Lutherkirche (Freital)

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Die Lutherkirche von Osten

Die Lutherkirche ist ein im neoromanischen Stil errichtetes evangelisch-lutherisches Kirchengebäude im Freitaler Stadtteil Döhlen. Sie befindet sich im alten Ortskern des Stadtteils gegenüber dem alten Amtsgericht und dem Rathaus an der „Lutherstraße“. Zusammen mit der etwa 20 Jahre später angelegten Denkmalhalle steht die Lutherkirche unter Denkmalschutz und in der Freitaler Kulturdenkmalliste.[1]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ansicht vor 1919

Die Lutherkirche wurde in den Jahren 1880–1882 anstelle der alten Döhlener Dorfkirche errichtet. Diese existierte seit dem 12. Jahrhundert und war damit die älteste Kirche im Döhlener Becken. Beim Bau des neuen Kirchengebäudes wurden Elemente des Vorgängerbaus einbezogen, beispielsweise Teile des Kirchturms. Dieser befand sich vormals nordöstlich des Kirchenschiffes und damit seitlich am Chor gelegen. Beim Neubau wurde der Chor nach Norden verschoben, sodass sich die Kirche nun in Ost-West-Richtung erstreckte. Auch die aus dem 16. Jahrhundert stammende Weihetafel und der Taufstein fanden Eingang in den neuen Kirchenbau, der nach Plänen des Architekten Gotthilf Ludwig Möckel (1838–1915) errichtet wurde.

Die Grundsteinlegung erfolgte am 11. Oktober 1880. Das Mauerwerk der neuen Kirche besteht aus Syenitbruchstein. Die Glocken wurden am Ende der Bauzeit am 19. April 1882 geweiht. Die Orgel der Firma Hermann Eule Orgelbau Bautzen wurde 1882 eingebaut. Am 10. September 1882 erfolgte die Einweihung des neuen Gotteshauses. Im Jahr 1907 baute man zwei Buntglasfenster mit Motiven der Reformatoren Martin Luther und Philipp Melanchthon ein. Nach der Gründung der Stadt Freital 1921 erhielt das Kirchengebäude den Namen Lutherkirche. 1955 bekam die Kirche ein Geläut aus Eisenhartguss.[2] Zwischen 1955 und 1957 wurde der Innenraum renoviert, 1981 fanden Erneuerungsarbeiten an der Orgel statt.[3] Um 1990 wurde das teils noch von der Vorgängerkirche stammende Tor an der südöstlichen Treppe abgebaut. Die Steine wurden auf dem Kirchgelände gelagert, sodass sie 2013 beim Wiederaufbau des Tores mit verwendet werden konnten.[4] 1999 kam es zur Sanierung des Kirchturms, 2006 wurde der Altarraum der Lutherkirche erneuert. 2010 wurden die verschlissenen Stahlglocken durch ein dreistimmiges Bronzegeläut (Töne fis′, h′, d″) aus der Glockengießerei Lauchhammer ersetzt.[5] Die drei alten Hartgussglocken wurden links neben der Kirche aufgestellt.

In die Lutherkirche sind heute noch die Orte Birkigt, Burgk und Weißig eingepfarrt. Die Döhlener Kirche, die seit 1999 zum Ev.-Luth. Kirchspiel Freital und seit 1. Januar 2014 zur Kirchgemeinde Freital gehört, hatte 2007 rund 600 Gläubige.[6] Bis 1897 war auch Gittersee nach Döhlen gepfarrt, andere Orte lösten sich bereits vor der Errichtung der neuen Kirche von Döhlen (beispielsweise Deuben mit dem Neubau der Christuskirche).

Seit dem 2. Januar 2021 gehört die Kirchgemeinde zum Ev.-Luth. Kirchgemeindebund Wilsdruff-Freital.[7]

Denkmalhalle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Denkmalhalle

Im Jahr 1899 ließen Zar Nikolaus II. und Max Freiherr von Burgk eine L-förmige Denkmalhalle im Schweizer Stil nach Plänen von Cornelius Gurlitt errichten. Der Zar kofinanzierte den Bau, da Max von Burgk nachweisen konnte, dass Vorfahren Katharina der Großen in der Gegend gelebt hatten. In der Halle wurden Grabsteine aufgestellt, die sich zuvor in der alten Döhlener Kirche befanden und nach deren Abriss an der Friedhofsmauer angebracht waren. Der älteste dieser Grabsteine stammt aus dem Jahr 1356 und erinnert an Barbara Küchenmeister.

Cornelius Gurlitt erfasste in seinem Werk Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen aus dem Jahr 1904 folgende 19 Grabsteine, die in der Denkmalhalle aufgestellt waren:

Liste der Grabsteine[8]
Name Sterbejahr Maße
Barbara Küchenmeister 1356 77×134 cm
Margarethe von Grensing 1531 84×150 cm
Hans von Grensing 1580 100×180 cm
Elisabeth von Grensing 1581 95×180 cm
Josua von Theler 1590 80×140 cm
Margaretha von Theler 1598 92×170 cm
Christoph von Zeutsch 1603 100×185 cm
Joseph Benno von Theler 1610 92×170 cm
Anna Maria von Zeutsch 1613 90×180 cm
Johann Dippold von Grensing 1619 100×215 cm
Wolfgang Ulrich von Theler 1620 61×115 cm
Anna von Grensing 1628 97×215 cm
Conrad Theler 1633 103×190 cm
Katharina von Theler 1648 96×185 cm
Hans Caspar von Zeutzsch 1687 81×105 cm
M. Samuel Hannauer 1693 80×155 cm
Ernst Dietrich von Haugwitz
Caspar Dietrich von Haugwitz
1694
1696
90×175 cm
Johanna Susanna Freifrau von Degenfeld 1722 88×170 cm
C. E. von Polenz
M. J. von Polenz
1752
1769
70×170 cm

Die Sanierung der zuvor verfallenen Denkmalhalle wurde seit 1998 geplant und 2013 gemeinsam mit einigen weiteren Umgestaltungsmaßnahmen im Bereich des Döhlener Ortskerns umgesetzt.[9]

Da die Witterung auch dem Grab-Schatz zugesetzt hatte, wurden im Anschluss, bis 2020, alle Grabmäler mit Mittel der Denkmalpflege, der Stadt und zahlreichen privaten Spendern saniert.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Lutherkirche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Stadtverwaltung Freital (Hrsg.): Denkmale in Freital – Werkstattbericht 3 einer kommunalen Arbeitsgruppe wider das Vergessen. Freital 2013.
  2. Stahlglocken der Lutherkirche läuten zum letzten Mal. In: Sächsische Zeitung. 30. Oktober 2010.
  3. Lutherkirche Freital-Döhlen. In: Sächsische Zeitung. 7. September 2007.
  4. Das entstand in Döhlen neu. In: Sächsische Zeitung. 16. Mai 2013.
  5. Matthias Weigel: Endspurt für den Einbau der Glocken in der Döhlener Lutherkirche. In: Sächsische Zeitung. 13. Dezember 2010.
  6. Christel Hebig: Freude am Hause Gottes. In: Sächsische Zeitung. 7. September 2007.
  7. Amtsblatt der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens vom 28. August 2020
  8. Cornelius Gurlitt: Döhlen. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 24. Heft: Amtshauptmannschaft Dresden-Altstadt (Land). C. C. Meinhold, Dresden 1904, S. 25.
  9. Marleen Hollenbach: So schön ist Döhlens neuer Ortskern. In: Sächsische Zeitung. 16. Mai 2013.

Koordinaten: 51° 0′ 24,7″ N, 13° 38′ 52,1″ O