik des Nationalsozialismus. Er postete auf seiner Facebook-Seite ein NS-Propagandabild mit dem Parteilogo von Bündnis 90/Die Grünen. Die Fotomontage wurde als „geschmacklos“ bis „skandalös“ empfunden. Steffi Lemke, Bundesgeschäftsführerin der Grünen, verlangte eine umgehende Entschuldigung. Wer mit Nazi-Vergleichen hantiere, habe „nicht nur keine Argumente, sondern hat auch offensichtlich den Boden der politischen Auseinandersetzung verlassen“, so Lemke. Nach Aufforderung der FDP-Bundeszentrale entfernte Lindemann den Eintrag wieder.[16][17][18][19]

Im Juni 2017 lehnte der Ausschuss für Gesundheit des Deutschen Bundestages Lindemann einstimmig als unparteiisches Mitglied des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) ab. Die Ärzte Zeitung schrieb daraufhin, dass dies das erste Mal in der Geschichte des G-BA gewesen sei, dass der Ausschuss für Gesundheit von seinem Recht auf Ablehnung von Kandidaten Gebrauch gemacht hätte. Der Ausschuss äußerte Bedenken an der Unparteilichkeit und Unabhängigkeit.[20][21]

Im Januar 2018 kam Kritik auf, als bekannt wurde, dass Lindemann eine geringfügige Beschäftigung beim Bundestagsabgeordneten Christoph Meyer nachging. Zu der Zeit war Lindemann gleichzeitig als Cheflobbyist beim Spitzenverband der Fachärzte tätig. Im Nachgang der Veröffentlichung durch die Bild-Zeitung wurde das Beschäftigungsverhältnis aufgelöst.[22][23][24]

Als Bundeskanzler Scholz im Mai 2022 im Verteidigungsausschuss zu Gast war, gehörte Lindemann zu den FDP-Abgeordneten, die die Sitzung aus Protest vorzeitig verließen. Diese Reaktion stieß auf öffentliche und auf innerparteiliche Kritik. Infolgedessen musste der verteidigungspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Markus Faber, von seinem Amt zurücktreten.[25][26]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Lars Lindemann – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Berlin FDP-Abgeordneter beschäftigt Lobbyist im Bundestag Berliner Morgenpost vom 29. Januar 2018
  2. Wahlergebnisse des 86. ordentlichen Landesparteitags. 16. November 2020, abgerufen am 16. November 2020 (deutsch).
  3. Laura Pfannemüller ist neue Schatzmeisterin der FDP Berlin. 8. März 2019, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 23. März 2019.@1@2Vorlage:Toter Link/www.fdp-berlin.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  4. Ergebnisse der Bundeswahlversammlung am 26. Februar 2021. In: fdp-berlin.de. FDP Berlin, 26. Februar 2021, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Februar 2021; abgerufen am 3. März 2021.
  5. Lars Lindemann, FDP. In: Bundestag. Abgerufen am 17. Dezember 2021.
  6. Brandenburg braucht Tegel. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 6. März 2019; abgerufen am 6. März 2019.
  7. Rücktritt als Generalsekretär – Sebastian Czaja will Spitzenkandidat der Berliner FDP werden. 19. Februar 2020, abgerufen am 20. Februar 2019.
  8. Wahlergebnisse des 86. ordentlichen Landesparteitags. 16. November 2020, abgerufen am 16. November 2020.
  9. Wahlwiederholung in Berlin: FDP verliert Sitz im Bundestag. 12. Februar 2024, abgerufen am 12. Februar 2024.
  10. Berliner Tagesspiegel: Julis halten FDP-Mann für Lobbyisten Bundestagsabgeordneter Lindemann in der Kritik, vom 29. Mai 2013
  11. Berliner Zeitung: Politiker fordert: Tierpark muss schließen, vom 30. Juni 2013
  12. Berliner Woche: FDP-Politiker Lars Lindemann fordert: Tierpark schließen (Memento vom 9. Juli 2013 im Internet Archive), vom 3. Juli 2013
  13. Berliner Morgenpost: Finanzprobleme des Tierparks bringen auch Zoo in Bedrängnis, vom 17. Juli 2013
  14. Neues Deutschland: Seilbahn durch den Tierpark, vom 2. Juli 2013
  15. Tagesspiegel: Von Tag zu Tag, vom 2. Juli 2013
  16. Berliner Zeitung: Lars Lindemann kritisiert Grüne mit Nazi-Bild, vom 6. August 2013
  17. Der Tagesspiegel: Veggie-Day: FDP-Politiker greift zu Nazi-Vergleich, vom 6. August 2013
  18. Focus online: FDPler vergleicht grünen Veggie-Day mit Nazi-Kampagne, vom 7. August 2013
  19. Stern: FDP-Abgeordneter reizt Grüne mit Nazi-Plakat, vom 6. August 2013
  20. Bundestag lässt erstmals Kandidaten abblitzen. 28. Juni 2017, abgerufen am 12. Oktober 2022.
  21. Gemeinsamer Bundesausschuss: Streit um Chefposten im wichtigsten Gesundheitsgremium. In: Der Tagesspiegel Online. ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 13. Oktober 2022]).
  22. Auf Steuerzahlerkosten - FDP-Politiker beschäftigt Lobbyisten. Abgerufen am 12. Oktober 2022.
  23. Apotheke Adhoc: Lindemann: Lobbyist im FDP-Büro. Abgerufen am 13. Oktober 2022 (deutsch).
  24. Berliner Morgenpost - Berlin: FDP-Abgeordneter beschäftigt Lobbyist im Bundestag. 29. Januar 2018, abgerufen am 13. Oktober 2022 (deutsch).
  25. Eklat in Ukraine-Sitzung mit Scholz? FDP-Mann zeigt sich erst „irritiert“, kündigt dann Konsequenzen an. Abgerufen am 12. Oktober 2022.
  26. Thorsten Jungholt: Waffen für Ukraine: ein FDP-Affront gegen den Kanzler. In: DIE WELT. 13. Mai 2022 (welt.de [abgerufen am 13. Oktober 2022]).