Lindow (Friedland)

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Lindow
Stadt Friedland
Koordinaten: 52° 6′ N, 14° 18′ OKoordinaten: 52° 6′ 12″ N, 14° 18′ 7″ O
Höhe: 57 m
Fläche: 7,56 km²
Einwohner: 90 (31. Dez. 2016)[1]
Bevölkerungsdichte: 12 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. März 2001
Postleitzahl: 15848
Vorwahl: 033676

Lindow (niedersorbisch Lindow) ist ein Ortsteil der Stadt Friedland im Landkreis Oder-Spree (Brandenburg). In der Frühen Neuzeit gehörte der Ort zum Ordensamt Friedland des Johanniterordens. Lindow war bis zur Eingemeindung Ende des Jahres 2001 eine selbständige Gemeinde.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lindow liegt knapp drei Kilometer Luftlinie östlich von Friedland. Die Gemarkung von Lindow grenzt im Norden an die Gemarkung von Reudnitz, im Osten an Groß Briesen, im Süden an Günthersdorf und im Westen an die Stadtgemarkung von Friedland. Der Ort ist über die L43 von Friedland aus zu erreichen, die allerdings südlich des Ortes vorbei führt. Weitere kleinere Straßen führen nach Günthersdorf, Reudnitz und Weichensdorf.

Von Günthersdorf kommend zieht sich der Lindow-Günthersdorfer Graben etwa von Nord nach Süd durch die Gemarkung hindurch. Der Ortskern liegt auf etwa 57 m ü. NHN. Tiefster Punkt ist der Lindow-Günthersdorfer Graben am südlichen Rand der Gemarkung mit etwa 55 m ü. NHN, der höchste Punkt liegt in der südöstlicher Ecke der Gemarkung mit etwas über 70 m ü. NHN. Der Weinberg nordöstlich des Ortskern erreicht 69,6 m ü. NHN.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rudolf Lehmann gibt in Historischen Ortslexikon der Niederlausitz 1429 als Jahr der ersten urkundlichen Nennung von Lindow an. Diese urkundliche Nennung und auch die dort geschilderte frühe Besitzgeschichte beziehen sich auf Groß Lindow im Amt Brieskow-Finkenheerd, im 15. Jahrhundert nur Lyndow genannt.[2][3][4] Auch im Ortsnamenbuch sind Belege aufgeführt, die definitiv nicht diesen Ort betreffen.[5] Der Name Lindow leitet sich vom deutschen Baumnamen Linde ab, dem die Endung -ow = Aue hinzugefügt wurde. Der Name wäre somit als Lindenaue zu interpretieren.[6][5] Das Dorf ist nach seiner Struktur ein Sackgassendorf.

Lindow auf dem Urmesstischblatt 3851 Beeskow von 1846

Besitzgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sicher ist, dass Lindow (bei Friedland) schon vor 1518 zur Herrschaft Friedland gehörte. Es ist anzunehmen, dass es damals auch aufgrund der Lage inmitten der Herrschaft Friedland schon eine geraume Zeit vorher Teil der Herrschaft Friedland war (Houwald). 1518 verkaufte der Niederlausitzer Landvogt Heinrich Tunkel von Bernitzko als Vormund der drei noch unmündigen Brüder Hans, Andreas und Peter v. Köckeritz, lediglich Georg war schon mündig, die Herrschaft Friedland für 16.750 Rheinische Gulden an den Johanniterorden. Der Verkauf wurde wegen des zu niedrigen Preises angefochten und rückgängig gemacht. Georg, Hans und Andreas v. Köckritz erhielten schließlich 1527 vom damaligen böhmischen König Ferdinand I. die Belehnung mit der Herrschaft Friedland; Peter war anscheinend in der Zwischenzeit verstorben. Wegen Überschuldung mussten die drei Brüder v. Köckritz die Herrschaft Friedland 1533 schließlich doch an den Johanniterorden verkaufen, für den doch etwas besseren Preis von 21.500 Talern. Lindow gehörte nun bis 1811 zum Ordensamt Friedland. Das Ordensamt Friedland wurde 1811 vom damaligen sächsischen König Friedrich August I. eingezogen und in ein königlich-sächsisches Amt umgewandelt. Nach dem Übergang an Preußen 1815 wurde das Amt nun Rentamt Friedland genannt.

Dorfgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1642 waren von neun Hausstellen nur ein Bauer, zwei Kossäten und ein Büdner übrig geblieben. Fünf Hausstellen waren also wüst. 1665 wird die Bevölkerungsstruktur wie folgt beschrieben: ein Lehnschulze mit vier Hufen, fünf Dreihufenbauern (ein gewisser Wuchatz, ein gewisser Lübeck, Matthes Judisch, Michel Driebisch, Hans Dielow), zwei Zweihufenbauern (Gürge Schlieben und ein gewisser Föder) und einen Kossäten oder Gärtner (Mewes Bölicke). Die Feldmark war demnach in 23 Hufen eingeteilt. Der Kossäte Bölicke hatte mehrere Stücke Landes. Zwei gehörten der Gemeinde, waren aber mit diesem Gut verbunden. Im Veränderungsfall musste der Gemeinde für diese zwei Stücke ein Viertel Bier gezahlt werden, außerdem jährlich sechs Groschen 6 Pfennig. Für eine Wiese, die etwa ein Fuder Heu ergab, musste er den Gemeindebullen füttern, der aber von der Gemeinde angeschafft wurde. 1665 befand sich auf der Feldmark Lindow eine Tongrube, die den Ton für den Ziegelofen bei Friedland lieferte. Am Weinberg nordöstlich des Ortskerns wurde in der Frühen Neuzeit Wein angebaut.[7]

1708 sind es sieben Bauern und zwei Kossäten, In Lindow lebten 20 erwachsene Personen zwischen 12 und 60 Jahren. 1723 werden dagegen acht Bauern und ein Kossäte genannt. 1809 waren es schließlich neun Ganzbauern und zwei Halbbauern. 1818 gab es 13 Feuerstellen, in den 87 Menschen wohnten.[8] Für 1823 wird die Bevölkerung wie folgt beschrieben: ein Lehnschulze, sieben Bauern, zwei Einhufenbauern und ein Kossäte. 1840 sind 17 Häuser und 131 Bewohner registriert worden.[9] 1864 sind 19 Wohnhäuser ausgewiesen, in denen 168 Menschen lebten.[10] 1871 gab es 21 Wohngebäude in Lindow.[11]

Bevölkerungsentwicklung seit 1818[12] (*[13])

Jahr Einwohner
1818 87*
1846 130*
1867 156[11]
1875 161
1890 150
1900 144*
1910 147
1925 141
1933 131
1939 144
Jahr Einwohner
1946 205
1950 168
1964 117
1971 114
1981 107
1985 100
1989 90
1990 84
1991 84
1992 84
Jahr Einwohner
1993 92
1994 88
1995 88
1996 85
1997 95
1998 96
1999 90
2000 92

Kommunale und politische Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der niederlausitzische Ort gehörte in der sächsischen Zeit zum Krummspreeischen Kreis. Nach der Eingliederung der Niederlausitz in die Provinz Brandenburg, wurde der Kreis umbenannt in Kreis Lübben; der Kreis behielt aber im Wesentlichen seine Grenzen bei. 1950 wurde der Kreis Lübben bei der ersten Kreisreform in der damaligen DDR stark vergrößert. Nur zwei Jahre später wurde der Kreis Lübben in der umfassenden Kreisreform von 1952 wieder stark verkleinert. Die nördlichen Teile des ursprünglichen Kreises Lübben kamen zum neugeschaffenen Kreis Beeskow, darunter auch Lindow. Nach der Wende wurde der Kreis Beeskow noch in Landkreis Beeskow umbenannt. In der Kreisreform vom 5./6. Dezember 1993 im Land Brandenburg wurde der Kreis Beeskow zusammen mit dem Kreis Fürstenwalde, dem Kreis Eisenhüttenstadt-Land und dem Stadtkreis Eisenhüttenstadt zum Landkreis Oder-Spree vereinigt. Einige Gemeinden im südlichsten Teil des damaligen Landkreises Beeskow wurden in den Landkreis Dahme-Spreewald umgegliedert.

Im Zuge der Verwaltungsreformen 1992 im Land Brandenburg bildete Lindow zusammen mit 15 anderen Gemeinden die Verwaltungsgemeinschaft Amt Friedland (Niederlausitz). Zum 31. Dezember 2001 wurde Lindow in die Stadt Friedland eingemeindet und ist seitdem ein Ortsteil von Friedland. Das Amt Friedland (Niederlausitz) wurde zum 26. Oktober 2003 aufgelöst. Im Ortsteil Lindow wird ein Ortsbeirat bestehend aus drei Mitgliedern gewählt, die aus ihrer Mitte den Ortsvorsteher wählen. Ortsvorsteherin in Lindow ist derzeit (2015) Sabine Graumann.

Kirchliche Zugehörigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lindow hat keine Kirche und war zur Wendischen Kirche in Friedland eingekircht. Heute gehört Lindow zur Evangelischen Kirchengemeinde Friedland-Niewisch im Evangelischen Kirchenkreis Oder-Spree.[14]

Denkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für Lindow weist die Denkmalliste des Landes Brandenburg für den Landkreis Oder-Spree nur ein Bodendenkmal aus:[15]

  • Nr. 90783 Flur 1,4: der Dorfkern des deutschen Mittelalter, der Dorfkern der Neuzeit

Belege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • August Hänseler: Das Ordensamt Friedland nach dem Dreißigjährigen Kriege. (Aufgrund des Amtshausbuches von 1665). In: Niederlausitzer Mitteilungen. Band 23, Guben 1935, S. 91–114.
  • Götz Freiherr von Houwald: Die Niederlausitzer Rittergüter und ihre Besitzer. Band III: Kreis Lübben. Degener Verlag, Neustadt an der Aisch 1984, S. 372
  • Heinrich Kaak: Korporative Gutsherrschaft und Agrarinnovationen in Preußen – der Johanniterorden auf seinen neumärkischen Ämtern 1750–1811. BWV, Berliner Wiss.-Verl., Berlin 2012 (im Folgenden abgekürzt Kaak, Korporative Gutsherrschaft mit entsprechender Seitenzahl).
  • Rudolf Lehmann: Historisches Ortslexikon für die Niederlausitz. Band 1: Einleitung und Übersichten. Die Kreise Luckau, Lübben und Calau. Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde, Marburg 1979, ISBN 3-921254-96-5, S. 180

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gemeinde- und Ortsteilverzeichnis des Landes Brandenburg. Landesvermessung und Geobasisinformation Brandenburg (LGB), abgerufen am 21. Juni 2020.
  2. Gerhard Schlegel: Frankfurt/Oder: Kartäuser. In: Heinz-Dieter Heimann, Klaus Neitmann, Winfried Schich (Hrsg.): Brandenburgisches Klosterbuch. Handbuch der Klöster, Stifte und Kommenden bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts, Band 1. Be.bra-Wissenschafts-Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-937233-26-0, S. 464–474.
  3. Winfried Töpler: Das Kloster Neuzelle und die weltlichen und geistlichen Mächte 1268–1817. (= Studien zur Geschichte, Kunst und Kultur der Zisterzienser. Band 14). Berlin 2003, ISBN 3-931836-53-3
  4. Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil VII Lebus. Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1983.
  5. a b Siegfried Körner: Ortsnamenbuch der Niederlausitz. Studien zur Toponymie der Kreise Beeskow, Calau, Cottbus, Eisenhüttenstadt, Finsterwalde, Forst, Guben, Lübben, Luckau und Spremberg (= Deutsch-Slawische Forschungen zur Namenkunde und Siedlungsgeschichte. Band 36). Akademie-Verlag, Berlin 1993, ISBN 3-05-000836-9, S. 187 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Ernst Eichler: Die Ortsnamen der Niederlausitz. VEB Domowina-Verlag, Bautzen 1975.
  7. Heinz-Dieter Krausch: Der frühere Weinbau in der Niederlausitz. In: Jahrbuch für Brandenburgische Landesgeschichte. Band 18, Berlin 1967, S. 12–57, PDF, S. 19
  8. Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungsbezirks Frankfurth a. d. O. G. Hayn, Berlin 1820, S. 219
  9. Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungs-Bezirks Frankfurt a. d. O. Gustav Harnecker’s Buchhandlung, Frankfurt a. O. 1844, Online bei Google Books, S. 173
  10. Statistisches Bureau der Königlichen Regierung zu Frankfurt a. O.: Topographisch-statistisches Handbuch des Regierungs-Bezirks Frankfurt a. O. Verlag von Gustav Harnecker u. Co., Frankfurt a. O. 1867, Online bei Google Books, S. 202
  11. a b Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung. II. Provinz Brandenburg. Verlag des Königlichen Statistischen Bureaus, Berlin 1873, Online bei Google Books, S. 196
  12. Beitrag zur Statistik Landesbetrieb für Datenverarbeitung und Statistik Historisches Gemeindeverzeichnis des Landes Brandenburg 1875 bis 2005 19.3 Landkreis Dahme-Spreewald PDF
  13. Lehmann, Historisches Ortslexikon Niederlausitz, S. 198.
  14. Evangelische Kirchengemeinde Friedland-Niewisch (Memento des Originals vom 16. Januar 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ekkos.de
  15. Denkmalliste des Landes Brandenburg: Landkreis Dahme-Spreewald (PDF). Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Lindow – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien