Liste der Abteilungsleiterinnen in der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft beschäftigte im Vergleich zu den Universitäten mehr Frauen. In einigen Kaiser-Wilhelm-Instituten arbeiteten Wissenschaftlerinnen ab 1912, in 10 Kaiser-Wilhelm-Instituten gab es immerhin 14 Abteilungsleiterinnen, deren Status dem eines außerordentlichen Professors entsprach.

Drei der 14 Abteilungsleiterinnen wurden zum Wissenschaftlichen Mitglied ernannt. Drei weitere waren nur inoffiziell mit dieser Position betraut worden.

KWI für Leiterin Abteilung von–bis
Chemie Lise Meitner
(Wissenschaftliches Mitglied 1913–1938)
Radiophysikalische Abteilung 1918–1938
Hirnforschung Cécile Vogt
(Wissenschaftliches Mitglied 1919–1937)
Hirnanatomie 1919–1937
Faserstoffchemie Gerda Laski Ultrarotforschung 1924–1927
Ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht Marguerite Wolff
(inoffiziell)
Englische und amerikanische Rechtsfragen 1925–1933
Biochemie Maria Kobel Tabakforschung 1929–1936
Medizinische Forschung Isolde Hausser
(Wissenschaftliches Mitglied 1938–1951)
„Abteilung Hausser“ 1929–1951
Hirnforschung Marthe Vogt Chemische 1931–1935
Strömungsforschung Irmgard Flügge-Lotz
(inoffiziell)
Theoretische Aerodynamik 1934–1938
Hirnforschung Gertrud Soeken Klinikleiterin (unter ihrer Leitung wurde 1932 eine eigene Nervenklinik des KWI-Instituts für Hirnforschung fertiggestellt) und NSDAP-Mitglied[1] 1935–1939
Tierzuchtforschung Ann-Charlotte Frölich Biologische Chemie 1940–1943
Biochemie Else Knake Gewebezüchtung 1943–1945/63
Kulturpflanzenforschung Elisabeth Schiemann Geschichte der Kulturpflanzen 1943–1945/56
Silikatforschung Luise Holzapfel Silikatchemie 1943/45–1962
Ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht Angèle Auburtin
(inoffiziell)
Amerikanisches Staats- und Verwaltungsrecht/Katholisches Kirchenrecht 1934/44–1945

An den 41 Forschungsinstituten der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft waren bis 1945 zudem insgesamt 254 Wissenschaftlerinnen angestellt.[2] Die KWI nahm damit eine Sonderstellung unter den außeruniversitären Forschungseinrichtungen ein, da Frauen vor den 1950er Jahren außer in der Leopoldina in keiner Akademie Leitungsfunktionen übernahmen.[3] Annette Vogt führt dies auf das sogenannte Harnack-Prinzip der KWI zurück, nach dem wissenschaftliche Angestellte nicht von allen Mitgliedern demokratisch gewählt, sondern von den Direktoren der jeweiligen Institute bestimmt werden konnten. Dies schloss Wissenschaftlerinnen von einigen Instituten komplett aus, ermöglichte ihnen aber an anderen Instituten höhere Chancen auf eine Anstellung.[4]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Annette Vogt: Vom Hintereingang zum Hauptportal? Lise Meitner und ihre Kolleginnen an der Berliner Universität und in der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft. Steiner, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-515-08881-7, (Pallas Athene 17).
  • Annette Vogt: Wissenschaftlerinnen in Kaiser-Wilhelm-Instituten. A–Z. 2. erweiterte Auflage. Archiv zur Geschichte der Max-Planck-Gesellschaft, Berlin 2008, ISBN 978-3-927579-12-5, (Veröffentlichungen aus dem Archiv zur Geschichte der Max-Planck-Gesellschaft 12).
  • Annette Vogt: Die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft wagte es: Frauen als Abteilungsleiterinnen. In: Renate Tobies (Hrsg.): „Aller Männerkultur zum Trotz“. Frauen in Mathematik und Naturwissenschaften. Campus, Frankfurt a. M./New York 1997, ISBN 3-593-35749-6, S. 203.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ernst Klee: Deutsche Medizin im Dritten Reich. Karrieren vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-10-039310-4, S. 152 und 157.
  2. Annette Vogt: Barrieren und Karrieren - am Beispiel der Wissenschaftlerinnen in Instituten der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft. In: Hildegard Küllchen, Sonja Koch, Brigitte Schober und Susanne Schötz (Hrsg.): Frauen in der Wissenschaft - Frauen an der TU Dresden. Tagung aus Anlass der Zulassung von Frauen zum Studium in Dresden vor 100 Jahren, Leipzig 2010, S. 161–179, hier: 171.
  3. Annette Vogt: Barrieren und Karrieren - am Beispiel der Wissenschaftlerinnen in Instituten der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft. In: Hildegard Küllchen, Sonja Koch, Brigitte Schober und Susanne Schötz (Hrsg.): Frauen in der Wissenschaft - Frauen an der TU Dresden. Tagung aus Anlass der Zulassung von Frauen zum Studium in Dresden vor 100 Jahren, Leipzig 2010, S. 161–179, hier: 170.
  4. Annette Vogt: Barrieren und Karrieren - am Beispiel der Wissenschaftlerinnen in Instituten der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft. In: Hildegard Küllchen, Sonja Koch, Brigitte Schober und Susanne Schötz (Hrsg.): Frauen in der Wissenschaft - Frauen an der TU Dresden. Tagung aus Anlass der Zulassung von Frauen zum Studium in Dresden vor 100 Jahren, Leipzig 2010, S. 161–179, hier: 172.