Lufthansa-Flug 592

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Lufthansa-Flug 592

Das entführte Flugzeug auf dem Flughafen Frankfurt Main, 2003

Unfall-Zusammenfassung
Unfallart Entführung
Ort Vereinigte Staaten John F. Kennedy International Airport
Datum 11. Februar 1993
Todesopfer 0
Überlebende 104
Luftfahrzeug
Luftfahrzeugtyp Airbus A310-300
Betreiber Lufthansa
Kennzeichen D-AIDM
Abflughafen Deutschland Flughafen Frankfurt
Zielflughafen Athiopien Flughafen Addis Abeba
Passagiere 94
Besatzung 10
Listen von Luftfahrt-Zwischenfällen

Am 11. Februar 1993 wurde ein Airbus A310-300 auf dem Lufthansa-Flug 592, einem Linienflug der Lufthansa von Frankfurt am Main über Kairo nach Addis Abeba in Äthiopien, in die Vereinigten Staaten entführt. An Bord befanden sich 94 Passagiere und zehn Besatzungsmitglieder. Die Entführung endete in New York City, ohne dass Personen verletzt wurden.

Verlauf der Entführung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Etwa 35 Minuten nach dem Start vom Flughafen Frankfurt Main wurde das Flugzeug auf der ersten Etappe nach Kairo von Nebiu Zewolde Demeke, einem 20-jährigen äthiopischen Staatsbürger, der sich seit sechs Monaten in Deutschland aufhielt, mit einer in die Maschine geschmuggelten Waffe – wie später festgestellt wurde einer Startpistole mit Platzpatronen[1] – in seine Gewalt gebracht und zum John F. Kennedy International Airport in New York entführt. Er war in Frankfurt als regulärer Fluggast an Bord gegangen, das Ticket hatte er von den deutschen Behörden erhalten, nachdem er seinen Asylantrag zurückgezogen hatte. Die zerlegte Startpistole hatte er in seinem Hut versteckt und auf der Bordtoilette wieder zusammengesetzt. Während der Entführung trug er eine Skimaske aus schwarzer Wolle.

Flugkapitän Gerhard Goebel, der später Anerkennung für seine Ruhe und sein Verhandlungsgeschick erhielt, flog den Airbus A310-300 (Kennzeichen: D-AIDM) mit 94 Passagieren und zehn Besatzungsmitgliedern unter dem Vorwand, die Maschine müsse für die Strecke nach New York mehr Kerosin tanken, zunächst zum Flughafen Hannover-Langenhagen.[2] Die deutschen Sicherheitskräfte ließen die Maschine dann Richtung New York starten, nachdem der Entführer, der wiederholt mit der Erschießung von Crew-Mitgliedern und Passagieren drohte, versprach, sich bei Ankunft den dortigen Behörden zu stellen.

Elf Stunden nach Beginn der Entführung und 14 Minuten nach der Landung auf dem John F. Kennedy International Airport ergab sich Demeke, nachdem er dem Piloten seine Pistole im Austausch gegen dessen Sonnenbrille übergeben und seine Mütze im Cockpit zurückgelassen hatte.[2] Alle Geiseln blieben unversehrt.

Demeke wurde von einem New Yorker Bundesbezirksgericht im Juni 1996 zu 20 Jahren Haft verurteilt.[3]

Der Entführer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nebiu Zewolde Demeke (* 24. September 1972 in Ägypten) wuchs, nachdem sein Vater, ein Wirtschaftswissenschaftler, in Äthiopien als politischer Gefangener inhaftiert worden war, mit seiner Schwester und zwei Brüdern in Marokko auf, wo er die American School in Tanger besuchte.[1] Seine Geschwister hielten sich zum Zeitpunkt der Flugzeugentführung bereits längere Zeit mit Studentenvisa in den Vereinigten Staaten auf, wo sie Colleges bzw. Universitäten besuchten. Im August 1992 kam Demeke nach Deutschland, wo er zunächst um Asyl ansuchte, den Antrag Anfang Februar 1993 aber wieder zurückzog und daraufhin von den deutschen Behörden ein Ticket für den Flug nach Addis Abeba erhielt. Sein Motiv für die Entführung war, wie die Untersuchungsbehörden in den Vereinigten Staaten berichteten, dass er zu seinen Geschwistern wollte.[4]

Flugroute der letzten Jahre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Lufthansa-Flug 592 führte zuletzt in den Jahren 2013 und 2014 von Frankfurt nach Dschidda in Saudi-Arabien und teilweise bis Asmara in Eritrea.[5]

Verfilmung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Flucht in die USA, Dokumentation Welt (Fernsehsender) 2018[6]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Edward F. Mickolus, Susan L. Simmons: Terrorism, 1992–1995: A Chronology of Events and a Selectively Annotated Bibliography. ABC-CLIO 1997. ISBN 0-313-30468-8 (Seite 292)
  2. a b Los Angeles Times: 11-Hour Hijack Ends Without Injury in N.Y., 12. Februar 1993
  3. The New York Times: Hijacker Sentenced to 20 Years as Judge Rejects Claim That Bias Made His Crime Justified, 12. Juni 1996
  4. The Washington Post: Accused hijacker described as emotional youth who missed family, 13. Februar 1993
  5. https://planefinder.net/data/flight/LH592
  6. Flucht in die USA. In: welt.de. 31. Juli 2018, abgerufen am 31. Juli 2018.