Mülheimer Bürgerinitiativen

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Mülheimer Bürgerinitiativen
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Basisdaten
Art Wählergruppe
Verbreitung Mülheim an der Ruhr
Gründungsdatum 25. Juli 1999
Gründungsort Mülheim an der Ruhr
Vorstand Lothar Reinhard
Stellvertreterin Annette Klövekorn, Thomas Grell, Dean Luthmann, Albrecht Warth
Schatzmeisterin Gesine Schloßmacher
Sprecherin Heidelore Godbersen
Struktur
Frauenanteil 36,67 %[1]
Adressen
Adresse Kohlenkamp 1
45468 Mülheim/Ruhr,
Website www.mbi-mh.de

Die Mülheimer Bürgerinitiativen (Eigenschreibung: MBI – Mülheimer Bürger-Initiativen) sind eine Wählergruppe in Mülheim an der Ruhr. Die Gruppierung sitzt seit 1999 im Mülheimer Stadtrat und hat dort seit der Kommunalwahl von 2020 drei Sitze.

Programmatik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Inhaltlich distanziert sich die MBI stark von den „etablierten“ Parteien CDU, FDP, Bündnis 90/Die Grünen und insbesondere von der SPD, ohne dass sich ihre Positionen eindeutig „rechten“ oder „linken“ Ideologien zuordnen ließen.

Als kommunale Wählergruppe sind kommunale Themen die Schwerpunkte der Wahlprogramme. Bei den zentralen Themen der Mülheimer Kommunalpolitik stellt sich die MBI gegen regulären Flugverkehr mit Strahlflugzeugen am Verkehrslandeplatz Essen/Mülheim und ist gegen das umstrittene Städtebauprojekt Ruhrbania, zumal eine Haushaltskonsolidierung[2] mittlerweile selbst von den Regierungsparteien als unumgänglich erachtet wird.

Sie fordert die Rekommunalisierung der Grundversorgung (Wasser, Gas, Strom, Abwasser, Müll, Straßenreinigung) über zweckgebundenen RWE-Aktien-Verkauf.

Sie fordert die „verstärkte und schonungslose Bekämpfung von Korruption, Filz, Vettern- und Cousinenwirtschaft, konsequente Aufklärung bekannter Korruptionsfälle wie Yassine, Bremekamp etc.“[Anm 1][3]

MEG-Affäre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Kommunalwahl am 12. September 1999 zog die MBI erstmals mit drei Vertretern in den Stadtrat von Mülheim ein und hatte somit Fraktionsstärke. Eine der Kernaussagen der MBI war schon damals die Gegnerschaft zum Ausbau des Flughafens Essen/Mülheim und die Ablehnung der Privatisierung der Mülheimer Wasserwerke.

Am 21. Juni 2001 wechselte der auf Listenplatz 3 der MBI in den Rat gewählte Mounir Yassine von der MBI-Fraktion in die SPD-Fraktion.[Anm 2] Die MBI verlor dadurch ihren Fraktionsstatus[Anm 3], somit 150 000 € jährlich als Fraktionszuschuss, musste ihre beiden Fraktionsangestellten entlassen und die Sachkundigen Bürger der MBI wurden von den anderen Parteien aus allen Gremien abgewählt.[4] Nach dem Übertritt von Yassine zur SPD-Fraktion stimmte diese 2001 gemeinsam mit der FDP-Fraktion mit einer Stimme Mehrheit für den Ausbau des Flughafens und für das Ruhrbania-Projekt. Yassine wurde Vorsitzender der Ortsgruppe Mülheim-Dümpten.

2002 erhielt Yassine von der Mülheimer Entsorgungsgesellschaft (MEG) einen befristeten Arbeitsvertrag. Im Dezember 2003 wurde er von der Geschäftsführerin Gabriele Semmler (SPD) und dem Betriebsleiter Hubert Hanrath nach Anhörung des Betriebsrates Anton Schaaf (SPD) ohne Ausschreibung angestellt. Am 22. Oktober 2003 erhob deshalb der damalige MEG-Pressesprecher Volker Meertz (CDU) Anschuldigungen gegen die MEG-Geschäftsführerin Gabriele Semmler (SPD) und wurde deshalb fristlos entlassen.[5] Neben seinem ordentlichen Gehalt erhielt Yassine bis zu 150 000 € für Überstunden, die er teilweise gar nicht geleistet hatte. Er wurde dort zum Leiter der Vergärungsanlage. Stadtkämmerer Gerd Bultmann (SPD) wurde 2005MEG-Geschäftsführer und genehmigte dort die Überstunden Yassines. Bultmann wurde im Januar 2008 freigestellt, sein Vertrag lief aber noch bis 2010.[6] Bei der Kommunalwahl 2004 wurde Yassine als Direktkandidat der SPD in den Rat gewählt. Am 30. Januar 2008 beendeten die MEG das Arbeitsverhältnis mit Yassine.[7] Am 13. Februar 2008 trat er aus der Fraktion der SPD aus.[8][9] In einer Anfrage der MBI an den Mülheimer Rat vom 6. März 2008[10] behaupteten sie, bezugnehmend auf einen Artikel in der WAZ, dass Yassine 2001 mit 20 000 DM bestochen worden sei.

Wahlen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wahl Wähler % Mandate Kandidat
Kommunalwahl in Mülheim am 13. September 2020
- Ratswahl 4,7 % 3 von 54
- Wahl zu den BVs
Kommunalwahl in Mülheim am 2. Juni 2014
- Ratswahl 10,1 % 5 von 54
- Wahl zu den BVs
Kommunalwahl in Mülheim am 30. August 2009
- OB-Wahl Friedrich-Wilhelm „Friedel“ Lemke
- Ratswahl 11,6 % 7 von 58
- Wahl zu den BVs 10,42 % 7 von 57
Kommunalwahlen am 26. September 2004
- Ratswahl 7.199 10,3 % 5 von 52
- Wahl zu den BVs 6.639 9,5 % 6 von 57
Nachwahl am 23. März 2003
- OB-Wahl 1.290 2,3 % Wilhelm „Willi“ Schmitz-Post[11]
Bundestagswahl am 22. September 2002
- Wahlkreis Mülheim-Essen I 731 0,5 % Hans-Georg Hötger
Kommunalwahl am 12. September 1999
- Ratswahl 5,5 % 3 von 52
- Wahl zu den BVs 3 von 57
%: Wähleranteil[12]

Die MBI nimmt seit den Kommunalwahlen 1999 an Wahlen teil. Bei der Kommunalwahl 2004 erzielte die MBI das drittstärkste Ergebnis hinter SPD und CDU und vor Grünen, FDP und der Wählergruppe WIR.

Für die Nachwahl zum Oberbürgermeister stellte die MBI 2003 mit Wilhelm Schmitz-Post erstmals einen eigenen Kandidaten auf und erreichte 2,3 % der Wählerstimmen. Insgesamt bewarben sich acht Personen um das höchste Amt der Stadt. Im damals noch notwendigen zweiten Wahlgang gewann Dagmar Mühlenfeld von der SPD.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. MBI-Mannschaft (Memento des Originals vom 17. Juli 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mbi-mh.de
  2. Übersicht: Haushaltsforum: Ausgangslage. Stadt Mülheim an der Ruhr, ohne Datum, abgerufen am 18. September 2018.
  3. Frank Helling: Job Service-Gesellschaft - Verhandlungen gestoppt. In: Der Westen - Portal der WAZ-Mediengruppe. NRZ, 13. Mai 2008, abgerufen am 18. September 2018: „Es gibt mit dem Ex-Chef Frank Bremekamp keine Gespräche über eine Abfindung. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.“
  4. "Mölmsche Demokratie - Rätsel, Seltsamkeiten und Grausamkeiten" - Überläufer und beruflicher Aufstieg - alles Zufall? In: www.mbi-mh.com. MBI, 16. August 2003, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 21. Juli 2004; abgerufen am 4. Juli 2009: „Alle Parteien (SPCDFDPUGRÜNE) stimmten dann im Sommer 2001 kompromiss- und gnadenlos dafür, den MBI alle Gelder gänzlich zu streichen und sie wählten alle sachkundigen Bürger der MBI aus den Ausschüssen. Die beiden Angestellten mussten entlassen werden, die Geschäftsstelle ausschließlich über Spenden finanziert werden, selbst den von städt. Geldern angeschafften Computer verlangte die Stadt zurück uswusf. Dennoch stammt weiterhin der weitaus größte Teil von Anfragen/Anträgen bezeichnenderweise meistens von den MBI. Häufig bei unsinnigen B-Plänen, lange Zeit zum Metrorapid, und vor allem bei Filz- und Ausverkaufsgeschichten standen/stehen die MBI in den Gremien alleine, ja selbst als OB Baganz zurücktrat wegen der Affäre mit der Beraterin, die die Stadt als "Hoflieferantin" bei unsauberen Verkäufen an Trienekens und RWE in Milliardenhöhe beraten hatte. Keine/r außer den MBI wollte Aufklärung, geschweige denn Konsequenzen!“  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mbi-mh.com
  5. Detlef Schönen: Aufsichtsrat war längst im Bilde. In: Der Westen - Portal der WAZ-Mediengruppe. NRZ, 5. Februar 2008, archiviert vom Original am 24. September 2015;: „Wer also war's? Einen Fingerzeig darauf enthüllt der Anlass, weswegen Jeppel im Aufsichtsrat über Yassine Auskunft geben musste. Denn bereits in der MEG-Aufsichtsratssitzung zuvor, am 6. November 2003, hatte Jeppel berichtet, dass sich das Unternehmen von Volker Meertz, dem bisherigen Pressesprecher und Protokollanten der Aufsichtsratssitzungen, getrennt habe. Fristlos. Interessant daran ist die Begründung: Meertz hatte, so vermerkt es das Protokoll, am 22. Oktober 2003 „Anschuldigungen gegenüber Frau Semmler erhoben“. Konkret: Die Einstellung von Yassine sei ohne interne oder externe Ausschreibung erfolgt. Dies müsse rechtliche Konsequenzen zur Folge haben.“
  6. Andreas Heinrich: Ein falsches Diplom und viele Extrastunden. In: Westdeutsche Allgemeine Zeitung. Neue Rheinische Zeitung (online), 31. Januar 2008, abgerufen am 3. November 2021: „.“
  7. Andreas Heinrich: MEG trennt sich vom SPD-Stadtverordneten Mounir Yassine - Der Nächste kann seinen Hut nehmen. In: Der Westen - Portal der WAZ-Mediengruppe. WAZ, 30. Januar 2008, archiviert vom Original am 13. März 2016;: „Mittwoch Mittag [30. Januar 2008] beendete die Geschäftsführung das Arbeitsverhältnis mit Mounir Yassine. Dieser war seit 2002 bei der MEG beschäftigt und hatte sich als Chemiker ausgegeben.“
  8. Rat der Stadt. In: BÜRGERINFORMATIONSSYSTEM. Stadt Mülheim, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 31. März 2009; abgerufen am 4. Juli 2009 (Ratsmitglieder der 15. Wahlperiode 2004 - 2009): „Mounir Yassine - Stadtverordneter - fraktionslos (SPD bis 13. Februar 2008)“  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.muelheim-ruhr.de
  9. Detlef Schönen: Krisenrunde am Freitag. In: Der Westen - Portal der WAZ-Mediengruppe. NRZ, 10. Februar 2008, abgerufen am 8. Juli 2015: „Der [Yassine] wiederum war bislang nicht bereit, seinen Platz im Rat zu räumen, erklärte am Sonntag [10. Februar 2008] aber, dass er aus der SPD und damit auch aus der SPD-Fraktion austreten wird: "Was soll ich da noch?"“
  10. Anfrage für den Rat der Stadt Mülheim an der Ruhr am 6. März 2008 - Bedenkliche Vorfälle um den Ratsherrn Yassine. MBI-Fraktion, 6. März 2008, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 8. März 2009; abgerufen am 4. Juli 2009: „II. Fraktionswechsel von Yassine im Juni 2001: 5. Was war Frau Mühlenfeld und Herrn Wiechering über die Verhandlungen des Herrn [Christian] Luerweg mit Yassine bekannt, dass nämlich möglicherweise nebenher über die WIB und Herrn Luerweg bereits im Frühjahr 2001 Verhandlungen mit Yassine zum Fraktionswechsel liefen, in denen auch ein "Überlaufgeld" von 20.000 DM vereinbart worden sein soll, das dann im Juli und Aug. in 2 Raten gezahlt worden sein soll (vgl. WAZ vom 9. Februar 2008).“  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mbi-mh.de
  11. Mühlenfeld vor Leidinger, Stichwahl am 6. April 2003. (pdf) In: SIS aktuell 01/2003. Stab Kommunale Entwicklungsplanung und Stadtforschung, 24. März 2003, S. 4, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 23. Juli 2010; abgerufen am 3. Juli 2009 (deutsch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.muelheim-ruhr.de
  12. Landeswahlleiterin

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Frank Bremekamp war Geschäftsführer der stadteigenen Job Service Gesellschaft (JSG), die ein Defizit von 1,3 Mio. € erwirtschaftete. Er wurde im November 2007 wegen „der wirtschaftlichen Situation sowie wegen erheblicher Ungereimtheiten in diversen Geschäftsvorfällen“ fristlos entlassen. Bremekamp hatte einen Bruder des ehemaligen SPD-Fraktionsmitglieds Mounir Yassine sowie den CDU-Stadtverordneten Bernd Dickmann bei der JSG eingestellt.
  2. Ein Mitglied eines Stadtrates oder eines Kreistages muss bei einem Übertritt von einer Partei oder Wählergruppe in eine andere sein Mandat nicht an die Partei oder Wählergruppe zurückgeben, selbst dann nicht, wenn seine neue Partei oder Wählergruppe gegensätzliche Standpunkte hat, wie jene für die er gewählt wurde.
  3. Fraktionsstärke erhielten Parteien und Wählergruppen damals erst ab drei Vertretern. Von der schwarz-gelben Landesregierung wurde dies inzwischen auf zwei Vertreter abgesenkt.