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Die Liste logischer Ausdrücke der Antike gibt Aufschluss über die altgriechischen und lateinischen Fachausdrücke, die von den antiken Philosophen in Texten zur Logik verwendet wurden. Sie enthält neben den griechischen Ausdrücken deren Transkription ins lateinische Alphabet sowie die lateinischen Entsprechungen und die deutschen Übersetzungen. In manchen Fällen sind auch erklärende Originalstellen angeführt. Die Beziehung einiger Ausdrücke untereinander sind separat bildlich veranschaulicht.
Aristoteles: Er nennt solches Seiendes (on) gleichnamig (homonym), das den gleichen Namen (onoma) hat, aber einen unterschiedlichen Wesensbegriff (logos teis ousias). So hat ein gemalter Mensch den Namen „Lebewesen“ (zoon), genauso wie ein wirklicher Mensch den Namen „Lebewesen“ hat. Der dem Namen „Lebewesen“ zugehörige Wesensbegriff ist aber jeweils ein anderer, da der wirkliche Mensch im Gegensatz zum gemalten ein lebendiges Lebewesen ist.[2]
τὸ τί ἦν εἶναι
to ti en einai
quod quid erat esse
das, was es (für eine Sache) heißt zu sein, Wesenswas, Essenz
Aristoteles: eine Definition (oros) ist eine „Rede [logos], die das Wesenswas [o to ti en einai] bezeichnet [semainon]“.[3]
ὄνομα
onoma
nomen
Name; Nennwort
Platon: „Das Zeichen aber, das dem, was jene Handlungen verrichtet, durch die Stimme beigelegt wird, nennen wir Name/Hauptwort“ (to de g' ep' autois tois ekeinas prattousi semeion tes phones epitethen onoma).[4]
λεγόμενον
legomenon
dictum, id quod dicitur
das Gesagte, das gesagt werdende
Aristoteles: Er unterteilt die „sprachlichen Ausdrücke“ (legomena) in solche, die in einer „Verbindung“ (symploke) ausgesprochen werden (man könnte sagen: Sätze) wie „der Mensch läuft“. Und zweitens in solche, die ohne eine Verbindung ausgesprochen werden (man könnte sagen: Wörter) wie „Mensch“, „Stier“ oder „läuft“.[5] Ein einzelner Ausdruck wie „Mensch“ oder „läuft“ kann weder wahr noch falsch sein. Wahr oder falsch können nur verbundene Ausdrücke (Sätze), wie „der Mensch läuft“ sein.[6]
inkonsequente Verwendung bei Platon, konsequente Verwendung im Sinn von Gattung bei Aristoteles
Aristoteles: „Gattung ist, was von mehreren und der Art nach verschiedenen Dingen bei der Angabe ihres Was oder Wesens [en to ti estin] prädiziert wird“.[9]
μέγιστα γένη
megista gene
wichtigste Gattungen, höchste Gattungen
Platon: An einer Stelle spricht er von fünf so genannten „wichtigsten Gattungen“ (megista gene): Sein (oder: Seiendes, on), Identität (oder: Gleichheit, tauton), Verschiedenheit (heteron), Bewegung (oder: Veränderung, kinesis), Ruhe (oder: Beharrung, stasis).[10]
ist eine Eigenschaft (oder: Merkmal) die einer der Arten einer Gattung zukommt und der anderen Art (oder den anderen Arten) nicht zukommt und auf diese Weise artbildend ist
bei Platon: „Unterschied“, Aristoteles hat „spezifisch“ (oder: „artbildend“) hinzugefügt
Aristoteles: ist eine Eigenschaft von etwas, die nicht artbildend ist.
ὁμώνυμος
homonymos
aequivocus
gleichnamig
Aristoteles: Solches „Seiendes“ (on) ist gleichnamig (homonym), das den gleichen Namen (onoma) hat, aber einen unterschiedlichen Wesensbegriff (logos teis ousias). So hat ein gemalter Mensch den Namen „Lebewesen“ (zoon), genauso wie ein wirklicher Mensch den Namen „Lebewesen“ hat. Der dem Namen „Lebewesen“ zugehörige Wesensbegriff ist aber jeweils ein anderer, da der wirkliche Mensch im Gegensatz zum gemalten ein lebendiges Lebewesen ist.[11]
συνώνυμος
synonymos
univocus
einnamig
Aristoteles: Synonym nennt er solches „Seiendes“ (on), das den gleichen Namen (onoma) und auch den gleichen Wesensbegriff (logos tes ousias) hat. Zum Beispiel hat ein Mensch den Namen „Lebewesen“ und fällt unter den Begriff der „Lebewesen“, genauso wie der Ochs den Namen „Lebewesen“ hat und unter genau denselben Begriff der „Lebewesen“ fällt.[12]
παρώνυμος
paronymos
denominativus
beinamig
Aristoteles: Paronym nennt Aristoteles „Seiendes“ (on), das nach etwas anderem nachbenannt wird. So ist der „Grammatiker“ der „Grammatik“ nachbenannt.[13]
Aristoteles: „Eine Substanz [ousia] ist am hauptsächlichsten, und die welche auch als erste [protos] und am meisten [malista] als Substanz gilt, diejenige, welche weder von einem Subjekt [hypokeimenon] ausgesagt wird [legetai], noch in einem Subjekt ist; wie z. B. dieser Mensch [tis anthropos], oder dieses Pferd.“[15]
„Überdies heißen die ersten Substanzen deshalb in vorzüglichem Sinne Substanzen, weil sie Subjekt von allem anderen sind und alles andere von ihnen ausgesagt wird.“[16]
δευτέρα οὐσία
deutera ousia
secunda substantia
zweite Substanz
Aristoteles: „Zweite Substanzen [deuterai de ousiai] heissen die, in deren Arten die sogenannten ersten Substanzen enthalten sind und zwar heissen so sowohl diese Arten [eidon] wie die Gattungen [gene] dieser Arten. So ist z. B. dieser Mensch [tis anthropos] im Menschen [anthropo], als seiner Art enthalten und die Gattung zu dieser Art ist das Lebewesen [zoon]. Diese Arten und Gattungen heissen also zweite Substanzen, wie z. B. der Mensch und das Lebewesen.“[17]
πόσον
poson
quantitas
Quantität
ποῖον
poion
qualitas
Qualitatives
πρός τι
pros ti
relatio
Relation
ποῦ
pou
ubi
wo
ποτέ
pote
quando
wann
κεἶσθαι
keisthai
situs
Lage
ἔχειν
echein
habitus
haben
ποιεῖν
poiein
actio
tun, wirken
πάσχειν
paschein
passio
erleiden
Lebewesen (ist als Gattung eine Zweite Substanz)
Mensch (ist als Art eine Zweite Substanz)
Tier (ist als Art eine Zweite Substanz)
Sokrates (ist als ein bestimmter Mensch eine Erste Substanz)
Aristoteles (ist als ein bestimmter Mensch eine Erste Substanz)
Aristoteles: „Jede der hier genannten [Kategorien] enthält an sich keine Bejahung [kataphasis]; aber durch die Verbindung derselben mit einander entsteht eine Bejahung. Jede Bejahung ist entweder wahr [alethes] oder falsch [pseudes]; aber sprachliche Ausdrücke [legomenon], die ohne Verbindung [symploken] gesagt werden, sind weder wahr noch falsch; z. B. Mensch, weiss, läuft, siegt.“[18]
Aristoteles: „Jede der hier genannten [Kategorien] enthält an sich keine Bejahung [kataphasis]; aber durch die Verbindung derselben mit einander entsteht eine Bejahung. Jede Bejahung ist entweder wahr [alethes] oder falsch [pseudes]; aber sprachliche Ausdrücke [legomenon], die ohne Verbindung [symploken] gesagt werden, sind weder wahr noch falsch; z. B. Mensch, weiss, läuft, siegt.“[19]
De interpretatione 1, 16a9 ff.; De anima III, 6, 430a26 ff.; 8, 432a10 ff.
„Von etwas, was ist, zu sagen, daß es ist, oder von etwas, was nicht ist, zu sagen, daß es nicht ist, ist wahr.“ (to de to on einai kai to me on me einai aletes).[20]
Platon: eine Rede (logos) ist falsch, „sowohl wenn er von dem, was ist, aussagt, daß es nicht ist, als auch, wenn er von dem, was nicht ist, aussagt, daß es ist“ (ta te onta legon me einai kai ta me onta einai).[21]
Aristoteles: „Jede der hier genannten [Kategorien] enthält an sich keine Bejahung [kataphasis]; aber durch die Verbindung derselben mit einander entsteht eine Bejahung. Jede Bejahung ist entweder wahr [alethes] oder falsch [pseudes]; aber sprachliche Ausdrücke [legomenon], die ohne Verbindung [symploken] gesagt werden, sind weder wahr noch falsch; z. B. Mensch, weiss, läuft, siegt.“[22]
„Von etwas, was ist, zu sagen, daß es nicht ist, oder von etwas, was nicht ist, zu sagen, daß es ist, ist falsch“ (legein to on me einai e to on me on einai pseudos).[23]
Aristoteles: Er unterteilt die „sprachlichen Ausdrücke“ (legomena) in solche, die in einer „Verbindung“ (symploke) ausgesprochen werden (man könnte sagen: Sätze) wie „der Mensch läuft“. Und zweitens in solche, die ohne eine Verbindung ausgesprochen werden (man könnte sagen: Wörter) wie „Mensch“, „Stier“ oder „läuft“.[24] Ein einzelner Ausdruck wie „Mensch“ oder „läuft“ kann weder wahr noch falsch sein. Wahr oder falsch können nur zu einer Bejahung verbundene Ausdrücke (Sätze), wie „der Mensch läuft“ sein.[25]
Platon: „Die Kundgabe, die auf die Handlungen geht, nennen wir Verb“ (to men epi tais praxesin on deloma rema pou legomen).[26]
πρῶτος λόγος
protos logos
Elementarsatz
Platon: „benennt nicht nur, sondern bestimmt auch etwas, indem er die Zeitwörter mit den Nennwörtern verknüpft“ (ouk onomazei monon alla ti perainei, symplekon ta remata tois onomasi). So gibt er „Kunde“ (deloi), und zwar nicht nur „über das Seiende“ (peri ton onton), sondern auch über „Werdendes oder Gewordenes oder Zukünftiges“.[27]
↑Pseudo-Platon: Definitionen. In: Karlheinz Hülser (Hrsg.): Platon: Sämtliche Werke in zehn Bänden, Insel-Verlag, Frankfurt am Main 1991, Bd. 10, S. 446f.; vgl. Platon, Politikos 285a.