Leineschifffahrt

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Die Leineschifffahrt, also die Schifffahrt auf dem Fluss Leine in Niedersachsen, hat eine bis in das Mittelalter zurückreichende Geschichte.[1]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schiffe auf der Leine bei der Hofschönfärberei A. & G. Dreyer;
Stich auf einem Rechnungsblatt von 1904

Die Schifffahrt auf der Leine wurde angeblich bereits zur Zeit Karls des Großen flussaufwärts bis Elze betrieben. Nachzuweisen ist sie jedoch erst ab dem Ende des 14. Jahrhunderts zwischen Hannover und Bremen und – mit langen Unterbrechungen – bis zum Anfang des 16. Jahrhunderts: In dieser Zeit hatten die Schiffer vor allem mit Eingriffen der adeligen Anrainer und konkurrierender Landesherren zu rechnen und auch andere Schwierigkeiten zu überwinden wie etwa Untiefen, Wehre, Wassermühlen und Zölle.[1]

Die Einfuhren in die spätere Residenzstadt Hannover, die am Stapel vor Hannover abgeladen wurden, bestanden insbesondere aus Tuchen, Fischen, Leder, Häuten, Pech sowie Butter und Käse, in umgekehrter Richtung verließen vor allem Getreide, Mehl und Malz die Stadt.[1]

Nach mehr als 200-jähriger Unterbrechung wurde 1740 die Schifffahrt wieder aufgenommen, der Stapelplatz nach Linden an die Blumenauer Straße verlegt,[1] dem späteren Standort des Ihmezentrums.[2]

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts nahm die Schifffahrt weiter zu. Um 1800 legten jährlich 20 Mast- und Hauptschiffe in Hannover an, jedoch auch kleinere Schiffe, die sogenannten „Bullen“.[1]

Nach den Napoleonischen Kriegen erfuhr die Leineschifffahrt einen erneuten Auftrieb, vor allem durch Johann Egestorff: Dieser hatte ab 1816[3] wöchentlich zwei Schiffe auf dem Wasser, die von Linden flussabwärts Kalk und Mergel, flussaufwärts Zuckerrohr und andere Frachten mit sich führten. Hierfür beschäftige Egestorff bis zu 20 Flößer und Schiffer. Darüber hinaus wurden die Schiffe teilweise vom Ufer aus von Pferden und Schifferknechten gezogen (getreidelt).[1]

Die Inbetriebnahme der Eisenbahnstrecke Hannover-Bremen im Jahr 1847[4] führte zu einem baldigen Ende des Waren- und Gütertransports über die Leine. Doch noch bis in das 20. Jahrhundert hinein erinnerte beispielsweise das Gasthaus Bremer Schiff in Linden an den Hafen.[1]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Otto Franzius, Wilhelm Buchholz, Karl Heinze: Die Wasserwege Niedersachsens (= Veröffentlichungen, Reihe B, Heft 8), 140 Seiten mit zahlreichen zum Teil farbigen Karten und Skizzen, [Hannover-Kleefeld, Arnimstraße 4]: [Wirtschaftswissenschaftliche Gesellschaft zum Studium Niedersachsens], 1930, S. 45–48.
  • Otto Franzius (Bearb.): Entwurf für eine Schiffbarmachung der Leine von Hannover bis Northeim. Im Auftrag des Vereins für die Leineschiffahrt, Hannover: Druckerei Göhmann, 1919.
  • Wilhelm Groth: Die Wasserwirtschaft Niedersachsens. Gewässerkundliche und wasserwirtschaftliche Grundlagen für Planungen im niedersächsischen Wirtschaftsraum (= Schriften der Wirtschaftswissenschaftlichen Gesellschaft zum Studium Niedersachsens e.V., Neue Folge Bd. 22) (= Veröffentlichungen vom Provinzial-Institut für Landesplanung und niedersächsische Landesforschung Hannover-Göttingen, Reihe A, 1,Bd. 22), 135 Seite mit 8 Karten, Oldenburg: Gerhard Stalling; Barsinghausen: Theodor Schulze, 1944, S. 91–97.
  • Jürgen von Capelle: „...als wenn ein Tropfen Blausäure in den Rhein fiele“. Umweltgeschichtliche Aspekte der hannoverschen Stadtgeschichte. In: Hannoversche Geschichtsblätter, Neue Folge 47 (1993), S. 215–153.
  • Umweltschutz im Großraum Hannover. – Gewässergüte von Bächen und Flüssen (= Beiträge zur regionalen Entwicklungsplanung, Bd. 10), 4. erweiterte Auflag, Hannover: Großraum Hannover, Informationsstelle, 1989.
  • Günter Gebhardt: Die Leineschifffahrt im 18. und 19. Jahrhundert. In: Alt Hannoverscher Volkskalender auf das Jahr 2002 und 2003.
  • Dirk Schmidt: Gewässergütekarte der Landeshauptstadt Hannover, Erläuterungsbericht 2007 (= Schriftenreihe Kommunaler Umweltschutz, Heft Nr. 45), Hrsg.: Landeshauptstadt Hannover, Der Oberbürgermeister, Wirtschafts- und Umweltdezernat, Fachbereich Umwelt und Stadtgrün, Bereich Umweltschutz, Hannover: Landeshauptstadt Hannover, Bereich Umweltschutz, 2007.
  • Mario Moers: Als die Ihme noch Transportweg war / Stadtteilforscher Horst Bohne erzählt in der Buchhandlung Decius vom alten Ihmehafen, von Schiffen, die mit der Hand gezogen wurden, und von einem Jachthafen, der nie gebaut wurde, mit 6 historischen Illustrationen, in: Stadtanzeiger Nord, Beilage zur Hannoverschen Allgemeinen Zeitung und Neuen Presse vom 11. Februar 2016, S. 4.
  • Wilhelm Winkel: Geschichte der Stadt Neustadt a. Rbge. (Kapitel:"Neustadt und die Leineschiffahrt"), Sicius, 1966.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g Waldemar R. Röhrbein: Leineschifffahrt. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 397; mit Verweis auf die Literaturangaben von demselben im Stadtlexikon Hannover zum Stichwort Leine, S. 395f.
  2. Hugo Thielen: Ihme-Zentrum. In: Stadtlexikon Hannover, S. 314.
  3. Waldemar R. Röhrbein: Egestorff, (2) Johann. In: Stadtlexikon Hannover, S. 145.
  4. Waldemar R. Röhrbein: Eisenbahn. In: Stadtlexikon Hannover, S. 153ff., hier: S. 154.