Loppa vom Spiegel

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Loppa vom Spiegel, latinisiert Loppa de Speculo, (* vor 1315; † um 1360) war eine Nonne des Klarissenordens, Schreiberin von mittelalterlichen Texten und Musikhandschriften sowie Buchmalerin in Köln.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Loppas Vater war vermutlich der Kölner Ratsherr und Schöffe Heinrich van me Spegel, der ab 1332 auch Bürgermeister der Stadt war. Erstmals wird Loppas Name 1315 in Quellen genannt, die ihren Eintritt ins Kölner Klarissenkloster St. Klara dokumentieren.[1][2] Die Nonne erlebte die große Pestwelle um 1350 und starb etwa zehn Jahre später.

Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kanonbild. Codex für Konrad von Rennenberg, vor 1357. Köln, Erzbischöfliche Diözesan- und Dombibliothek, Cod. 149, fol. 51v.
Beginn des Messkanons mit Te-igitur-Initiale. Codex für Konrad von Rennenberg, vor 1357. Köln, Erzbischöfliche Diözesan- und Dombibliothek, Cod. 149, fol. 52r.
Bild des Pfingstwunders in der D-Initiale zur Lesung im Pfingst­gottes­dienst (2,1–13 EU): Dum comple­rerentur dies pentecóstes, …, übersetzt: Als die fünfzig Tage erfüllt waren [der Pfingsttag gekommen war], befanden sich alle am gleichen Ort.

Folgende Codices wurden ganz oder teilweise von Loppa vom Spiegel angefertigt:

Der Stockholmer Codex enthält ein Kolophon, das Loppa vom Spiegel als Verantwortliche aller Arbeitsschritte – Schreiben, Linieren, Notation und Buchmalerei – ausweist: (Et) Soror Loppa de Spec(u)lo p(er)fecit. sc(ri)be(n)do. liniando. nota(n)do. ill(um)inando. q(uam) n(on) excludatis ex cordib(us) v(est)ris devotis. Anno d(omi)ni m.ccc.l maxi(m)a pestilentia v(idelicet) existe(n)te.[11] Dass Loppa nicht nur als Illuminatorin tätig war, bestätigt auch die rote Beischrift neben zwei Adoranten, einer Klarissin und einem Franziskanermönch, auf einem Blatt des Graduales (WRM M 23): Soror Loppa de Spec(u)lo q(uae) scripsit (et) notavit hu(n)c libru(m). orate p(ro) me.

Die Autorschaft Loppas ist durch drei Aspekte gesichert. Erstens und vor allem kann der Stil der gesicherten Miniaturen mit unbezeichneten Malereien verglichen werden. Loppas Illuminationen heben sich auch durch ihre malerische Qualität von denen ihrer Mitschwestern ab. Gleichzeitig zeigt die Verwendung ähnlicher Bildformulare die gemeinsame Urheberschaft Loppas, wie es an den Kanonbildern des Rennenberg-Codexes und den beiden entsprechenden Miniaturen des Missales in Brüssel nachvollzogen werden kann. Zweitens hat Loppa eine persönliche Handschrift bei der Abfassung der Texte entwickelt: „Ihr Schriftbild ist sehr gleichmäßig und ausgewogen, die Buchstaben dabei leicht nach links geneigt. Kennzeichnend sind zudem etwa feine, schräge Striche über dem i und das Auslaufen der Buchstaben in nach rechts aufsteigenden zarten Strichen, sogenannten Haarstrichen.“[12] Drittens ermöglichen Kryptosignaturen die Zuordnung.[13] Das sind „kleine rote Scheiben, die mit weißen Punkten, Kreisen und Zeichen in T-Form differenziert gestaltet sind.“[14]

Der künstlerische Ausdruck der Handschriften, die Loppa und ihre Mitschwestern im Klarissenkonvent für den Eigengebrauch oder als Auftragsarbeiten[15] herstellten, steht in der Nachfolge der Kölner Handschriften der Franziskaner und insbesondere des Johannes von Valkenburg, der aus dem Maasland stammte und im Kölner Minoritenkonvent 1299 ein Graduale (Diözesan Hs. 1001b) anfertigte, das zusammen mit anderen Handschriften die Kölner Buchmalerei des 14. Jahrhunderts maßgeblich beeinflusste.[16][17] Das Kölner Klarissenkloster war seit seiner Gründung 1304 in den Minoritenkonvent inkorporiert; eine „Vermittlung von Vorlagen vom Minoriten- in das Klarissenskriptorium“ ist wahrscheinlich.[18]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Eberhard Galley: Miniaturen aus dem Kölner Klarissenkloster. Ein Kapitel rheinischer Buchmalerei des 14. Jahrhunderts. In: Kurt Ohly u. a. (Hrsg.): Aus der Welt des Bibliothekars. Festschrift für Rudolf Juchhoff zum 65. Geburtstag. Köln 1961, S. 20–26.
  • Gisela Plotzek-Wederhake: Zur Buchmalerei. In: Rolf Wallrath (Bearb.): Vor Stefan Lochner. Die Kölner Malerei von 1300 bis 1430. Ausstellungskatalog Wallraf-Richartz-Museum. Köln 1974, S. 59–63.
  • Rolf Wallrath (Bearb.): Vor Stefan Lochner. Die Kölner Malerei von 1300 bis 1430. Ausstellungskatalog Wallraf-Richartz-Museum. Köln 1974, S. 136, Kat. Nr. 79 (Gisela Plotzek-Wederhake).
  • Walter Schulten: Der Kölner Domschatz. Köln 1980, S. 105 f., Nr. 41.
  • Renate Mattick: Choralbuchfragmente aus dem Kölner Kloster St. Klara. In: Wallraf-Richartz-Jahrbuch 45 (1984), S. 291–303.
  • Sabine Benecke: Randgestaltung und Religiösität. Die Handschriften aus dem Kölner Kloster St. Klara. Ammersbeck bei Hamburg 1995.
  • Renate Mattick: Drei Chorbücher aus dem Besitz von Sulpiz Boisserée. In: Wallraf-Richartz-Jahrbuch 59 (1998), S. 59–101, hier S. 59–83 (Digitalisat).
  • Joachim M. Plotzek u. a. (Hrsg.): Glaube und Wissen im Mittelalter. Die Kölner Dombibliothek. Ausstellungskatalog Erzbischöfliches Diözesanmuseum. Köln 1998, S. 464–468, Kat. Nr. 93 (Andreas Odenthal, Johanna Christina Gummlich).
  • Renate Mattick: Frauengestalten im Kölner Klarenkloster des 14. Jahrhunderts. In: Robert Jauch (Hrsg.): Franziskanische Frauengestalten (= Veröffentlichungen der Johannes-Duns-Skotus-Akademie, Bd. 5). Kevelaer 2001, S. 92–107.
  • Johanna Christina Gummlich: Bildproduktion und Kontemplation. Ein Überblick über die Kölner Buchmalerei in der Gotik unter besonderer Berücksichtigung der Kreuzigungsdarstellungen. Weimar 2003.
  • Jutta Frings (Red.): Krone und Schleier. Kunst aus mittelalterlichen Frauenklöstern. Ausstellungskatalog Ruhrlandmuseum Essen und Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland Bonn. München 2005, S. 506–508, Kat. Nr. 455–457 (Johanna Gummlich-Wagner).
  • Dieter Siebert-Gasper: Der Rennenberg-Codex. Der Codex 149 der Kölner Dombibliothek und die Edelherren von Rennenberg im Kölner Domkapitel des 14. Jahrhunderts (= Libelli Rhenani, Bd. 23). Köln 2008.
  • Dieter Siebert-Gasper: Neue Forschungsergebnisse zum „Rennenberg-Codex“ (Hs. 149 der Kölner Dombibliothek). In: Heinz Finger (Hrsg.): Mittelalterliche Handschriften der Kölner Dombibliothek. Drittes Symposion der Diözesan- und Dombibliothek Köln zu den Dom-Manuskripten (= Libelli Rhenani, Bd. 34). Köln 2010, S. 242–297.
  • Johanna Christina Gummlich-Wagner: Stilprägende Skriptorien in der gotischen Kölner Buchmalerei des 14. Jahrhunderts. In: Dagmar Täube, Miriam Verena Fleck (Hrsg.): Glanz und Größe des Mittelalters. Kölner Meisterwerke aus den großen Sammlungen der Welt. Ausstellungskatalog Museum Schnütgen Köln. München 2011, S. 50–61, hier S. 58 und 60 f.
  • Dagmar Täube, Miriam Verena Fleck (Hrsg.): Glanz und Größe des Mittelalters. Kölner Meisterwerke aus den großen Sammlungen der Welt. Ausstellungskatalog Museum Schnütgen Köln. München 2011, S. 316f., Kat. Nr. 68 (Thomas Hensolt).
  • Harald Horst, Karen Straub (Hrsg.): Von Frauenhand. Mittelalterliche Handschriften aus Kölner Sammlungen. Ausstellungskatalog Museum Schnütgen Köln. München 2021, S. 76–78 und S. 169 f., Nr. 15–21.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Loppa vom Spiegel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Vgl. Harald Horst, Karen Straub (Hrsg.): Von Frauenhand. Mittelalterliche Handschriften aus Kölner Sammlungen. Ausstellungskatalog Museum Schnütgen Köln. München 2021, S. 76 (Karen Straub).
  2. Vgl. Joachim M. Plotzek u. a. (Hrsg.): Glaube und Wissen im Mittelalter. Die Kölner Dombibliothek. Ausstellungskatalog Erzbischöfliches Diözesanmuseum. Köln 1998, S. 464–468, Kat. Nr. 93 (Andreas Odenthal, Johanna Christina Gummlich), hier S. 464.
  3. Vgl. Johanna Christina Gummlich: Bildproduktion und Kontemplation. Ein Überblick über die Kölner Buchmalerei in der Gotik unter besonderer Berücksichtigung der Kreuzigungsdarstellungen. Weimar 2003, S. 356–359, Kat. Nr. 9.
  4. Vgl. Johanna Christina Gummlich: Bildproduktion und Kontemplation. Ein Überblick über die Kölner Buchmalerei in der Gotik unter besonderer Berücksichtigung der Kreuzigungsdarstellungen. Weimar 2003, S. 359–361, Kat. Nr. 10.
  5. Monica Hedlund: Die Handschriften Schwedens ausgenommen UB Uppsala (= Katalog der datierten Handschriften in lateinischer Schrift vor 1600 in Schweden, Bd. 2). Stockholm 1980, S. 12 f.
  6. Cod. Holm. A 172. In: Repertorium of Manuscripts Illuminated by Women in Religious Communities of the Middle Ages. Abgerufen am 17. Dezember 2023.
  7. Leaf from an Antiphoner from the Franciscan Convent of St Klara, Cologne. In: Online Sammlung. Victoria & Albert Museum London, 8. Januar 2004, abgerufen am 18. Dezember 2023 (englisch).
  8. Vgl. Rowan Watson: Illuminated Manuscripts and their Makers. An Account based on the Collection of the Victoria & Albert Museum. London 2003, S. 88 f.
  9. Vgl. Günter Gattermann (Hrsg.): Handschriftencensus Rheinland. Erfassung mittelalterlicher Handschriften im rheinischen Landesteil von Nordrhein-Westfalen mit einem Inventar (= Schriften der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf, Bd. 18). Wiesbaden 1993, Bd. 1, S. 658, Nr. 1109.
  10. Vgl. Andreas Odenthal: Der Meßordo des Domdechanten Konrad von Rennenberg. Zum Einfluß des „Rheinischen Meßordo“ auf die Kölnische Meßliturgie. In: Kölner Domblatt 59 (1994), S. 121–136.
  11. Stockholm, Kungliga Biblioteket, Cod. Holm. A 172, fol. 106v.
  12. Harald Horst, Karen Straub (Hrsg.): Von Frauenhand. Mittelalterliche Handschriften aus Kölner Sammlungen. Ausstellungskatalog Museum Schnütgen Köln. München 2021, S. 78 (Karen Straub).
  13. Vgl. zu den acht bisher identifizierten Zeichen Renate Mattick: Drei Chorbücher aus dem Besitz von Sulpiz Boisserée. In: Wallraf-Richartz-Jahrbuch 59 (1998), S. 59–101, hier S. 75. – Johanna Christina Gummlich: Bildproduktion und Kontemplation. Ein Überblick über die Kölner Buchmalerei in der Gotik unter besonderer Berücksichtigung der Kreuzigungsdarstellungen. Weimar 2003, S. 71 f. mit Abb. 13.
  14. Harald Horst, Karen Straub (Hrsg.): Von Frauenhand. Mittelalterliche Handschriften aus Kölner Sammlungen. Ausstellungskatalog Museum Schnütgen Köln. München 2021, S. 78 (Karen Straub).
  15. Etwa das Graduale aus dem Klarissenskriptorium für die Dominikanerinnen in St. Gertrud am Neumarkt (um 1360, Diözesanbibliothek Hs. 1150 Digitalisat). Vgl. Joachim M. Plotzek u. a. (Hrsg.): Glaube und Wissen im Mittelalter. Die Kölner Dombibliothek. Ausstellungskatalog Erzbischöfliches Diözesanmuseum. Köln 1998, S. 443–454, Kat. Nr. 90 (Markus Müller). – Jennifer Hülsberg: Untersuchungen zum Valkenburg-Graduale. Codex 1001b der Diözesanbibliothek Köln (= Libelli Rhenani, Bd. 22). Köln 2007, S. 212 f.
  16. So etwa auch ein Graduale für den Dominikanerkonvent (Diözesan Hs. 173). Vgl. Joachim M. Plotzek u. a. (Hrsg.): Glaube und Wissen im Mittelalter. Die Kölner Dombibliothek. Ausstellungskatalog Erzbischöfliches Diözesanmuseum. Köln 1998, S. 433–443, Kat. Nr. 89 (Markus Müller).
  17. Vgl. Johanna Christina Gummlich-Wagner: Buchmalerei aus dem Kölner Minoritenskriptorium. Das Valkenburg-Graduale (Cod. 1001b der Diözesan- und Dombibliothek Köln) und sein Umfeld. In: Heinz Finger (Hrsg.): Mittelalterliche Handschriften der Kölner Dombibliothek. Erstes Symposion der Diözesan- und Dombibliothek Köln zu den Dom-Manuskripten (= Libelli Rhenani, Bd. 12). Köln 2005, S. 286–338. – Dieter Siebert-Gasper: Betrachtungen zur Kölner Buchmalerei des 14. Jahrhunderts. In: Heinz Finger, Harald Horst (Hrsg.): Mittelalterliche Handschriften der Kölner Dombibliothek. Viertes Symposion der Diözesan- und Dombibliothek Köln zu den Dom-Manuskripten (= Libelli Rhenani, Bd. 38). Köln 2012, S. 175–236.
  18. Johanna Christina Gummlich: Bildproduktion und Kontemplation. Ein Überblick über die Kölner Buchmalerei in der Gotik unter besonderer Berücksichtigung der Kreuzigungsdarstellungen. Weimar 2003, S. 60.