Lubieszewo (Złocieniec)

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Lubieszewo (deutsch Güntershagen) ist ein Dorf in der polnischen Woiwodschaft Westpommern. Es gehört zur Gmina Złocieniec (Gemeinde Falkenburg) im Powiat Drawski (Dramburger Kreis).

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Dorf liegt in Hinterpommern, an der Ostseite des Großen Lübbesees, etwa 35 km südöstlich der Stadt Łobez (Labes), 13 km südsüdöstlich der Stadt Dramburg (Drawsko Pomorskie) und 8 km südöstlich des Dorfs Gudowo (Baumgarten), ebenfalls am Lübbesee gelegen.

Der Lübbesee erstreckt sich über 13,5 km in Richtung von Nordwest nach Südost, liegt auf einer Höhe von 90 m über N.N. und ist 14,33 km² groß.[1][2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dorfstraße (2013)

Im Landbuch von 1337 wird das Dorf, das zur Vogtei Falkenburg gehörte, unter dem Namen Guntershagen erwähnt.[3] Günter von Güntersberg erbaute hier eine Burg,[4] die zum zweiten Familiensitz der Güntersberg in diesem Raum wurde.[5] Geleisteter getreuer Dienste wegen belehnen am 23. Januar 1503 Kurfürst Joachim und Markgraf Albrecht den Ritter Kerstian Borck und dessen Neffen Wolffgank Borck unter anderem mit dem vierten Teil vom Dorf Gunterßhagen, dem Kirchlehen, den Vikarien, nebst Zubehör.[6]

Das Domänen-Vorwerk Günterhagen und das zugehörige Domänen-Vorwerk Grünhof, die bis 1850 zum Amt Sabin gehört hatten, wurden am 23. September 1863 von Johannis 1864 ab auf 18 Jahre zur Pacht angeboten. Die Pachtung des Vorwerks Güntershagen berechtigte zugleich zur fiskalischen Nutzung des Großen Lübbesees. Für das Vorwerk Güntershagen und den Lübbesee wurde die jährliche Mindestpachtgebühr auf 2120 Taler festgesetzt, für das Vorwerk Grünhof auf 570 Taler, zusammen 2690 Taler.[7]

Im Jahr 1865 war in der Landgemeinde Günterhagen eine Grundsteuer in Höhe von 241 Reichstalern, 26 Silbergroschen und vier Pfennigen erhoben worden.[8] 1875 hatte das Dorf Günterhagen 66, die Domäne Günterhagen fünf Wohnhäuser.[9]

Die Domäne, einschließlich des Lübbesees und des Vorwerks Grünhof, hatte 1884 ein Flächengöße von 5944 Hektar und war an den Oberamtmann Voigt verpachtet.[10] Pächter des im Besitz des Fiskus befindlichen Guts war 1896 Oberamtmann Koch.[11]

Am 1. April 1927 hatte die Domäne Güntershagen eine Flächengröße von 4675 Hektar, und am 16. Juni 1925 beherbergte sie 114 Einwohner.[12]

Die Gemarkung der Landgemeinde Güntershagen hatte um 1930 eine Fläche von 42 km². Im Gemeindegebiet standen insgesamt 81 bewohnte Wohnhäuser an 13 verschiedenen Wohnstätten:[13]

  1. Düpt
  2. Güntershagen
  3. Johannenthal
  4. Klingenspring
  5. Marienhof
  6. Schulzenwerder
  7. Techmann
  8. Vier
  9. Vorwerk Grünhof
  10. Waldarbeitergehöft Hermannsfelde
  11. Waldarbeitergehöft Schönfeld
  12. Waldarbeitergehöft Springmühle
  13. Walkmühle

Güntershagen hatte 1935 unter anderem zwei Gasthöfe, eine Niederlassung der Spar- und Darlehnskasse, eine Mühle sowie verschiedene Einzelhändler und Handwerksbetriebe.[14]

Im Jahr 1945 gehörte das Dorf Güntershagen zum Kreis Dramburg im Regierungsbezirk Köslin der preußischen Provinz Pommern des Deutschen Reichs. Güntershagen war Sitz des Amtsbezirks Güntershagen.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Region Anfang März 1945 von der Roten Armee besetzt. Nach Beendigung der Kampfhandlungen wurde Güntershagen zusammen mit ganz Hinterpommern seitens der sowjetischen Besatzungsmacht der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Danach begann die Zuwanderung polnischer Zivilisten. Das Dorf Güntershagen wurde unter der Ortsbezeichnung ‚Lubieszewo‘ verwaltet. In der Folgezeit wurde die einheimische Bevölkerung von der polnischen Administration aus Güntershagen und dem Kreisgebiet vertrieben.

Demographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1801 311 Dorf und Amtssitz-Vorwerk, mit zwei Lehnschulzen, 16 Bauernstellen, drei Kossäten, drei Büdnern, 21 Einliegern, zwei Fischern, einer Schmiede, einer Wassermühle, einem Krug, einem Amtsvorwerk (mit einem Areal von 1411 Morgen), einer Mutterkirche und 42 Feuerstellen (Haushaltungen), im Besitz des Domänenamts Sabin (Amtssitz)[15]
1818 397 königliches Kirchdorf (Filiale des Kirchspiels von Baumgarten) und Amtssitz, Besitz des Domänenamts Sabin[16]
1825 415 Amtsdorf am Großen Lübbesee, mit Sitz des Domänenamts Sabin, mit dem Vorwerk Vier, der Schäferei Grünhof und einer Wassermühle.[17]
1852 721 Dorf[18]
1864 823 am 3. Dezember, davon 52 im Gutsbezirk (königl. Domäne) und 771 im Gemeindebezirk[19]
1867 844 am 3. Dezember, davon 713 im Dorf und 131 im Gutsbezirk[20]
1871 844 am 1. Dezember, davon 696 im Dorf (690 Evangelische und sechs Juden) und 148 im Gutsbezirk (sämtlich Evangelische)[20]
1885 668 am 1. Dezember, davon 551 im Dorf (sämtlich Evangelische) und 117 im Gutsbezirk (sämtlich Evangelische)[21]
1890 664 am 1. Dezember, davon 553 im Gemeindebezirk und 111 im Gutsbezirk[22]
1910 622 am 1. Dezember, davon 499 im Gemeindebezirk und 123 im Gutsbezirk[23]
1925 535 darunter 525 Evangelische und zehn Katholiken[13] nach anderen Angaben 483 Einwohner
1933 509 [24]
1939 500 [24]

Kirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dorfkirche (2005), bis 1945 Gotteshaus der evangelischen Gemeinde Güntershagen

Die bis 1945 anwesende Bevölkerung war mit wenigen Ausnahmen evangelisch. Die Dorfkirche war eine Filiale des Kirchspiels von Baumgarten. Der Bestand an Kirchenbüchern reichte bis ins Jahr 1795 zurück.[25]

Die nach Kriegsende zugewanderte polnische Bevölkerung ist größtenteils römisch-katholisch.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Güntershagen, Dorf und Domäne, östlich vom Großen lübbesee, Kreis Dramburg, Provinz Pommern. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Gntershagen (meyersgaz.org).
  • Pommersches Güter-Adressbuch, Friedrich Nagel (Paul Niekammer), Stettin 1892, S. 110–111 (Google Books).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Lubieszewo – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Arthur Zechlin: Die ehemals neumärkischen Kreise Schivelbein und Dramburg, historisch-topographisch dargestellt. In: Baltische Studien, 36. Jahrgang, Stettin 1886, S. 81–124, insbesondere S. 115 (Google Books).
  2. Petermanns geographische Mitteilungen, Ergänzungsband XXIX, Heft 136, Perthes, Gotha 1901, S. 27 (Google Books).
  3. Georg Wilhelm von Raumer: Die Neumark Brandenburg im Jahre 1337 oder Markgraf Ludwig's des Aelteren Neumärkisches Landbuch aus dieser Zeit. Nicolaische Buchhandlung, Berlin 1837, S. 107 (Google Books).
  4. Georg Wilhelm von Raumer: Die Neumark Brandenburg im Jahre 1337 oder Markgraf Ludwig's des Aelteren Neumärkisches Landbuch aus dieser Zeit. Nicolaische Buchhandlung, Berlin 1837, S. 47 (Google Books).
  5. Landesherr, Adel und Städte in der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Neumark (Klaus Neitmann, Hrsg.), Wissenschafts-Verlag, Berlin 2015, S. 138 (Vorschau).
  6. Karl Kletke: Die Urkunden zur Geschichte der Neumark und des Landes Sternberg, Teil II. In: Märkische Forschungen, Band 12, Berlin 1868, S. 379 (Google Books).
  7. Landwirthschaftliches Anzeigeblatt, No. 21, vom 29. August, Berlin 1863 (Google Books).
  8. Amts-Blatt der Königlichen Regierung zu Cöslin, Stück 40, vom 4. Oktober 1865, S. 340, Kreis Dramburg, Ziffer 42 (Google Books).
  9. Oskar Brunkow: Die Wohnplätze des Deutschen Reiches, Band 2, Berlin 1880, S. 340–341 (Google Books).
  10. P. Ellerholz: Handbuch des Grundbesitzes im Deutschen Reiche, Band II: Provinz Pommern. Zweite Auflage, Berlin 1884, S. 36–37 (Google Books).
  11. C. Leuchs: Adressbuch aller Länder der Erde der Kaufleute, Fabrikanten, Gewerbetreibenden, Gutsbesitzer etc. etc. Band 12: Pommern, Neunte Ausgabe, Nürnberg 1896, S. 316 (Google Books).
  12. Kurt Albrecht: Die preußischen Gutsbezirke, in: Zeitschrift des Preussischen Statistischen Landesamts, 67. Jahrgang, Berlin 1927, S. 344–477, insbesondere S. 397 (Google Books).
  13. a b Die Gemeinde Güntershagen im ehemaligen Kreis Dramburg in Pommern (Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft, 2011).
  14. Klockhausʼ Kaufmännisches Handels- und Gewerbe-Adressbuch des Deutschen Reichs, Band 1 A, Berlin 1935, S. 1034 (Google Books).
  15. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Band 3: Die Neumark Brandenburg enthaltend. Berlin 1809, S. 235 (Google Books).
  16. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats, Band 2: G–Ko. Bei Karl August Kümmel, Halle 1821, S. 102, Ziffer 3684 (Google Books).
  17. Friedrich von Restorff: Topographische Beschreibung der Provinz Pommern mit einer statistischen Uebersicht, Nicolaische Buchhandlung, Berlin und Stettin 1827, S. 322, Ziffer 1 (Google Books).
  18. Kraatz (Hrsg.): Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats. Decker, Berlin 1856, S. 211 (Google Books).
  19. Königliches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Köslin: 3. Kreis Dramburg. Berlin 1866, S. 10–17, Ziffer 43–44 (Google Books).
  20. a b Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 90–91, Ziffer 19 (Google Books), und S. 94–95, Ziffer 91 (Google Books).
  21. Königliches statistisches Bureau: Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und anderer amtlicher Quellen. Band 4: Provinz Pommern. Berlin 1888, S. 100–101, Ziffer 25 (Google Books), und S. 104–105, Ziffer 81 (Google Books).
  22. Königliches statistisches Bureau: Viehstandslexikon für den preußischen Staat. IV. Provinz Pommern, Berlin 1895. II. Regierungsbezirk Köslin. 2. Kreis Dramburg, S. 41, Ziffer 25 (Google Books), und S. 42, Ziffer 80 (Google Books).
  23. Landkreis Dramburg (Gemeindeverzeichnis.de) – U. Schubert (2020)
  24. a b Michael Rademacher: Deutsche Verwaltungsgeschichte Pommern, Kreis Dramburg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 18. Oktober 2020.
  25. Martin Wehrmann: Die Kirchenbücher in Pommern, in: Baltische Studien, Band 42, Stettin 1892, S. 201–280, insbesondere S. 235 (Google Books).

Koordinaten: 53° 27′ N, 15° 57′ O