Lofstelle

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Eine Lofstelle (sehr selten auch Loofstelle geschrieben) war das bis zum Ersten Weltkrieg in den drei russischen Ostseegouvernements des Baltikums in der Landwirtschaft und in der Forstwirtschaft übliche Flächenmaß. Eine Lofstelle entsprach etwa 0,37 Hektar.[1]

Örtliche Maße[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aus der Getreidemenge, die als Saatgut für eine bestimmte Ackerfläche eingesetzt wurde, ergab sich vielerorts ein Flächenmaß. In den baltischen Ostseegouvernements war das übliche Getreidemaß das Loof (auch „Lof“ geschrieben) und das davon abgeleitete Flächenmaß die Lofstelle: Rund 1 Loof Roggen wurde für 1 Lofstelle benötigt,[2] selbstverständlich mit beträchtlichen Abweichungen entsprechend der Bodengüte und den klimatischen Bedingungen.

1804 wurde gesetzlich festgelegt, dass 1 Lofstelle 10.000 Quadratellen (= 25 Kappen) entspricht. Diese Norm wurde als „revisorischen Lofstelle“ bezeichnet. Allerdings waren in den Ostseegouvernements weiterhin Ellen unterschiedlicher Länge in Gebrauch – und somit auch Quadratellen von unterschiedlicher Fläche. In Livland entsprach eine Lofstelle 35.498 Pariser Quadratfuß.[3] Das sind – gerundet – 3710 Quadratmeter.[4]

Gut 2 % kleiner war die Lofstelle in Kurland, dort entsprach sie 34.718 Pariser Quadratfuß.[5]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Livland musste ein Gut mindestens 900 Lofstellen (= 334 Hektar) nutzbaren Landes umfassen, um als Rittergut zu gelten.[6]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Andreas von Löwis: Tabellarische Übersicht der Masse und Gewichte verschiedener Länder, nebst einer Vergleichung derselben, mit den früheren Massen und Gewichten: dem rigischen Stof, dem rigischen Lof, der revisorischen Lofstelle und dem rigischen Pfunde. J.C. Schünmann’s Wwe. & C. Mattisen, Dorpat 1859 (Nachdruck der Ausgabe von 1829).

Fußnoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Astaf von Transehe-Roseneck: Die lettische Revolution, Bd. 1: Der Schauplatz – Treibende Kräfte. Georg Reimer Verlag, Berlin 1908, S. 60.
  2. Wilhelm Henneberg (Bearb.): Jahresbericht über die Untersuchungen und Erfahrungen auf dem Gebiete der Landwirthschaft 1854. Capaun-Karlowa, Celle 1856, S. 190.
  3. Andreas von Löwis: Tabellarische Übersicht der Masse und Gewichte verschiedener Länder, nebst einer Vergleichung derselben, mit den früheren Massen und Gewichten: dem rigischen Stof, dem rigischen Lof, der revisorischen Lofstelle und dem rigischen Pfunde. J.C. Schünmann’s Wwe. & C. Mattisen, Dorpat 1859, S. 16.
  4. François Cardarelli: Encyclopaedia of scientific units, weights and measures. Their SI equivalences and origins. Springer, London und Berlin 2003, ISBN 1-85233-682-X, S. 119.
  5. Andreas von Löwis: Tabellarische Übersicht der Masse und Gewichte verschiedener Länder, nebst einer Vergleichung derselben, mit den früheren Massen und Gewichten: dem rigischen Stof, dem rigischen Lof, der revisorischen Lofstelle und dem rigischen Pfunde. J.C. Schünmann’s Wwe. & C. Mattisen, Dorpat 1859, S. 17.
  6. Alexander von Tobien: Die livländische Ritterschaft in ihrem Verhältnis zum Zarismus und russischen Nationalismus, Bd. 1. G. Löffler, Riga 1925, S. 412.