Luminism

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Luminism (auch amerikanischer Luminismus) ist ein kunstgeschichtlicher Begriff, der eine Strömung der nordamerikanischen Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts bezeichnet. Seine Hauptzeit liegt etwa zwischen 1850 und 1875.

Begriff[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Begriff American Luminism bzw. amerikanischer Luminismus wurde im Jahr 1954 von dem US-amerikanischen Kunsthistoriker und Museumsdirektor John I. H. Baur (1909–1987)[1] erstmals verwendet,[2] um die Landschaftsmalerei in der Spätphase der Hudson River School zu charakterisieren. Er knüpfte damit an den Begriff Luminismus an, welcher einerseits eine künstlerische Vorliebe für deutliche Lichteffekte im Allgemeinen[3] und andererseits eine Strömung des Postimpressionismus im Besonderen bezeichnet (nach lumen, lateinischer Begriff für Licht). Die Kunsthistorikerin Barbara Novak entwickelte das dem Terminus Luminism zugrunde liegende Konzept in ihrer Schrift American Painting in the Nineteenth Century (1969) weiter. Als der Kunsthistoriker John Wilmerding[4] das Buch American Light: The Luminist Movement 1850–1875 (1980) vorstellte, war Luminism bereits ein etablierter Begriff der Kunstgeschichte. Problematisiert wurde der Fachbegriff und die mit ihm bezweckte Hervorhebung von dem Kunsthistoriker J. Gray Sweeney in der Schrift Inventing Luminism, worin er die Erfindung und die Verbreitung des Terminus den Interessen von Sammlern, Händlern, Kuratoren und Kunsthistorikern sowie dem Verlangen zuschrieb, in der Phase des Kalten Kriegs eine nationale Identität zu konstruieren.[5]

Ursprünge und Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Luminism war in seiner Hauptzeit (1850–1875) durch einen Blickwechsel hin zu einer realistischen und dokumentarischen Auffassung der Malerei sowie von der Auseinandersetzung von Malern der Hudson River School mit der aufkommenden Fotografie geprägt.[6] Er wurzelte gleichwohl in den Traditionen der romantischen und heroischen Naturdarstellung europäischer Landschaftsmalerei (etwa von Claude Lorrain, Jacob Isaacksz. van Ruisdael, Caspar David Friedrich, Carl Gustav Carus, Johan Christian Clausen Dahl, William Turner sowie älteren Landschaftsmalern der Düsseldorfer Schule). Die im Schrifttum hervorgehobenen Merkmale des Luminism bleiben unscharf. Die Literatur kennzeichnet ihn durch die Vorliebe für starke, oft indirekte Effekte des Mond- oder Sonnenlichtes, was diese Strömung mit dem Impressionismus verbindet, die Inszenierung von panoramahaften Landschaften mit eher stiller, poetisch gestimmter Atmosphäre, eine zumeist ruhig erscheinende Komposition ohne oder mit nur spärlicher Staffage sowie die Vermeidung von sichtbaren Pinselstrichen,[7] was den Gemälden manchmal eine fast fotorealistische Anmutung verleiht. Häufig werden Ansichten des Meeres, von Flüssen, Seen und Gebirgen bei klarer oder leicht diesiger Witterung dargestellt, in denen das Licht der auf- oder untergehenden Sonne auf Wasser, Felsen und Vegetation zahlreiche Reflexionen und Schattenwirkungen erzeugt.[8]

Vertreter (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Galerie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Luminismus, postimpressionistische Strömung in Europa, um 1900

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Luminism (American art style) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • John I. H. Baur: American Luminism. In: Perspektives USA., Heft 9, 1954, S. 90–98
  • Edgar Preston Richardson: Painting in America: The Story of 450 Years. Constable, London 1956, S. 221
  • Barbara Novak: American Painting in the Nineteenth Century. Erste Ausgabe 1969, dritte Ausgabe: Oxford University Press, 2007, ISBN 978-0-19-530949-2 (online)
  • John Wilmerding: American Light: The Luminist Movement 1850–1875. National Gallery of Art, Washington D.C. 1980, ISBN 0-06-438940-5 (Digitalisat).
  • J. Gray Sweeney: Inventing Luminism: ‚Labels are the Dickens‘. Oxford Art Journal 26, Ausgabe 2/2003, S. 93

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Vgl. Biografie Baur, John I(reland) H(owe), “Jack” im Dictionary of Art Historians
  2. Zur Beziehung zwischen dem Begriff Luminism und dem Gebrauch des Worts luminous (deutsch: leuchtend, phosphoreszierend) in James Fenimore Coopers Roman Der Wildtöter siehe: Allan M. Axelrad: From Mountain Gothic to Forest Gothic and Luminism: Changing Representations of Landscape in the Leatherstocking Tales and in American Painting. Publiziert in: Hugh C. MacDougall, Steven Harthorn (Hrsg.): James Fenimore Cooper: His Country and His Art. Papers from the 2005 Cooper Seminar (No. 15), The State University of New York College at Oneonta. Oneonta, New York 2005, S. 7–20 ( online (Oktober 2007))
  3. Vgl. etwa Hans Sedlmayr: Das Licht in seinen künstlerischen Manifestationen. Mäander Kunstverlag, 1979, S. 22, 24, 33
  4. Vgl. Artikel John Wilmerding in der englischsprachigen Wikipedia
  5. J. Gray Sweeney, S. 93
  6. Anne Hollander: Moving Pictures. Alfred A. Knopf, New York 1989, ISBN 0-394-57400-1, S. 357
  7. Bettina Friedl: Die amerikanische Malerei zwischen 1670 und 1980. In: Christof Decker (Hrsg.): Visuelle Kulturen der USA. Zur Geschichte von Malerei, Fotografie, Film, Fernsehen und Neuen Medien in Amerika. transcript Verlag, Bielefeld 2010, ISBN 978-3-8376-1043-7, S. 35 (online)
  8. Im Schrifttum changieren die dem Luminism zugeordneten Merkmale. – Siehe beispielsweise die Kennzeichen des Luminism in: Herbert R. Hartel Jr.: Luminism, Transcendentalism, and Abstraction in the Landscape Paintings of John F. Kensett. In: Notes in the History of Arts, Vol. 21, No. 4, Sommer 2002 (Digitalisat)