Liste der Wüstungen im ehemaligen Landkreis Duderstadt

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Diese Liste führt die Wüstungen im ehemaligen Landkreis Duderstadt auf. Der seit 1973 zum Landkreis Göttingen gehörende Landkreis Duderstadt erstreckte sich über weite Gebiete des Untereichsfeldes, nur dessen kleinerer südliche Anteil gehört zum heutigen thüringischen Landkreis Eichsfeld. Das Eichsfeld gehörte zu den wüstungsreichsten Gebieten im Heiligen Römischen Reich, etwa 288 erhalten gebliebenen Orten oder Siedlungen stehen über 530 Wüstungen gegenüber.[1]

Historische Hintergründe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Besiedelt wurden die tiefer gelegenen Gebiete des Eichsfeldes insbesondere nach der Völkerwanderungszeit zunächst von Süden durch thüringische Volksgruppen. Nach der Zerschlagung des Thüringer Königreiches wanderten von Norden den Sachsen zugerechnete ostfälische Stämme ein. Ob die heutige Sprachgrenze zwischen dem Niederdeutschen und dem Mitteldeutschen auch die Besiedlungsgrenze darstellte, ist nicht genau belegt.

In der späteren Besiedlungsphase des Eichsfeldes wurden dann größere Waldgebiete gerodet und zahlreiche kleine Dörfern oder Siedlungen gegründet. Bis ins 15. Jahrhundert sind viele dieser Orte aufgegeben worden, insbesondere nach kriegerischen Auseinandersetzungen im Spätmittelalter, aber auch auf Grund unzureichender Lebensbedingungen. Die Bewohner zogen dann meist in benachbarte und größere Dörfer, die mehr Schutz boten, die Gemarkung dieser Orte wurde dann meist auch diesen Orten zugeschlagen. Obwohl das Eichsfeld im Dreißigjährigen Krieg stark in Mitleidenschaft gezogen wurde, sind in dieser Zeit kaum Orte verlassen werden.

Liste der Wüstungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, da von vielen Ortsnamen nur wenige Urkunden oder Belege vorliegen. Bei einigen Wüstungsnamen ist nicht sicher, ob es sich um reine Ortswüstungen oder um Flurwüstungen handelt. Nicht aufgeführt werden Orte, die aufgegeben würden und später unter gleichem Namen wieder neu besiedelt wurden, sowie aufgegebene Burganlagen. Für viele weitere Wüstungsorte ist die geographische Lage nicht bekannt (?). Das Datum der Ersterwähnung ist daher typischerweise kein Gründungsdatum, die Gründung erfolgte früher. Noch ungenauer ist die Datierung der Aufgabe der Wüstung, der Zeitpunkt ist meistens nur dadurch abzuschätzen, dass der Ortsname ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr in Urkunden vorkommt. Typisch ist die Vielfalt an Schreibweisen, die sich Laufe von Jahrzehnten und Jahrhunderten änderte. Eine genaue Zuordnung von historischen Ortsnamen in alten Urkunden zu heutigen Dörfern ist daher nicht immer sicher gewährleistet.

Name Lage Ersterwähnung Beginn des Wüstliegens Bemerkungen Bild
Abterode Hilkerode, Pöhlde 952 (Abbaterod) 16. Jh
Barkefeld, Berkefeld Rollshausen, Germershausen 926 (villa Barkeveld) Rittergeschlecht von Barkefeld: Ritter Werner 1324
Bennickenhusen, Bönnikeshusen Gieboldehausen, Wollbrandshausen 1236 (Bonkeshusen) 16. Jh.?
Besenhausen Bilshausen 1256 (Besenhusen)
Clapparot, Clappenroode Rhumspringe, Pöhlde 1174 (Cleppincheroth)
Dudenborn Nesselröden 1221 16. Jh. Adelsgeschlecht von Dudenborn: Johann 1227
Eidingerode, Eddigerot Duderstadt 1266 (Egingerode)
Elvershausen, Helvershausen Lindau, Wulften 1270 (Elverdeshusen) 16. Jh.
Ellingerode, Elbingerode Lindau 1290 vor 1500 1318 Eldingerode
Golthagen Nesselröden
(Groß) Thiershausen Renshausen 1410 (Thiedershausen) später Vorwerk und Mühle, heute Hofanlage
Haldessen Bilshausen, Gieboldehausen
Hübenthal Breitenberg 1373 (Huvendal)
Jakobshagen ?Gieboldehausen, Rüdershausen 1316 (Jocheshag) vor 1600
Klein Oberfeld Obernfeld (Oberfeld minor)
Klein Thiershausen Gieboldehausen 1259 (Tiedershusen) 16. Jh.
Kreterode, Krevetterode Brochthausen, Hilkerode 1429 (Crebesserode) 16. Jh.
Lemshausen, Lambshusen, Lembershusen Gieboldehausen 1256 (Lemmershusen) 15. Jh. Kirche St. Martin
Edelsippe derer von Lemmershausen
1589 Belehnung durch Herzog Wolfgang von Braunscheig an die von Minnigerode
Erbengemeinschaft Lembshausen in Gieboldehausen
Vorwerk derer von Minnigerode, später Zehntscheune
Lembshäuser Kirchhof mit heutigem Wegekreuz[2]
Lemmershausen Gieboldehausen Adelsgeschlecht von Lamershausen: Bernhard (Famulus) 1297, Heinrich 1346 (im Kloster Northeim)
Lerne Duderstadt 1288 vor 1438
Marsfeld Gieboldehausen 1256 vor 1600
Meginwardeshusen Lindau (Eichsfeld) (1105 Meginwardeshusen?) 1341 Meinwwardessen
Nagekenrode, Nackenrode Nesselröden 1189 (Nackenrot)
Nienrode, Nigerode Hilkerode 1421 (Nigerode) Adelsgeschlecht von Nigerode: Johann 1356, Hans 1390
Odershausen, Oershausen Bodensee, Bilshausen 1055 (Odereshusen) 16. Jh.
Olenrode ?Gieboldehausen 1516 (Giseler to Obenrode)
Ollenhausene Bilshausen
Rollshagen Breitenberg, Langenhagen 1420 (Roleveshagen)
Rosenthal Westerode 1297 (Mühle Rosenthal) 1384?
Stopenhagen, Stäpe Nesselröden 1300 Adelsgeschlecht von Stoppenhagen: Brüder Johann, Lüdiger, Wedekind, Wasmund, Bruno (verwandte von Wasmut von Böseckendorf)
Totenhausen, Dodenhusen Gieboldehausen 1381 vor 16. Jh. 1734 noch ein Pfarrhof St. Bartholomäus
Wadderode ?Rhumspringe 1230
Wendeleveshusen Rollshausen, Germershausen 1369 15./16. Jh.
Wenderode Bilshausen 1537 (Worteroda) vor 1606
Werkshusen Gieboldehausen 1369 15./16. Jh. Adelsgeschlecht von Werkshausen: Luprecht und Dietrich 1224, Dietrich, Heinrich und Mile 1265
Wickelshausen ?Nesselröden, Seulingen 1343 (Wendolveshausen)
Wolbrechtshausen Lindau, Gillersheim 1105 (Waltbrechtshusen) 16. Jh.

Zeitweilig wüst gelegene Orte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hier werden Orte aufgezählt, die zeitweilig wüst gelegen haben, später wieder besiedelt und aufgebaut wurden und noch heute existieren: Herbigshagen, Groß Thiershausen (1520), Renshausen (1520).

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Dietrich Denecke: Historisch-geographische Fragestellungen zur mittelalterlichen Siedlungsentwicklung im Unteren Eichsfeld. In: Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte. Bd. 54, Hildesheim 1985, S. 27–38
  • Levin von Wintzingeroda-Knorr: Die Wüstungen des Eichsfeldes: Verzeichnis der Wüstungen, vorgeschichtlichen Wallburgen, Bergwerke, Gerichtsstätten und Warten innerhalb der landrätlichen Kreise Duderstadt, Heiligenstadt, Mühlhausen und Worbis. Göttingen (O. Hendel) 1903
  • Jürgen Udolph: Die Ortsnamen des Landkreises Göttingen. in: Niedersächsisches Ortsnamenbuch. Teil IV, Verlag für Regionalgeschichte Bielefeld 2003, Seiten 99–100
  • G. Reichel: Geschichtliche Karten der Kreise Heiligenstadt (1908) und Worbis (1913), Hrsg. Historische Kommission der Provinz Sachsen, Druck Louis Koch Halberstadt
  • Erhard Kühlhorn: Die mittelalterlichen Wüstungen in Südniedersachsen Band 1 (1994), 2 (1995), 3(1996), 4 (1996)
  • Historisch-Landeskundliche Exkursionskarte von Niedersachsen. Blatt Duderstadt (Maßstab 1:50000). Hrsg. v. Helmut Jäger, Karte und Erläuterungsheft, Hildesheim 1964
  • Historisch-Landeskundliche Exkursionskarte von Niedersachsen. Blatt Osterode (Maßstab 1:50000). Hrsg. v. Erhard Kühlhorn, Karte und Erläuterungsheft, Hildesheim 1970
  • Franz Boegehold: Die Ortsnamen des Altkreises Duderstadt. In: Die Goldene Mark. 30 (1979), Mecke Duderstadt, Seiten 51–53.
  • Carl Ludwig Hellrung: Die Goldene Mark Duderstadt – Dichtung und Wahrheit. Göttingen 1844 (2010, 304 Seiten)
  • Helmut Godehardt: Besenhausen – eine Wüstung bei Bilshausen. In: Eichsfelder Heimatzeitschrift. 50. Jg. (2007), Heft 2, Mecke Druck und Verlag, Duderstadt 2007, S. 37–38
  • Eckart Schröder: Die mittelalterliche ländliche Kulturlandschaft und ihr Wandel durch die Wüstungsvorgänge im Untereichsfeld. In: Das Eichsfeld. Ein deutscher Grenzraum. Duderstadt 2002, S. 62–65
  • Gerhard Rexhausen: Die Wüstung Jakobshagen. In: Eichsfelder Heimatzeitschrift 57. Jahrgang (2013), Heft 7/8, Verlag Mecke Duderstadt, S. 230–233

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Günther Franz: Der Dreißigjährige Krieg und das deutsche Volk: Untersuchung zur Bevölkerungs- und Agrargeschichte. Verlag Gustav Fischer Stuttgart-New York 1979, Seite 104
  2. Gerhard Rexhausen: Die Wüstung Lemshausen in der Flur von Gieboldehausen. In: Eichsfelder Heimatzeitschrift, 2008, Heft 6,. S. 203–205