Lebensphasenorientierte Arbeitszeit

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Der Begriff lebensphasenorientierte Arbeitszeit, auch lebensphasenorientierte Arbeitszeitgestaltung, steht für eine langfristige Vereinbarung zur flexiblen Arbeitszeit, in der schwankende Zeiterfordernisse der Beschäftigten Berücksichtigung finden und Freistellung, Teilzeit- oder Vollzeitarbeit arbeitsvertraglich geregelt werden.[1] Insbesondere werden dabei Zeiterfordernisse berücksichtigt, die sich aus wechselnden familiären Anforderungen der Beschäftigten ergeben.[2]

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lebensphasenorientierte Arbeitszeit ermöglicht einen intensiveren Arbeitszeiteinsatz in bestimmten Lebensphasen, insbesondere in den ersten Berufsjahren, sowie einen verringerten Arbeitszeiteinsatz in anderen Lebensphasen, etwa:

  • bei der berufsbegleitende Absolvierung einer Weiterbildung oder eines Studiums,
  • zum gleitenden Wiedereinstieg nach einer familienbedingten Auszeit,
  • zur intensiveren Begleitung von Kindern während des Übergangs an weiterführende Schulen,
  • für ein Sabbatical,
  • zur Betreuung pflegebedürftiger Angehöriger,
  • zur Reduzierung der Arbeitszeit im Alter als gleitender Übergang in den Ruhestand.

Realisierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein lebensphasenorientierte Arbeitsgestaltung kann zum Beispiel durch ein Lebensarbeitszeitkonto realisiert werden. Des Weiteren sind Familienteilzeit, Kinderbonuszeit und Altersteilzeit Elemente einer lebensphasenorientierten Arbeitsgestaltung, die sich auf jeweils eine bestimmte Lebensphase oder Lebenssituation beziehen.

Für den Arbeitgeber gestaltet sich die Personalplanung bei diesem Arbeitszeitmodell vergleichsweise aufwändig, da in diesem Modell den Wünschen der Beschäftigten nach Zeitsouveränität weitgehend Rechnung getragen werden soll. Es können sich Überbrückungssituationen oder ein Bedarf für Neueinstellungen ergeben.[3]

Arbeitszeitkonten werden von Arbeitnehmern vergleichsweise selten dafür genutzt, während der sogenannten Rush-Hour des Lebens eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erzielen. Sie werden vorwiegend in späteren Lebensphasen genutzt.[4]

Beispiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Beispiel für wechselnde Arbeitszeiten im Verlauf des Lebens sind: eine erste, arbeitsintensive Phase des Berufseinstiegs, anschließend eine Reduzierung der Arbeitszeit während einer Familienphase (oft auch als Rush-Hour des Lebens bezeichnet) und eine späte Phase mit der Möglichkeit einer reduzierten Wochenarbeitszeit (zum Beispiel in Form von Altersteilzeit).

Ein besonderer Aspekt der lebensphasenorientierter Arbeitszeit ist die alternsgerechte Arbeitszeit. Der Grundgedanke dieses Konzepts besteht darin, das Arbeitsvolumen im Alter bei reduzierter wöchentlicher Arbeitszeit über eine längere Lebensspanne zu strecken.[5] In der Personalpolitik gilt sie als vorausschauende Reaktion auf die zunehmende Alterung der Belegschaften. Die lebensorientierte Arbeitszeit soll zugleich die individuelle Work-Life-Balance fördern und der betrieblichen Gesundheitsförderung dienen.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Leitfaden für die Förderung von Alleinerziehenden im SGB II. Anregungen für Geschäftsführungen. (PDF) Bundesagentur für Arbeit, September 2008, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 10. Januar 2016; abgerufen am 23. November 2009.
  2. Stichwortverzeichnis. In: Selbstcheck Familienfreundlichkeit. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 23. November 2009.@1@2Vorlage:Toter Link/check.familienbewusste-personalpolitik.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  3. Daniel Dorniok: Betriebliche Work-life-balance-maßnahmen: Auswirkungen auf Unternehmen und ihre Beschäftigten (Diplomarbeit), Grin-Verlag, 2007, ISBN 978-3-638-66912-2, S. 47
  4. C. Thum, C. Schulz: Zeitwertkonten 2007. Ergebnisse einer Rauser Towers Perrin-Umfrage bei großen und mittelständischen Arbeitgebern, Studie von Rauser Towers Perrin; F.A.Z. Institut/HDI Gerling (Hrsg.) (2008): Zeitwertkonten im Mittelstand, Studie von HDI Gerling und F.A.Z. Institut, 2007. Zitiert nach Memorandum Familie leben. Impulse für eine familienbewusste Zeitpolitik. (PDF; 3,3 MB) BMFSFJ, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 31. Januar 2012; abgerufen am 5. Dezember 2009.
  5. Hartmut Seifert: Alternsgerechte Arbeitszeiten - Die Perspektive: lebensphasensorientierendes Arbeiten. www.denk-doch-mal.de Netzwerk Gesellschaftsethik e.V., archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. Juni 2009; abgerufen am 23. November 2009.