Leonie Zuntz

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Leonie Zuntz (* 11. Oktober 1908 in Berlin; † 14. Dezember 1942 in Oxford) war eine deutsche Hethitologin.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dissertation (1936)

Leonie Zuntz war eine Tochter des Mediziners Leo Zuntz und der Edith Bäring. Sie machte 1927 an einem Realgymnasium in Berlin das Abitur und studierte Indogermanistik und Semitistik in Berlin und München. Ihre Dissertation bei Ferdinand Sommer wurde 1936 veröffentlicht. Die Arbeit wurde von der Fachforschung vor allem aufgrund ihrer Leistung, den archaischen Charakter des Hethitischen im Indoeuropäischen nachzuweisen, gewürdigt.

1935 emigrierte Zuntz, bedingt durch die Verfolgung, der sie nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten – nach deren Definition sie als Jüdin galt[1] – unterworfen war, nach Großbritannien, wohin im selben Jahr auch ihre Schwester, die Kunsthistorikerin Dora Zuntz übergesiedelt war. Beider Bruder Günther Zuntz folgte ihnen 1939 mit seiner Familie. Sie fand eine unbesoldete Stelle als Lehrerin für Hethitisch am Jesus College der University of Oxford, wo sie am Somerville College leben durfte, während sie ihren Lebensunterhalt mit privatem Sprachunterricht verdiente.

Seit 1938 arbeitete Zuntz für die Oxford University Press, für die sie hauptsächlich keilschriftliche Korrekturen las. Außerdem veröffentlichte sie 1936 eine Quellenedition hethitischer Texte, deren Übersetzung ins Italienische von Giacomo Devoto besorgt wurde.

Von den nationalsozialistischen Polizeiorganen wurde Zuntz derweil als Staatsfeind eingestuft: Im Frühjahr 1940 setzte das Reichssicherheitshauptamt in Berlin sie auf die Sonderfahndungsliste G.B., ein Verzeichnis von Personen, die im Falle einer erfolgreichen Invasion und Besetzung der britischen Inseln durch die Wehrmacht von den Besatzungstruppen nachfolgenden Sonderkommandos der SS mit besonderer Priorität ausfindig gemacht und verhaftet werden sollten.[2]

Zuntz starb im Dezember 1942 in Oxford, einigen Quellen zufolge durch Suizid.[3]

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die hethitischen Ortsadverbien arḫa, parā, piran als selbständige Adverbien und in ihrer Verbindung mit Nomina und Verba, 1936.
  • Un testo ittita di Scongiuri, 1937.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Die Familie war seit der Konversion von Zuntz’ Großvater zum Christentum konfessionell christlich.
  2. Eintrag zu Zuntz auf der Sonderfahndungsliste G.B. (Wiedergabe auf der Website des Imperial War Museums in London)
  3. Petra Umlauf: Die Studentinnen an der Universität München 1926 bis 1945, 2016, S. 255.