Liste der ehemaligen Landesvertretungen in Bonn

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Diese Liste stellt dar, welche Gebäude in der ehemaligen Bundeshauptstadt Bonn von den Vertretungen der Länder beim Bund (Landesvertretungen) in der Zeit von 1949 bis zur Verlegung des Parlaments- und Regierungssitzes nach Berlin genutzt wurden; wie sie entstanden sind, welche Veränderungen sie erfahren haben und wie sie heute genutzt werden.

Im ersten Jahr nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland 1949 kamen einige Landesvertretungen zunächst im und in den sog. „Pressehäusern“ am Bundeshaus sowie in der Villa Henkel (Länderhaus) in Unkel unter, bevor sie sich nach und nach in eigenen Domizilen niederließen. Nach der Wiedervereinigung 1990 kamen noch die ebenfalls zunächst provisorisch untergebrachten Vertretungen der fünf neuen Länder hinzu. Der Umzug der letzten Landesvertretungen nach Berlin erfolgte aufgrund des späteren Zeitpunkts der Verlegung des Sitzes des Bundesrats (Sommer 2000) erst Ende 2000.

Bundesland Bild Ortsteil Standort Baujahr Baugeschichte Nutzungszeitraum Heutiger Nutzer
Baden-Württemberg
Einzelartikel
Gronau Schlegelstraße 2–4
Lage
1953–1954, 1970–1972, 1989–1991 (Gästehaus) 2011 bis auf früheres Gästehaus abgebrochen, die denkmalgeschützte Fassade von 1953/54 wurde in den Neubau eines fünfgeschossigen Büro- und Verwaltungsgebäudes („brandtelf“) integriert. 1954–2000 entfällt; Gästehaus: Schönheitsklinik
Bayern
Einzelartikel
Gronau Schlegelstraße 1
Lage
1954–1955 Architekt: Sep Ruf; Anbau von 1981/82 (Planungsgruppe Stieldorf) 1955–1999 Deutsche Stiftung Denkmalschutz
Berlin Gronau Joachimstraße 7
Lage
1912 (Nr. 7), 1897 (Nr. 6 und 8) Genutzt wurden die Häuser mit den Hausnummern 7 sowie 6 und 8 (Gästehaus). Der Ankauf der Häuser Nr. 6 und 8 erfolgte 1959/1965, Nr. 7 1959. Architekt (Nr. 7): Julius Rolffs. Zuletzt 40 Mitarbeiter.[1] 1950–2000 Auktions- und Handelshaus für Briefmarken und Münzen
Berlin
Einzelartikel
Südstadt Schaumburg-Lippe-Straße 6
Lage
1911–1912 Mietobjekt; 1949/50 für das Land Berlin wiederaufgebaut 1950–1960 Senioren-Wohngemeinschaft
Brandenburg Gronau Schedestraße 1–3, 7
Lage
1952, 1965 1952 für die LV Rheinland-Pfalz erbaut, 1965 erweitert (Nr. 3) und umgebaut. Der Altbau Schedestraße 7 kam Mitte der 1970er-Jahre als Gästehaus hinzu. Ab 1991 durch die LV Brandenburg genutzt, 1992 vom Land angekauft.[2] 1991–2000 U.a. verbandseigene Prüfungsgesellschaft
Bremen
Einzelartikel
Südstadt Schaumburg-Lippe-Straße 7–9
Lage
vor 1920 (Nr. 9); 1905 (Nr. 7) Umbau 1954; ab 1973 wurde auch Nr. 7 angemietet 1949–1999 Institut zur Zukunft der Arbeit
Hamburg
Einzelartikel
Gronau Kurt-Schumacher-Straße 18–20[3]
Lage
1907–1909 Architekt: Julius Rolffs; 1950: Ankauf des Gebäudes, 1965: Umbau der Remise im Park zum Gästehaus 1950–2000 FORIS AG
Hessen
Einzelartikel
Gronau Kurt-Schumacher-Straße 4–8[4]
Lage
1921–1922 (Nr. 8); 1906–1907 (Nr. 4–6) Architekt: Julius Rolffs; 1978–80 Umbau und Anbau eines Gästehauses, 1981: Ankauf der Doppelvilla Nr. 4–6 1949–1999 Monopolkommission (Nr. 8), Privatunternehmen (Nr. 4–6)
Mecklenburg-Vorpommern Plittersdorf Godesberger Allee 18
Lage
1978 1978–1990 von der Ständigen Vertretung der DDR in der BRD genutzt. Ab 1990 Sitz der LVen von Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen. Zuletzt 30 Mitarbeiter.[1] 1991–1999 Deutsche Gesellschaft für Ernährung
Niedersachsen
Einzelartikel
Gronau Kurt-Schumacher-Straße 28
Lage
1989–1990 2007/08 teilweise überbaut für Deutsche Post AG, restlicher Teil 2020 abgebrochen. Von 1952 bis 1990 befand sich die LV Niedersachsens in der Dahlmannstraße 18 (jetzt: Karl-Carstens-Straße). 1990–2000 entfällt
Nordrhein-Westfalen
Einzelartikel
Gronau Dahlmannstraße 2[5]
Lage
1954 Vor 1954 befand sich die erste LV Nordrhein-Westfalens in der Hochkreuzallee 246 in Bad Godesberg. Erweiterungen dieses Neubaus erfolgten 1968–1969 und 1993–1995. 1954–2000
Rheinland-Pfalz
Einzelartikel
Gronau Heussallee 18–24
Lage
1988–1990 Die erste LV von Rheinland-Pfalz befand sich bis 1990 in der Schedestraße; dieses Gebäude wurde dann vom Land Brandenburg genutzt. 1990–2000 Privatunternehmen
Saarland
Einzelartikel
Gronau Kurt-Schumacher-Straße 12–14[6]
Lage
1909–1910 Vor 1969 hatte das Saarland seine Vertretung in Ippendorf; 1972: Erwerb der anderen Doppelhaushälfte/Nr. 14; Architekt: Julius Rolffs 1969–1999 Deutsche Post AG
Sachsen Plittersdorf Godesberger Allee 18
Lage
1978 1978–1990 von der Ständigen Vertretung der DDR in der BRD genutzt. Ab 1991 Sitz der LVen von Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen. Zuletzt 34 Mitarbeiter.[1] 1991–1999 Deutsche Gesellschaft für Ernährung
Sachsen-Anhalt Foto von 1999 Gronau Karl-Carstens-Straße/ Welckerstraße[7]
Lage
1950–1952 Erweiterungsbau 1964; 1952–1990: LV Niedersachsen; 1991 bis 2000: Sitz der LV Sachsen-Anhalt. Zuletzt 35 Mitarbeiter.[1] Abriss 2002[8] 1991–2000 entfällt
Schleswig-Holstein
Einzelartikel
Gronau Kurt-Schumacher-Straße 24–26[9]
Lage
1932 (Nr. 24); 1934 (Nr. 26); 1982–1984 (Zwischentrakt, Anbau) 1953–1970 Nr. 24, ab 1970 auch Nr. 26; 1984 Bau einer Verbindung zwischen den beiden Gebäuden, nach 2000 internationale Kita, 2018 Abbruch der Gebäude; ursprünglich Koblenzer Str. 111 (Bürohaus) und Am Berghang 12 (heute Auf der Steige; Residenz)[10] 1953–2000 entfällt
Thüringen Gronau Simrockstraße 13–15
Lage
1897 (Nr. 13), 1896 (Nr. 15) Erweiterung 1913 1991–1999 Bürogebäude
(Ständige Vertretung der DDR) Plittersdorf Godesberger Allee 18
Lage
1973 Von 1974 bis 1990 wurde das Gebäude von der Ständigen Vertretung der DDR in der BRD genutzt. Ab 1991 war es Sitz der LVen von Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen. Die Residenz befand sich im Bornheimer Stadtteil Hersel (Rheinstraße 232). 1974–1990 Deutsche Gesellschaft für Ernährung

Zusammenfassung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von den elf westdeutschen Ländern einschließlich Berlins waren fünf (Baden-Württemberg, Bayern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz) im Laufe der Zeit mit eigenen, alle später noch erweiterten oder durch neue ersetzten, Neubauten in Bonn vertreten. Zwei weitere (Hessen und Schleswig-Holstein) ließen größere bauliche Erweiterungsmaßnahmen an den von ihnen anfänglich noch allein genutzten Altbauten durchführen, während die vier kleinsten Länder (Berlin, Bremen, Hamburg und das Saarland) auf solche verzichteten. Alle Länder erwarben, zum Teil erst später, die von ihnen zuletzt genutzten Immobilien. Mehrere Länder, darunter Baden-Württemberg und Bayern, unterhielten zudem über längere Zeit Gästehäuser an von dem jeweiligen Hauptsitz ihrer Vertretung getrennten Standorten, andere wie Hamburg in separaten Gebäuden am selben Standort.

Insgesamt wurden zwischen 1952 und 1990 sieben Neubauten westdeutscher Landesvertretungen fertiggestellt, wobei Niedersachsen und Rheinland-Pfalz zweimal an unterschiedlichen Standorten neu bauten. Die vier Landesvertretungen von Bayern (unter Denkmalschutz), Nordrhein-Westfalen und (zweimal) Rheinland-Pfalz sind dabei weitgehend unverändert erhalten, wohingegen die von Baden-Württemberg (Teile der Fassade und des Gästehauses) und Niedersachsen (Teile der Fassade) nur noch in Resten vorhanden sind. Gänzlich abgerissen wurde die erste Landesvertretung von Niedersachsen. Unter Einschluss der Altbauten auch der fünf neuen (Bundes)Länder sind noch die zuletzt genutzten Vertretungen von zwölf Ländern baulich erhalten, die der zwei bereits genannten Länder nur teilweise und die zweier weiterer (Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein) nicht mehr. Unter Denkmalschutz stehen, einschließlich des Fassadenteils der Landesvertretung Baden-Württembergs, mindestens zehn ehemalige Objekte von acht Ländern.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Landesvertretungen in Bonn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise und Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Verkaufen, vermieten, verwerten: Abschied der Länder, General-Anzeiger, 9. Februar 1998, Stadtausgabe Bonn, S. 3
  2. Angelika Schyma: Die Häuser der Landesvertretungen in Bonn. In: Kerstin Wittmann-Englert, René Hartmann (Hrsg.): Bauten der Länder: Die Landesvertretungen in Bonn, Berlin und Brüssel. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg im Allgäu 2013, ISBN 978-3-89870-796-1, S. 17–55 (hier: S. 28/29).
  3. vormals Kurt-Schumacher-Straße 12
  4. vormals Kurt-Schumacher-Straße 2–4
  5. vormals Görresstraße 13
  6. vormals Kurt-Schumacher-Straße 9
  7. vormals Dahlmannstraße 18
  8. Fürs Kongresszentrum wird Platz gemacht, General-Anzeiger, 24. Februar 2002
  9. vormals Kurt-Schumacher-Straße 17/18
  10. Stadt Bonn, Stadtarchiv (Hrsg.); Helmut Vogt: „Der Herr Minister wohnt in einem Dienstwagen auf Gleis 4“. Die Anfänge des Bundes in Bonn 1949/50, Bonn 1999, ISBN 3-922832-21-0, S. 56.