Liste historischer Architekturmodelle aus Palästina

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Die Liste historischer Architekturmodelle aus Palästina erfasst maßstabsgerechte Holzmodelle von heiligen Stätten, die von der franziskanischen Kustodie des Heiligen Landes im 17. und 18. Jahrhundert als exklusive Reisesouvenirs an Pilger und Orientreisende verkauft wurden. Sie wurden in franziskanischen Werkstätten in Jerusalem oder Bethlehem aus verschiedenen Hölzern, Perlmutt, Elfenbein und anderen Materialien angefertigt. Die Idee zu diesen Modellen hatte wahrscheinlich Bernardino Amico OFM, der 1593 das Amt des Guardians zu Bethlehem innehatte. Von seiner Hand stammen Architekturzeichnungen, die den Kunsthandwerkern als Vorlage dienen konnten.[1] Das Sortiment umfasste unter anderem:[1]

  1. Grabeskirche in Jerusalem;
  2. Heilig-Grab-Ädikula mit gepflastertem Vorplatz;
  3. Kalvarienbergkapelle, herausgelöst aus dem Kontext der Grabeskirche;
  4. Geburtskirche in Bethlehem samt unterirdischen Kammern;
  5. Wohnhaus Marias in Nazareth (Loretokapelle);
  6. Haus des Lazarus in Bethanien.

Diese Architekturmodelle dienten in einigen Fällen den Architekten von europäischen Heilig-Grab-Kapellen des 18. Jahrhunderts als Vorbild, am deutlichsten ist dies in Havličkův Brod (Deutsch Brod). Hier wurden die Einlegearbeiten aus Perlmutt an der Fassade nachempfunden.[2]

Staat Ort Objekte Bild
Israel/Palästina Jerusalem, Museum des Studium Biblicum Franciscanum Grabeskirche[3][4]
Israel/Palästina Jerusalem, Rockefellermuseum Grabeskirche[4]
Israel/Palästina Jerusalem, Citadel Museum Grabeskirche[4]
Belgien Brügge, Städtisches Museum Arentshuis Casa dell'Aquila Grabeskirche[5]
Belgien Turnhout, Begijnhofmuseum Grabeskirche[6], dem Modell ist ein Pilgerbrief (dat. 1684) beigefügt[5], Geburtsgrotte[5]
Dänemark Kopenhagen, Nationalmuseum Grabeskirche, drei Exemplare der Heilig-Grab-Ädikula, Geburtsgrotte[5]
Deutschland Augsburg, Maximilianmuseum Grabeskirche[7], Heilig-Grab-Ädikula[8]
Deutschland Bergisches Museum Schloss Burg an der Wupper Grabeskirche[9]
Deutschland Hamburg, Museum für Kunst und Gewerbe Grabeskirche[8]
Deutschland Kassel, Hessisches Landesmuseum Heilig-Grab-Ädikula mit Maßband[10]
Deutschland Lübeck, St.-Annen-Museum Heilig-Grab-Ädikula
Deutschland Kloster Asbach, Zweigmuseum des Bayerischen Nationalmuseums München Grabeskirche[11][12], zwei Exemplare der Heilig-Grab-Ädikula, eines davon mit Lederfutteral[13]
Deutschland Regensburg, Schloss Emmeram Grabeskirche (dat. 1696), Geburtsgrotte (dat. 1697), Heilig-Grab-Ädikula (dat. 1702), Himmelfahrtskapelle (dat. 1702), Mariengrab (dat. 1703), Abendmahlssaal auf dem Zion (dat. 1718), Wohnhaus Marias in Nazareth (dat. 1718), Helenakapelle mit dem Ort der Kreuzauffindung (dat. 1718), Kalvarienbergkapelle (dat. 1718), Verkündigungsgrotte in Nazareth (dat. 1718), Rahelgrab (dat.1718), Grabkammern („Katakomben“) bei Nazareth (dat. 1719), Bogen des Pilatus an der Via Dolorosa (dat. 1720), Geburtskirche (dat. 1720), Haus von Joachim und Anna (dat. 1721), Matarieh in Ägypten (dat. 1721), hier soll die Heilige Familie bei der Flucht nach Ägypten übernachtet haben, Mariengrab (dat. 1721), Milchgrotte bei Bethlehem (dat. 1727), Prätorium des Pilatus (dat. 1727), Hütten auf dem Berg Tabor (dat. 1727), Blutacker (dat. 1728), Haus des Zacharias (dat. 1732), Haus der Veronica und Gerichtstor an der Via Dolorosa (dat. 1732), Haus des Zebedäus (dat. 1732)[14]
Frankreich Poitiers, Musée de la Ville Grabeskirche[15]
Großbritannien Birmingham, Museum of the Order of the Cross Grabeskirche[16]
Großbritannien Lincolnshire, Burghley House Grabeskirche[17]
Großbritannien London, British Museum Geburtskirche[18][19], drei Exemplare der Grabeskirche[20][4]
Großbritannien London, Palestine Exploration Fund Grabeskirche[4]
Großbritannien London, Museum of the British Order of St. John Zwei Exemplare der Grabeskirche, Heilig-Grab-Ädikula[4]
Großbritannien Northampton Museum and Art Gallery Grabeskirche[21]
Großbritannien Oxford, Ashmolean Museum Zwei Exemplare der Heilig-Grab-Ädikula[22], Geburtsgrotte, Kalvarienbergkapelle
Italien Brescia, Civici Musei d'arte e storia Heilig-Grab-Ädikula[23]
Italien Casale Monferrato, Museo Civico Heilig-Grab-Ädikula, Geburtsgrotte[24]
Italien Florenz, Palazzo Pitti Grabeskirche, Geburtskirche (letztere dat. 1699)[23]
Italien Genua, Museo di Palazzo Reale Grab der Maria[23]
Italien Turin, Museo Civico d'Arte Antica di Torino Grabeskirche[23]
Malta La Valletta, Suore Gerosolimitane di Sant'Ursula Grabeskirche[23]
Malta La Valletta, Commissariato di Terra Santa Drei Exemplare der Heilig-Grab-Ädikula[23]
Niederlande Utrecht, Museum Catharijneconvent Geburtsgrotte, Grabeskirche und Heilig-Grab-Ädikula
Österreich Henndorf am Wallersee, Kapelle Heilig-Grab-Ädikula, seit 1722 in der Kapelle
Österreich Wien, Kunsthistorisches Museum (Geistliche Schatzkammer) Grabeskirche; größtes erhaltenes Exemplar: 76 × 62 × 42 cm.
Polen Krakau, Universitätsmuseum Heilig-Grab-Ädikula
Portugal Lissabon, Vila Viciosa Grabeskirche (dat. 1661, auf dem Vorplatz als Perlmutteinlage)
Russland Istra, Museum Neues Jerusalem Grabeskirche, Geburtsgrotte
Schweden Schloss Skokloster Heilig-Grab-Ädikula
Spanien Nationales Archäologisches Museum Grabeskirche
Vereinigte Staaten Boston, Museum of Fine Arts Grabeskirche
Brasilien Rio de Janeiro, Museu Histórico Nacional Grabeskirche[5]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Michael Rüdiger: Nachbauten des Heiligen Grabes in Jerusalem in der Zeit von Gegenreformation und Barock. Ein Beitrag zur Kultgeschichte architektonischer Devotionalkopien, Schnell & Steiner, Regensburg 2003, ISBN 3-7954-1600-0.
  • Judith Vogl: Modelle der Heiligen Stätten aus dem Zentralarchiv Schloss Emmeram, Regensburg. Diplomarbeit, TU München 2011 (PDF)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Michael Rüdiger: Nachbauten. S. 50.
  2. Michael Rüdiger: Nachbauten. S. 183.
  3. Scale Model of the Church of the Holy Sepulchre in Jerusalem. (PDF) S. 17, abgerufen am 27. Februar 2018.
  4. a b c d e f Judith Vogl: Modelle. S. 12.
  5. a b c d e Judith Vogl: Modelle. S. 10.
  6. Maquette van de kerk van het Heilig Graf. Abgerufen am 27. Februar 2018.
  7. Modell der Grabeskirche, Jerusalem, um 1620. (PDF) Abgerufen am 27. Februar 2018 (Nr. 17).
  8. a b Judith Vogl: Modelle. S. 11.
  9. Norbert Schnitzler: Die Grabeskirche in Jerusalem. Abgerufen am 26. Februar 2018.
  10. Es ist Reisezeit... Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Februar 2018; abgerufen am 26. Februar 2018.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/blog.museum-kassel.de
  11. Abformungen mittelalterlicher Kunst. Abgerufen am 26. Februar 2018.
  12. Monumente: Reise-Andenken zwischen Kunst und Kitsch: Die weite Welt im Wohnzimmer. Abgerufen am 26. Februar 2018.
  13. Judith Vogl: Modelle. S. 11.
  14. Judith Vogl: Modelle. S. 77–140.
  15. Monumente: Reise-Andenken zwischen Kunst und Kitsch: Die weite Welt im Wohnzimmer. Abgerufen am 26. Februar 2018.
  16. Models of the Holy Sepulchre. Abgerufen am 26. Februar 2018.
  17. A Damascus work model of the Church of the Holy Sepulchre, Jerusalem, late 17th/early 18th Century. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Februar 2018; abgerufen am 26. Februar 2018.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.burghley.co.uk
  18. Michael Rüdiger: Nachbauten. S. 50.
  19. British Museum: model building/structure. Abgerufen am 1. September 2021.
  20. British Museum: Sacred souvenir, a model of the Church of the Holy Sepulchre. Abgerufen am 26. Februar 2018.
  21. Miniature Jerusalems. Abgerufen am 26. Februar 2018.
  22. Michael Rüdiger: Nachbauten. S. 53.
  23. a b c d e f Judith Vogl: Modelle. S. 13.
  24. Judith Vogl: Modelle. S. 12.