Le Livre de la Chasse

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Eine Seite mit Miniatur aus dem Livre de la Chasse

Le Livre de la Chasse (französ.: Das Buch von der Jagd) schrieb ab dem 1. Mai 1387 der Graf von Foix und Vicomte von Béarn, Gaston Phoebus und widmete es 1389 dem Jagdgenossen Phillip dem Kühnen. Das Werk ist in 44 Abschriften überliefert, als die zwei herausragendsten gelten das der französischen Nationalbibliothek und dasjenige der Morgan Library.[1][2]

Entstehungsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem tragischen Tod seines Sohnes zog sich der Autor auf sein Schloss Pau zurück. Hier schrieb er zunächst das Livre des Orasiones, ein Buch der Gebete, worin er Gott um Vergebung bittet. Es gilt als eines der schönsten Stundenbücher. Weitaus bekannter wurde jedoch sein zweites Werk Le Livre de la Chasse, das er in den Jahren 1387 bis 1389 verfasste und das um 1407 in Paris von Buchmalern in Abschriften angefertigt wurde. Es beschreibt die Jagd und die dazugehörenden Tätigkeiten in allen Details und ist prachtvoll mit Miniaturen bemalt. Diese galten schon zur Zeit der Entstehung als Kunstwerke, vergleichbar etwa den um 1410 entstandenen Stundenbüchern des Herzog von Berry. Als passioniertem Jäger gelang es Gaston, seltene Tier-Beobachtungen zu beschreiben, daher wurde das Werk in Abschriften und Nachdrucken als Lehrbuch für das Waidwerk bis in die Neuzeit verwendet. Es enthält auch einen Abschnitt zur Falkenjagd, wenn auch nicht in der Ausführlichkeit des Falkenbuchs Friedrichs II.

Die Handschrift der Morgan Library[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der Überlieferung ließ sie der Sohn Philipps des Kühnen, Johann Ohnefurcht, als Geschenk für Louis de Valois, duc d’Orléans anfertigen, der Auftrag wurde demnach vor dem 23. November 1407 gegeben. Nach dem Tod Louis’ gelangte sie wahrscheinlich an den Herzog der Bretagne, vermutlich Franz II., noch vor 1492 kam sie in den Besitz von Ferdinand und Isabella von Spanien. Isabella ließ durch den kastilischen Künstler Juan de Carrion ein prächtiges ganzseitiges Wappen exlibris einmalen. Die Handschrift kam 1928 durch den Antiquar A. S. W. Rosenbach zunächst an J. P. Morgan. Rosenbach hatte das Buch von Thomas Fenwick, Erbe von Sir Thomas Phillipps, doch es blieb bis 1943 unverkauft, bis es Rosenbach an Clara S. Peck verkaufte. Sie vermachte es 1983 der Morgan Library.

Kollationierung: Gaston Phoebus (1331–1391), Le Livre de la Chasse, Handschrift mit () Miniaturen, Französisch, Frankreich, Paris, ca. 1407, 15¼ × 11¼ Zoll (385 × 287 mm) Morgan Library & Museum, Signatur: MS M. 1044 (fol. 1v).

Die Handschrift der französischen Nationalbibliothek[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Handschrift trägt die Signatur Manuscript français 616[3] und enthält 87 Miniaturen, sie war einst im Besitz der Familie Poitier, deren Wappen eingefügt wurde (nach 1525). Vermutlich nach der Schlacht von Pavia kam sie in den Besitz des Bischofs von Trient, Bernhard von Cles, der sie Erzherzog Ferdinand schenkte. Dann erscheint sie erst wieder im Besitz Ludwig XIV., dieser gab sie wohl an seinen (unehelichen) Sohn, den Graf von Toulouse und Großjägermeister Louis-Alexandre de Bourbon. Dieser gab sie seinem Sohn Louis Jean Marie de Bourbon, duc de Penthièvre, von ihm kam sie in die Familie Orléans. In der späteren Zeit war sie im Besitz Königs Louis-Philippe I., der sie im Louvre deponierte, doch oft nach Neuilly-sur-Seine mitnahm. In der Folge der Revolution von 1848 kam es zur Liquidation der Orléanschen Güter, wo der Direktor der französischen Nationalbibliothek, Joseph Naudet auf sie aufmerksam wurde und für die Bibliothek erhalten konnte.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gabriel Bise (Bearb.), Angelika Lühmann (Übers.), Das Buch der Jagd. Ein klassisches Meisterwerk der Weidmannskunst , Text gemäss Gaston Phoebus, Graf von Foix, 1978
  • Robert Bossuat, Le livre de la chasse de Gaston Phébus. Texte intégral traduit en français moderne (mit André Bossuat), Paris 1931, 1986
  • Gunnar Tilander, Gaston Phébus, Livre de chasse Stockholm 1971
  • Vuidepot, André, Le livre de la chasse de Gaston Phébus. Exposition au château de Foix du 7 juin 2012 au 7 juin 2013 (Ressources d’accompagnement de la carte des ressources culturelles locales de l’Ariège): http://www.cndp.fr/crdp-toulouse/IMG/pdf/Gastonfebus-dossier_accompagnement.pdf (14. September 2016)

Faksimile[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Le livre de la chasse. Das Buch von der Jagd. Vollständige Faksimile-Ausgabe im Originalformat des manuscript français 616 der Bibliothèque Nationale, Paris. Kommentar Marcel Thomas und François Avril übersetzt von Eberhard König, Pierre Herzog von Brissac. Transkription: Robert und Andre Bossuat. (= Codices selecti, phototypice impressi, Bd. LIII). Faksimile u. Kommentar in 2 Bänden. Graz, Akademische Druck- u. Verlagsanstalt, 1976, Fol. 138 num. Bll. mit 87 Miniaturen u. zahlr. Initialen (Faksimile) u. XVIII, 58 S. (Kommentar).
  • Wilhelm Schlag (Hrsg.), Pierre Herzog von Brissac (Einleitung), Marcel Thomas (Kommentar): Das Jagdbuch des Mittelalters. Das Jagdbuch des Mittelalters: Ms. fr. 616 der Bibliotheque nationale in Paris., Reihe: Glanzlichter der Buchkunst 4, ADEVA Graz, 1994 ISBN 978-3-201-01612-4

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. der Morgan Library mit Beschreibung des Werks (Englisch)@1@2Vorlage:Toter Link/www.themorgan.org (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  2. Livre de la chasse. 13. Juli 2017, abgerufen am 8. Mai 2019 (englisch).
  3. Handschrift BnF ms. franc. 616, [1], [2] (franz.)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]