Lore Antoine

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Lore Antoine (* 31. Juli 1895 als Laura Maria Luise Trappen in Stara Sava, Jesenice; † 28. Februar 1982 in Wien) war eine österreichische Dermatologin, Universitätslehrende und Verbandsfunktionärin.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jugend und Studium[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Laura Maria Luise Trappen wurde in Stara Sava bei Jesenice im heutigen Slowenien geboren. Ihr Vater war der Gutsbesitzer August Trappen, ihre Mutter Gisela (geb. Luckmann) stammte aus einer bekannten Familie in Ljubljana. Sie wuchs mit ihrer Schwester zweisprachig (deutsch und slowenisch) auf.

Nachdem sie Privatunterricht erhalten hatte, wurde sie mit 14 Jahren in eine Klosterschule in Lindau am Bodensee geschickt. Ihre Schullaufbahn beendete sie an der Schwarzwaldschule in Wien, zeitgleich brach der Erste Weltkrieg aus.

Trappen begann auf eigenen Wunsch eine Ausbildung zur Krankenschwester und betreute verwundete Soldaten. Ihre Matura holte sie 1917 in Klagenfurt nach, wohin die Familie mittlerweile umgezogen war. Anschließend begann sie ein Medizinstudium an der Universität Wien.

In Wien lernte sie ihren Studienkollegen Tassilo Antoine kennen, den sie im März 1920 heiratete. Im folgenden Jahr brachte sie die Tochter Duglore zur Welt.[1]

Karriere in der ersten Republik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Juni 1923 promovierte Lore Antoine.[1] Im selben Jahr trat sie der Organisation der Ärztinnen Österreichs (OÄÖ) bei, die sich für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Ärztinnen einsetzte.[2] 1926 wurde diese Vereinigung Mitglied der Dachorganisation Medical Women's International Association (MWIA).

Antoine absolvierte eine fachärztliche Ausbildung zur Dermatologin und war in diesen Jahren an mehreren Wiener Kliniken ohne Besoldung beschäftigt. 1927 schloss sie die Ausbildung an der Universitätsklinik für Syphilidologie und Dermatologie bei Ernest Finger und Wilhelm Kerl ab.[3] Bei einem Aufenthalt am Hôpital Saint-Louis in Paris erlernte sie von Suzanne Noël die neuen Techniken der Plastischen Chirurgie. In Wien ließ sie sich als Dermatologin mit Spezialisierung auf Plastische Chirurgie nieder.[1]

Seit 1927 war Antoine Mitglied des Verbandes der akademischen Frauen Österreichs (VAÖ) und in diesem für internationale Beziehungen zuständig. So reiste sie etwa 1932 nach Edinburgh zur Konferenz der International Federation of University Women (IFUW), wo unter anderem die Frage der „Nationalität der verheirateten Frau“ und jene der Abrüstung besprochen wurde.[4]

Im Nationalsozialismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Ehepaar Antoine erlangte in der Zeit des Nationalsozialismus Anstellungen an der Universität Wien: Lore Antoine wurde 1942 als Lehrbeauftragte für Körperlehre und Gesundheitspflege am 1940 gegründeten Institut für Fächer des Frauenschaffens bestellt, diese Tätigkeit übte sie bis 1969 aus.[3][5] Ihr Ehemann war von 1943 bis 1967 Ordinarius der Ersten Frauenklinik an der Universität Wien, ihm wurde vom Naziregime die „chirurgische Ausführung des Zwangssterilisationsgesetzes“ übertragen.[6] Im Jahr seiner Bestellung war er Parteianwärter für die NSDAP gewesen. Von der Sonderkommission zur Entnazifizierung wurde Tassilo Antoine später als tragbar eingestuft, in der Begründung für die Einstufung findet sich eine „an eine Heiligenlegende erinnernde“ Anekdote.[7] 1959 trat er als Rektor der Universität Wien am „Tag der Freiheitlichen Akademiker“ auf.[8]

Karriere in der zweiten Republik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der nationalsozialistischen Diktatur aufgelöst, sollte die Interessensvertretung der Ärztinnen nach 1945 neugegründet werden. Lore Antoine beteiligte sich federführend an dieser Gründung und war bis 1974 Präsidentin der Vereinigung.[1] 1950 war sie die erste Frau, die eine Sitzung der Gesellschaft der Ärzte in Wien leitete.[9] 1947 vertrat sie mit Anneliese Hitzenberger die österreichischen Ärztinnen am Amsterdamer Kongress der MWIA und lobbyierte für die Wiederaufnahme in den Dachverband.[10][11] 1966 bis 1968 war sie eine der Präsidentinnen der MWIA. Zur selben Zeit war Martha Kyrle Honorary Secretary der Organisation, das Sekretariat befand sich daher in Wien.[12][13]

Auch für den VAÖ reiste sie 1947 ins Ausland, nach Toronto, und erreichte die Wiederaufnahme der österreichischen Akademikerinnen in die internationale Dachorganisation IFUW.[1]

1962 bis 1966 war sie Unionspräsidentin des österreichischen Soroptimist-Club. Sie war Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Ästhetische Medizin. 1980 ging sie in Pension und gab ihre niedergelassene Praxis auf.[10]

Nachwirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 2009 vergibt die Organisation der Ärztinnen Österreichs (OÄÖ) einen Lore-Antoine-Preis an Ärztinnen und Medizinstudentinnen für Publikationen auf dem Gebiet der Gender-Medizin.[14]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1965: Ehrennadel, Verband der akademischen Frauen Österreichs[1][15]
  • 1979: Goldenes Ehrenzeichen für langjährige Verdienste, Wiener Ärztekammer[1]

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Kosmetik. In: Franz Pokorny (Hrsg.): Konsilium. Diagnostisch-therapeutisches Taschenbuch. Nach der Wiener medizinischen Schule. Urban & Schwarzenberg, Wien 1948.
  • Geschichte des Medizinstudiums der Frau in Österreich. In: Frauen-Rundschau. Nr. 2, 1950, S. 4–5.
  • Hauterkrankungen / Geschlechtskrankheiten / Schönheitspflege (Kosmetik). In: Heinrich Wallnöfer (Hrsg.): Deine Gesundheit. Das Handbuch für gesunde und kranke Tage. Universum, Wien 1951.
  • L. Antoine, H. v. Seemen: Plastische, kosmetische und Wiederherstellungschirurgie. Dermatologische Kosmetik. In: Johannes Kretz (Hrsg.): Therapie und Praxis. Band 13. Urban & Schwarzenberg, Wien 1958.
  • Soroptimist International Association, österreichische Union. In: Sechzig Jahre Bund österreichischer Frauenvereine. Schöler-Borotha, Wien 1964.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Leone McGregor Hellstedt: Women physicians of the world : autobiographies of medical pioneers. Hemisphere Pub. Corp, Washington 1978, ISBN 0-07-027954-3, S. 128–136.
  • Walter Fabian: Der Weltkongreß der Akademikerinnen. In: Die Weltpresse. 23. August 1950, S. 6 (onb.ac.at).
  • Die XVII. Generalversammlung des Bundes Österreichischer Frauenvereine. In: Die Österreicherin. Nr. 9/10, 1933, S. 1–2 (onb.ac.at).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g Ilse Erika Korotin, Nastasja Stupnicki: Biografien bedeutender österreichischer Wissenschafterinnen : "Die Neugier treibt mich, Fragen zu stellen". Wien 2018, ISBN 978-3-205-20238-7, S. 30–32 (austria-forum.org).
  2. Lore Antoine-Trappen | Frauen in Bewegung 1848–1938. Abgerufen am 29. März 2022.
  3. a b Österreichisches Biographisches Lexikon und biographische Dokumentation: Antoine-Trappen, Lore (Laura Marie Luise); geb. Trappen. 2003, abgerufen am 25. Mai 2022.
  4. ÖNB-ANNO - Die Österreicherin. Abgerufen am 17. Januar 2022.
  5. katharina kniefacz: Innere Umstrukturierung zur NS-Wissenschaft. In: 650 plus. 14. Januar 2014 (univie.ac.at [abgerufen am 25. Mai 2022]).
  6. Maria A. Wolf: Eugenische Vernunft. Böhlau, Wien 2008, ISBN 978-3-205-77761-8, S. 558.
  7. Roman Pfefferle: Glimpflich entnazifiziert : die Professorenschaft der Universität Wien von 1944 in den Nachkriegsjahren. V & R unipress, Göttingen 2014, ISBN 978-3-8470-0275-8, S. 59 & 266.
  8. Margit Reiter: Die Ehemaligen : der Nationalsozialismus und die Anfänge der FPÖ. Göttingen 2019, ISBN 978-3-8353-3515-8, S. 277.
  9. ANNO, Das kleine Volksblatt, 1950-04-30, Seite 6. Abgerufen am 29. März 2022.
  10. a b Ilse Korotin: biografiA. Lexikon österreichischer Frauen, Band 3. Wien 2016, ISBN 978-3-205-79590-2, S. 129–130 (sabiado.at [abgerufen am 28. November 2022]).
  11. ANNO, Salzburger Volkszeitung, 1947-06-27, Seite 2. Abgerufen am 29. März 2022.
  12. Birgit Bolognese-Leuchtenmüller, Sonia Horn: Töchter des Hippokrates: 100 Jahre akademische Ärztinnen in Österreich. ÖÄK Verlag, 2000, ISBN 978-3-901488-06-1 (google.at [abgerufen am 16. Januar 2022]).
  13. Austrian Information. 1965 (google.at [abgerufen am 16. Januar 2022]).
  14. ÖsterreichischerÄrztinnenbund. Abgerufen am 16. Januar 2022.
  15. Historischer Überblick. (PDF; 106 KB) Verband der Akademikerinnen Österreichs, abgerufen am 25. Mai 2022.