Linzer Programm (Christliche Arbeiterbewegung)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Das Linzer Programm von 1923 war ein Grundsatzpapier der christlichen Arbeiterbewegung, das von Karl Lugmayer verfasst und am 13. August 1923 beim Reichsverbandstag der Christlichen Arbeiterbewegung in Linz beschlossen wurde. Es forderte den Interessensausgleich zwischen Unternehmern und Arbeiterschaft, der im Rahmen einer berufsständischen Ordnung verwirklicht werden sollte.[1]

Inhalt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der erste Teil des Linzer Programms beschreibt die ideologische Grundanschauung auf Basis der christlichen Lehre, wobei direkt auf biblische Quelle und auf die Enzyklika Rerum Novarum verwiesen wird. Arbeit und Eigentum werden aus christlicher Sicht abgewogen. Eigentum soll sich zwar in privaten Händen befinden, aber gleichzeitig in den Dienst der Gesellschaft gestellt werden.

Der zweite Teil beschäftigt sich mit der gesellschaftlich-wirtschaftlichen Stellung der Arbeiterschaft. Für die christliche Arbeiterbewegung ist die Betonung der Würde jeder einzelnen (arbeitenden) Person charakteristisch. „Betriebsherrschaft“ und „Arbeitergemeinde“ sollen „nach dem Grundsatz der Gerechtigkeit und gegenseitigen Hilfe“ zusammenarbeiten. Basis dafür sind gerechte Löhne und soziale Standards wie Arbeitszeitregelung, Sozialversicherung und Wohnraum. Innerhalb einer berufsständischen Ordnung wird die Selbstverwaltung der Gewerkschaften und der Aufbau von Betriebsräten und Vertrauensmännern in den Betrieben gefordert.

Der dritte Teil des Linzer Programms behandelt die politischen Grundsätze und bekennt sich zur Demokratie und zum freien Wahlrecht. Zurückgewiesen werden einerseits diktatorische „Staatsallmacht“ und andererseits der von den Sozialisten geforderte Klassenkampf zur Erreichung der politischen Ziele.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Karl Lugmayer: Das Linzer Programm der christlichen Arbeiter Österreichs. Erörtert von Dr. Karl Lugmayer. Mit Geleitwort von Leopold Kunschak. Verlag der Typographischen Anstalt, Wien 1924.
  • Gustav Otruba: Linzer Programme 1882–1923–1926. Meilensteine in der Parteiengeschichte Österreichs. In: Oberösterreichische Heimatblätter. Jahrgang 45, Heft 2, 1991, S. 132–136 und 140–142 (ooegeschichte.at [PDF]).
  • Paul Bernhard Wodrazka: Die Christliche Arbeiterbewegung von ihren Anfängen bis zur Gegenwart im Kontext der wirtschaftlichen, politischen und sozialpolitischen Entwicklungen in Österreich (= Politik und Zeitgeschehen. Band 15). Verlag des ÖGB, Wien 2007, S. 21–22 (voegb.at).
  • Georg-Hans Schmit: Die Christliche Arbeiterbewegung 1933–1946. Vom Untergang der Demokratie bis zum Beginn der Zweiten Republik (= Berichte und Forschungen zur Gewerkschaftsgeschichte. Band 3). ÖGB Verlag, Wien 2013, ISBN 978-3-7035-1604-7, S. 60–64 (Kapitel „Das Linzer Programm der christlichen Arbeiterschaft (1923)“).
  • Erika Kustatscher: „Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit (= Veröffentlichungen der Kommission für Neuere Geschichte Österreichs. Band 113). Böhlau, 2016.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Peter Autengruber: Geschichte der österreichischen Gewerkschaftsbewegung bis 1945 (= Gewerkschaftskunde. Band 2). 2010, S. 89–90 (younion-fsg.at [PDF]).