Frauenklub Dresden 1910

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Der Frauenklub Dresden 1910 (auch Frauenklub 1910 oder Dresdner Frauenklub 1910) wurde im Jahr 1910 als Vereinigung literarisch, künstlerisch und wissenschaftlich interessierter Frauen gegründet. Der eingetragene Verein setzte sich als Bildungs- und Kulturverein für die Förderung der in diesen Bereichen tätigen Frauen ein.[1][2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Frauenklub Dresden 1910 trat mit einer ersten Veranstaltung am 11. Januar 1910 an der Sidonienstraße 2 in Erscheinung. Der Frauenklub startete mit 144 weiblichen Mitgliedern, die „aus den ersten hiesigen Gesellschaftskreisen“ stammten. Den Ehrenvorsitz hatte die Gräfin von Montgelas inne.[1] Der Verein richtet sich nach dem Vorbild des 1905 gegründeten Lyceum-Clubs Berlin vor allem an Frauen der Dresdner Oberschicht. Im Sommer 1910 wurde der Frauenklub Dresden 1910 ins Vereinsregister in Dresden eingetragen.[3] Der Vorstand setzte sich zusammen aus:

  • Rose von Watzdorf (geb. Könneritz), Witwe des Staatsministers Werner von Watzdorf, erste Vorsitzende
  • Elisabeth Bertha Cäcilie „Lotte“ Schurig, stellvertretende Vorsitzende[Anm. 1]
  • Edith Buhre, geborene Rzach, erste Schriftführerin
  • Emilie Janßen, stellvertretende Schriftführerin

Die Klubräume des Frauenklubs Dresden 1910 befanden sich im 1. Stock an der Johann-Georgen-Allee 13, der heutigen Lingnerallee.[4] Die Klubräume waren von „früh bis abends“ geöffnet und standen unter der Leitung einer „Hausdame“.[1] Später, in den 1930er-Jahren, wurde ein Vereinslokal an der Zinzendorfstraße 4 genutzt.[5]

Der Frauenklub Dresden 1910 organisierte regelmäßig Konzerte, Vorträge und Ausstellungen. Die Veranstaltungen erfolgten nach dem Vorbild des 1903 gegründeten Lyceum-Clubs London oft im vornehmen Rahmen eines „Nachmittags- oder Fünf-Uhr-Tees“.[6] Die Vereinigung verfügte über thematische Kommissionen: Berichtet wird von einer musikalischen Kommission[7] und von einer Kunstkommission.[8] Die Kunstkommission koordinierte sich auch mit der Gruppe der Dresdner Künstlerinnen.[8][Anm. 2]

Der Frauenklub Dresden 1910 stand im internationalen Kontakt zu anderen Frauenvereinen. Es fand offenbar ein Schriftentausch statt: Im Archiv des im Jahr 1908 gegründeten Lyceum-Clubs Florenz, befindet sich eine Kopie der Gründungsstatuten des Frauenklubs Dresden 1910.[9]

In den wirtschaftlich schwierigen Zeiten in und nach dem Ersten Weltkrieg unterstützte der Frauenklub Dresden 1910 in Not geratene Frauen. 1914 führte der Verein einen Unterstützungsfond für „durch den Krieg in Not geratene, insbesondere bejahrte Frauen gebildeter Stände“.[10] 1932 wurde ein kostenloser Mittagstisch eingerichtet.[11]

Deutscher Lyceum-Club Dresden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1933 wurde der Verein umbenannt in Deutscher Lyceum-Club Dresden (unter dieser Bezeichnung als Verein eingetragen, in der Presse genannt „Deutscher Lyceumsclub Dresden“)[12], als Ortsgruppe Dresden der nationalen Vereinigung.[13] Es wurden auch Beziehungen zum Lyceum-Club Berlin gepflegt.[14] 1935 fand in Berlin der „9. Kongress der internationalen Lyceumsklubs“ statt. Anlässlich seines 25-jährigen Bestehens lud der Lyceumklub Dresden Delegationen des Kongresses zu einem Ausflug und Festabend nach Dresden ein.[15]

Am 19. Dezember 1938 wurde der Deutsche Lyceum-Club Dresden verboten und aufgelöst.[16] Die Rolle der Nachfolgeorganisation nahm teilweise die NS-Frauenschaft ein.[17]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Elisabeth Lotte Schurig, die Schwester der Malerin Helene Schurig, war außerdem Mitbegründerin des Frauenrechtsschutzvereins, seit 1919 Vorsitzende des Stadtverbandes Dresdener Frauenvereine und 1913 Gründerin der privaten Sozialen Frauenkurse in den Räumen des Friedrich-Adolf-Kinderhorts an der Feldgasse 9. Siehe Lotte Schurig. Stadtwiki Dresden. Abgerufen am 2. September 2023.
  2. Es dürfte auch personell zahlreiche Überschneidungen gegeben haben. So fand z. B. im Jahr 1913 im Vereinsraum des Frauenklubs Dresden 1910 eine Ausstellung mit „Bildern und Plastiken“ statt. Siehe Kunst und Wissenschaft. Der Frauenklub Dresden e.V. In: Dresdner Nachrichten. 58. Jahrgang, Nr. 305, 4. November 1913, S. 9–10 (Digitalisat [abgerufen am 2. September 2023]). Die Ausstellung 1913 wurde von „Mitgliedern der Vereinigung“ (des Frauenklubs Dresden 1910) ausgerichtet. Bemerkenswert ist die hohe Überschneidung mit den Mitgliedern der Gruppe Dresdner Künstlerinnen: an der Ausstellung beteiligt waren Elisabeth Meyhöfer, Helene Gammius, Flora Zenker, Johanna Zschille-von Beschwitz, Helene Schurig, Emily Lengnick, die beiden Schwestern Elisabeth Müller und Emmy Müller-Müller, Clotilde Schilling, Margarete Grieshammer und Julie Elsbeth von Paul.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Der Frauenklub Dresden 1910. In: Dresdner Journal. Nr. 176, 12. Januar 1910, S. 6 (Digitalisat [abgerufen am 16. September 2023]).
  2. Dresdner Geschichtsverein (Hrsg.): Caroline, Berta, Gret und die anderen Frauen und Frauenbewegung in Dresden. 2000, S. 44 (Digitalisat [abgerufen am 15. Februar 2022]).
  3. Mannigfaltiges. In: Dresdner Journal. Nr. 176, 2. August 1910, S. 2 (Digitalisat [abgerufen am 15. Februar 2022]).
  4. Mannigfaltiges. In: Dresdner Journal. Nr. 289, 14. Dezember 1910, S. 9 (Digitalisat [abgerufen am 15. Februar 2022]).
  5. Der Frauenklub 1910. In: Dresdner Nachrichten. Nr. 501, 24. Oktober 1931, S. 5 (Digitalisat [abgerufen am 15. Februar 2022]).
  6. Mannigfaltiges. In: Dresdner Journal. Nr. 50, 3. März 1910, S. 6 (Digitalisat [abgerufen am 15. September 2023] „In den vornehmen, stilvollen Räumen des Frauenklubs Dresden 1910 wurde gestern ein „Fünf-Uhr-Tee“ mit musikalischen und deklamatorischen Genüssen abgehalten, bei dem Mrs. Johnson als Vorsteherin mit Umsicht ihres Amtes waltete.“).
  7. Wissenschaft und Kunst. Im „Frauenklub Desden 1910“. In: Dresdner Journal. Nr. 59, 13. März 1914, S. 9 (Digitalisat [abgerufen am 15. Februar 2022]).
  8. a b Kunstausstellung Emil Richter. In: Sächsische Staatszeitung. Nr. 501, 29. März 1916, S. 11 (Digitalisat [abgerufen am 15. Februar 2022]).
  9. Barbara Imbergamo: Circolo delle donne di Dresda. Statuto. 1910. Statuto a stampa in lingua originale del „Frauenklub Dresden 1910“ e traduzione manoscritta in italiano. (=Dresdner Frauenklub. Druckausgabe der Statuten 1910 in Deutsch, 7 Seiten und handschriftliche Übersetzung ins Italienische, 3 Seiten). In: Lyceum (1908-2005). Inventario a cura. 2005, S. 48 (italienisch, Digitalisat [PDF; abgerufen am 15. September 2023]).
  10. Frauenklub Dresden 1910. In: Sächsische Staatszeitung. Nr. 239, 14. Oktober 1914, S. 6 (Digitalisat [abgerufen am 15. Februar 2022]).
  11. Wohltätigkeits-Mittagstisch. In: Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse. Nr. 16, 20. Januar 1932, S. 3 (Digitalisat [abgerufen am 15. Februar 2022]).
  12. Festkonzert im Residenzschloß. In: Dresdner Nachrichten, Frühausgabe. Nr. 563, 30. November 1933, S. 4 (Digitalisat [abgerufen am 15. Februar 2022]).
  13. Die neue Kunstausstellung im Lyzeumsklub zu Dresden. In: Riesaer Tageblatt und Anzeiger. Nr. 273, 23. November 1938, S. 8 (Digitalisat [abgerufen am 15. Februar 2022]).
  14. Vortragsabend im Deutschen Lyzeumsclub Dresden. In: Dresdner Nachrichten. Nr. 518, 3. November 1933, S. 4 (Digitalisat [abgerufen am 15. Februar 2022]).
  15. Festabend im Rathaus. In: Sächsische Volkszeitung. Nr. 228, 2. Oktober 1935, S. 4 (Digitalisat [abgerufen am 15. Februar 2022]).
  16. Nr. 518. Verbot des Vereins „Deutscher Lyceum-Club Dresden“. In: Sächsisches Verwaltungsblatt. Teil 1. Nr. 101, 1938, S. 444 (Digitalisat [abgerufen am 15. Februar 2022]).
  17. Mitteilungen der NS-Frauenschaft. In: Dresdner Nachrichten. Nr. 222, 13. Mai 1939, S. 7 (Digitalisat [abgerufen am 15. Februar 2022]).