List & Francke

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List & Francke ist eine Antiquariatsbuchhandlung in Meersburg am Bodensee. Ihre Wurzeln reichen bis ins Jahr 1862 in Leipzig zurück, womit sie eine der ältesten der im deutschsprachigen Raum bestehenden ist.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1862 gründeten in Leipzig die Buchhändler Felix List (1824–1892) und Hermann Francke (1822–1898) eine Antiquariatsbuchhandlung mit Auktionsinstitut und Verlag unter dem Namen List & Francke. Beide hatten sich bei einer Auslandstätigkeit in Paris kennengelernt und später mehrere Jahre im Unternehmen des Buchhändlers, Auktionators und Verlegers Theodor Oswald Weigel (1812–1881) im Haus Silberner Bär in Leipzig gearbeitet.

Das Geschäftshaus Universitätsstraße 15 / Ecke Schillerstraße (um 1910)

Der Sitz von List & Francke war in der Universitätsstraße 15 / Ecke Schillerstraße und ab 1885 im Nachbarhaus Universitätsstraße 13.[1] Der später Weltruf genießende Antiquar und Verleger Karl Wilhelm Hiersemann (1854–1928) wurde 1869 Buchhändlerlehrling bei List & Francke und blieb dann noch bis 1874.

1884 kam Franckes Sohn Richard Woldemar Francke (1856–1929) als Prokurist in die Firma, später folgte sein jüngerer Bruder Reinhold Hermann Francke (1861–1929). Ende 1891 schied Hermann Francke aus Altersgründen aus der Firma aus. Als Felix List im Februar 1892 überraschend starb, wurden die Brüder Francke Alleininhaber.

Nach sehr erfolgreichen Jahren geriet die Firma nach dem Ersten Weltkrieg und während der Inflation in Schwierigkeiten und musste 1923 schließlich verkauft werden. Über Walter Höckner kam sie 1925, außer dem Namen fast wertlos, an den Leipziger Antiquar und Verleger Friedrich Wilhelm Hendel (1887–1947). Dieser benutzte List & Francke ohne antiquarische und verlegerische Aktivitäten unter diesem Namen nur als Buchhandel für seinen Verlag. Der Hendelsche Verlag selbst hatte seinen Firmensitz von 1935 bis 1937 in Meersburg am Bodensee und von 1937 bis 1974 in Naunhof bei Leipzig.

Nach der durch die DDR betriebenen Zwangsauflösung in Naunhof ging Hendels Witwe Elsbeth Hendel (1888–1984) in die Bundesrepublik und übergab 1978 List & Francke ihrem Enkel Christian Lenhardt (* 1954), der bis 1985 ein Ladengeschäft mit Sortiment und Antiquariat in Überlingen am Bodensee betrieb und dann List & Francke nach Meersburg überführte. Seit 1999 ist List & Francke im Internet vertreten. 2000 wurde die irische Abteilung Kerry Bookhaven gegründet, die im County Kerry ein selbständiges Unternehmen wurde.

Aktivitäten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Leipziger Zeit bis in die 1920er Jahre war von einer Vielzahl und auch Aufsehen erregender Aktivitäten gekennzeichnet. Bis 1922 erschienen allein 474 Antiquariatskataloge.[2] Dabei war insbesondere Literatur aus Ungarn stark vertreten. 1874 kam die Bibliothek des russischen Schriftstellers Sergej Sobolewski (1803–1870) mit 800 Titeln zum Verkauf, von denen das teuerste Einzelstück allein 7100 Taler erbrachte.[3]

Auch zu den Auktionen erschienen Kataloge, bis 1916 waren es 145.[4] Ein Ereignis ersten Ranges im Antiquariats-Buchhandel war 1869 die Auktion der Bibliothek des zwei Jahre zuvor hingerichteten mexikanischen Kaisers Maximilian I. (1832–1867).[3]

Eine besondere Spezialität der Firma war der Autographenhandel, den sie auch auf dem Wege der Auktion betrieb und darin zum bedeutendsten Händler Deutschlands wurde, da fast alle großen Sammlungen durch ihre Vermittlung zum Verkauf kamen.[3]

Ab 1978 wurde die Katalogausgabe am Bodensee fortgesetzt, wobei 1995 mit 6000 Titeln der umfangreichste Katalog seit 1895 erschien sowie ein Jahr darauf der letzte gedruckte.[5]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Rudolf Schmidt: Felix List. In: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker, Band 1, Verlag der Buchdruckerei Franz Weber, Berlin 1902, S. 626–628 (Digitalisat)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Historische Adressbücher Sachsens. Abgerufen am 28. Mai 2022 (Leipzig 1884 und 1885 aufrufen).
  2. Antiquariatskataloge. In: List & Francke. Abgerufen am 28. Mai 2022.
  3. a b c Rudolf Schmidt: Felix List
  4. Auktionskataloge 1862–1916. In: List & Francke. Abgerufen am 28. Mai 2022.
  5. Aus 155 Jahren Firmengeschichte. In: List & Francke. Abgerufen am 28. Mai 2022.