Louis Krell

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Louis Krell (um 1890)
Louis Krell Orgelbau

Louis Krell (* 6. Oktober 1832 in Auleben; † 16. Januar 1919 in Duderstadt) war ein deutscher Orgelbauer. Er betrieb ab 1868 eine Werkstatt in Duderstadt. Sie wird noch heute von seinen Nachfahren unter dem Namen Gebr. Krell weitergeführt. Der aktuelle Chef der Firma ist Werner Krell, sein Urenkel. Seine Orgeln stehen in mehr als 30 Kirchen in Südniedersachsen und vereinzelt in Thüringen.

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eigenhändig geschriebener Lebenslauf von Louis Krell (Seite 1 u. 2)

Louis Krell stammte aus dem Gebiet um Nordhausen. Er erlernte 1849/1850 den Orgelbau bei Vogt in Korbach, dessen Geselle und schließlich Geschäftsführer er bis 1858 wurde. Anschließend vertiefte er seine Kenntnisse bei Carl Giesecke in Göttingen, wo er von 1859 bis 1866 als Werkführer auftrat.[1]

1866 eröffnete er ein eigenes Unternehmen in Gieboldehausen, das er drei Jahre später nach Duderstadt verlegte. Der Wirkungsbereich konzentrierte sich zunächst auf das Eichsfeld und weitete sich allmählich aus. Sein Sohn Friedrich Krell (1869–1937) übernahm um 1900 den väterlichen Betrieb bis zu seinem Tod. Louis Krell blieb bis etwa 1912 geschäftsführend tätig.[2]

Christina Krell (Schwester M. Laurentia, 79. Chorschwester des im Jahre 1700 gegründeten Duderstädter Konvents der Ursulinen), die jüngste Tochter von Louis Krell, erhielt Weihnachten 1916 die Nachricht, dass ihr alter Vater katholisch geworden war und in der Bischöflichen Konviktskapelle in Duderstadt die erste hl. Kommunion empfangen habe. Louis Krell war gläubiger Protestant gewesen, hatte aber bei der Eheschließung eingewilligt, dass die Kinder katholisch erzogen würden. Sein jüngster Sohn wurde Geistlicher.

Werkliste (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Diese Liste beinhaltet ausgewählte Orgelneubauten der Werkstatt sowie einige zerstörte oder durch Neubauten anderer Orgelbauer ersetzte Orgeln.

Die Größe der Instrumente wird in der fünften Spalte durch die Anzahl der Manuale und die Anzahl der klingenden Register in der sechsten Spalte angezeigt. Ein großes „P“ steht für ein selbstständiges Pedal, ein kleines „p“ für ein angehängtes Pedal. Eine Kursivierung zeigt an, dass die betreffende Orgel nicht mehr erhalten ist oder lediglich noch der Prospekt aus der Werkstatt stammt.

Jahr Ort Kirche Bild Manuale Register Bemerkungen
1868 Tiftlingerode St. Nikolaus II/P 12 Erster Neubau von Louis Krell. Bei einem Brand vernichtet.
1873 Rüdershausen St. Andreas I/P 6 Interimsorgel, die 1877 zum gleichen Zweck in Bernshausen und schließlich endgültig in Rollshausen aufgestellt wurde, wo sie 1903 in der neu erbauten Kirche wieder aufgebaut und erst 1978 durch einen Neubau (12 Register II/P; Orgelbaumeister Hofbauer, Göttingen) ersetzt wurde.
1873 Krebeck St. Alexander und Brüder II/P 15
1875 Rüdershausen St. Andreas II/P 20
1877 Breitenberg Mariä Verkündigung II/P 11 1897 Einbau in die neu erbaute heutige Kirche. 1960er Jahre Umbau, Erweiterung (II/P/15) und Spieltischverlegung durch Werner Krell, Duderstadt. 1997 Restaurierung und Erweiterung (II/P/17) durch Werner Bosch, Niestetal. Als Vorbild für den Nachbau zusätzlicher Register dienten die Orgeln in Lindau (Eichsfeld) und Bernshausen.
1879 Gieboldehausen Gustav-Adolf II/P 12 Paul Ott fügte 1956 eine Mixtur III–IV hinzu (seitdem II/P/13), 1993 Restaurierung durch Orgelbaumeister Franz Rietzsch aus Hiddestorf
1879 Bernshausen St. Peter und Paul II/P 23 (24) Das Register Vox humana 8′ ist vakant. Mechanische Spiel- und Registertraktur mit Kegelladen. Restauration durch Werner Krell
1882 Lindau St. Peter und Paul
II/P 24 1982 Restaurierung durch Werner Krell
1883 Neuendorf St. Nikolaus II/P 15
1884 Seulingen St. Johannes Baptist II/P 26 Mit mechanischer Kegellade. Renovierung 2020 durch Gebrüder Stockmann
1884–1885 Lonau Ev.-luth. Kirche St. Michaelis II/P 14 Mit mechanischer Kegellade; 1983 Restaurierung durch Rudolf Janke
1886–1887 Kefferhausen St. Johannes der Täufer Dort seit 1998, vorher im 1995 abgerissenen Kloster der Heiligenstädter Schulschwestern[3]
1886–1887 Westhausen St. Pankratius II/P 15
1888–1889 Birkungen St. Johannes der Täufer II/P 21
1890 Duderstadt Liebfrauenkirche II/P 14 1965 abgetragen und eingelagert. Danach Neubau durch E. F. Walcker & Cie. Die eingelagerten Orgelteile wurden 2007 bei einem Neubau wiederverwendet. Die Walcker-Orgel steht seit 2007 im Franziskanerinnenkloster Sestre Franjevke in Šibenik, Kroatien.[4]
1890 Northeim Mariä Heimsuchung II/P 34 2004 Neubau durch die Werkstatt Orgelbau Krawinkel hinter Krell-Prospekt und unter Einbeziehung einiger vorhandener Register und aus Lagerbeständen von Krell, restliche Register nach Krell rekonstruiert[5]
1894–1895 Mengelrode Kath. Kirche St. Maria Magdalena II/P 15 Neogotischer Prospekt[6]
1895 Göttingen St. Michael II/P 24 1954 Umbau und Erweiterung zur elektro-pneumatischen Kegellade, 1969 Umbau des Orgelgehäuses und Erweiterung auf 29 Register, jeweils durch Gebr. Krell; 1989 Neubau durch die Werkstatt Orgelbau Eisenbarth (II/P/34), unter Verwendung von Pfeifenmaterial aus der alten Orgel bei 10 Registern.[7]
1897 Brochthausen St. Georg
II/P 12 Vollständig erhalten

Die Orgel besitzt neben den Normalkoppeln noch eine Superoktavkoppel für das I. und II. Manual und eine Suboktavkoppel für das I. Manual. Laut Gehäuseinschrift auf der Nordseite wurde die Orgel 1897 von R. Böhme, Pfarrer in Krebeck, gestiftet.

1899 Dieterode St. Georg
I/P 5
1902 Kalteneber St. Nikolaus II/P 15 Gehäuse und Großteil der Register von Vorgängerorgel von Knauf (1850) übernommen
1903 Günterode St. Georg
II/P 18 Opus 146, pneumatischer Spieltisch, generalsaniert von Johannes Motz Orgelbau[8]
1905 Martinfeld St. Ursula
II/P neues Orgelwerk von Orgelbau Schönefeld (1989, II/P/14)
1908 Gerbershausen St. Johannes der Täufer
II/P 17 1996 Restaurierung durch OBM Karl Brode[9]
1910 Germershausen Mariä Verkündigung
II/P 20
1913 Hilkerode St. Johannes Baptist
II/P 21 Heute mit modernem Prospekt

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Karl Heinz Bielefeld: Orgeln und Orgelbauer in Göttingen. Pape Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-921140-75-8.
  • Uwe Pape (Hrsg.): Lexikon norddeutscher Orgelbauer. Bd. 1: Thüringen und Umgebung. Pape, Berlin 2009, ISBN 978-3-921140-86-4.
  • Karl Wurm: Orgeln in Südniedersachsen. In: Harald Vogel, Günter Lade, Nicola Borger-Keweloh (Hrsg.): Orgeln in Niedersachsen. Hauschild, Bremen 1997, ISBN 3-931785-50-5, S. 82–91.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Wurm: Orgeln in Südniedersachsen. 1997, S. 90.
  2. Pape: Lexikon norddeutscher Orgelbauer. 2009, S. 167.
  3. tdh-online.de, gesehen 22. Dezember 2011.
  4. Kirche in Duderstadt, gesehen 22. Dezember 2011.
  5. orgelbau-krawinkel.de: Orgel in Northeim, gesehen 22. Dezember 2011.
  6. Kirche in Mengelrode, gesehen 22. Dezember 2011.
  7. Die Orgel von St. Michael, gesehen 22. Dezember 2011.
  8. Motz Orgelbau, aufgerufen am 5. Juni 2019
  9. Kirche in Gerbershausen, gesehen 22. Dezember 2011.