Laurentius-Garten

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Laurentius-Garten in Leipzig um 1860

Der Laurentius-Garten war eine in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts über etwa 25 Jahre von Hermann Laurentius in Leipzig betriebene Gartenanlage.

Lage und Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Garten lag an der Südseite der Hohen Straße in der sich um diese Zeit stark entwickelnden Inneren Südvorstadt und reichte gemäß der Kartendarstellung im Einband von Bürger. Gärten. Promenaden bis zur Schletterstraße. Während seines Bestehens führte er gemäß der Leipziger Adressbücher[1] verschiedene Hausnummern.[2]

Der Garten enthielt neben dem Wohnhaus gärtnerische Einrichtungen wie Treibhäuser und Frühbeete, besaß aber auch Partien, die für die Erbauung des Betrachters gedacht waren. Anton Benedikt Reichenbach schrieb in seinem Neuesten Wegweiser durch Leipzig und seine Umgegend der Laurentius-Garten ist

„ein neu angelegter grosser, sehr elegant eingerichteter Garten mit schönen Anlagen, z. B. kleinen Felsenparthien und Bassins usw., besonders aber ausgezeichnet durch eine vorzügliche Sammlung von Nadelgewächsen. Von einer Anhöhe hat man die Aussicht nach Connewitz.“
Pflanzen-Katalog 1861

In den Gewächshäusern gab es Springbrunnen, so im Orchideenhaus (im Bild oben rechts) einen von Gian Lorenzo Bernini (1598–1680) inspirierten Tritonbrunnen und im warmen Gewächshaus (Mitte links, serre chaude) eine Muschelfontäne.

Der Garten hatte aber vor allem einen praktischen Nutzen. Es wurden Pflanzen zum Verkauf herangezogen, sodass die Einrichtung auch die Bezeichnung Laurentiussche Gärtnerei trug. Jährlich wurden zum Teil mehrere Angebotskataloge von bis zu 100 Seiten Umfang herausgegeben.[3] Der Handel erfolgte insbesondere auch per Versand. Eine Spezialität der Gärtnerei waren die zu dieser Zeit in Mode kommenden Orchideen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den Leipziger Adressbüchern[1] taucht ab 1848 der Name Hermann Laurentius unter der Bezeichnung Literat auf und ab 1852 als Besitzer des Grundstücks Hohe Straße 26. Bereits drei Jahre später erschien Reichenbachs Beschreibung des Gartens.

Herkunft und Vorbildung von Laurentius sind nicht bekannt. Die Art der gärtnerischen Tätigkeit und die Qualität der Angebotskataloge lassen auf eine umfangreiche und gründliche biologische Ausbildung schließen. Über die personelle Besetzung des Betriebes liegen keine Angaben vor, nur dass gemäß Adressbuch ein Obergärtner an der gleichen Adresse wohnte.

Zur Pflanzen- und Blumenausstellung 1862 in Karlsruhe erhielt die Gärtnerei mehrere Preise.[4] Ab 1863 gab Laurentius in den Adressbüchern zu seinem Namen „Mitglied mehrerer In- und ausländischer Societäten für Botanik, Agrar- und Horticultur“ an.

Im Adressbuch von 1877 werden als Grundstücksbesitzer Hermann Laurentius’ Erben angegeben, und es gibt die neuen Hausnummern 33b und 33c mit neuen Besitzern, was bedeutet, dass der teilweise Verkauf des Gartens und seine Bebauung bereits begonnen hatten.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Nadja Horsch, Simone Tübbecke (Hrsg.): Bürger. Gärten. Promenaden – Leipziger Gartenkultur im 18. und 19. Jahrhundert. Passage Verlag, Leipzig 2018, ISBN 978-3-95415-072-4, S. 249–251
  • Anton Benedikt Reichenbach: Neuester Wegweiser durch Leipzig und seine Umgegend. Leipzig 1855, S. 157

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Laurentius-Garten – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Leipzig. In: Historische Adressbücher Sachsen. Abgerufen am 14. August 2022.
  2. Nr. 26 von 1852 bis 1859, Nr. 28 1860–1869 und Nr. 33 1870–1876
  3. Gewächshauspflanzen Frühjahr Sommer 1866. Abgerufen am 14. August 2022 (Katalogbeispiel).
  4. Die allgemeine Pflanzen- und Blumen-Ausstellung zu Carlsruhe. Abgerufen am 14. August 2022.

Koordinaten: 51° 19′ 45″ N, 12° 22′ 31″ O