Müllerhalle

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Müllerhalle 2012 kurz vor dem Abriss
Neue Müllerhalle
Neue Müllerhalle, Rückseite

Die Müllerhalle ist eine ehemalige Markthalle im Berliner Ortsteil Berlin-Wedding. Das Gebäude wurde 1950 gebaut und bis 2011 als Markthalle genutzt. Nach einem Abriss und Neubau befindet sich dort nun die Neue Müllerhalle. Diese dient vor allem einem Lebensmittelhändler als Standort, zudem sind dort einige kleinere Geschäfte untergebracht.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Markthalle entstand inmitten eines Booms des Wedding in den Jahren des Wirtschaftswunders. Die Müllerstraße, an der die Markthalle steht, galt in den 1960ern als Ku'damm des Nordens[1]. In dieser Zeit öffneten an der Straße auch viele Fachgeschäfte und einige Warenhäuser neu. Der Berliner Nordwesten hatte die letzten seiner Berliner Markthallen Anfang des 20. Jahrhunderts verloren. Die Markthallen XII und XIV – beide im benachbarten Ortsteil Gesundbrunnen – wurden um 1890 errichtet, bereits um 1920 verschwanden sie wieder aus den Adressbüchern.

Die Müllerhalle entstand auf dem Gelände eines offenen Marktes. Bis 1950 befand sich an dieser Stelle ein Hundefriedhof, den die Tierärzte Wernicke und Mey im Jahr 1900 angelegt hatten.[2] Der Friedhof war Teil einer größeren auf Hunde spezialisierten Tierarztpraxis, die auch mehrere Baracken zur stationären Pflege von Hunden bereithielt, ebenso wie Gebäude für eine Hundepension. Auf dem Friedhof lagen etwa 300 bis 400 Hunde.[3]

Insgesamt gab es in der Müllerhalle zwei Supermärkte und mehrere Läden – vom Schuhmacher über einen Pferdefleischer bis zur Drogerie – sowie 35 Marktstände.[4] An der Frontseite zur Müllerstraße befanden sich mehrere Einzelhandelsgeschäfte.

Nach der Wende, 1990 schwand die Kaufkraft der Anwohner der Müllerstraße zusehends. In angrenzenden Gegenden wurden mehrere große Einkaufszentren eröffnet, zusätzlich kam es zur Stilllegung mehrerer Betriebe der ehemals in West-Berlin ansässigen Industrie, von denen viele Menschen des klassischen Arbeiterviertels Wedding betroffen waren.[5] Ihre Glanzzeit erlebte die Halle in den 1970ern und 1980ern, als es lange Wartelisten für Plätze in der Markthalle gab, die Stände gut besucht waren und teilweise ein gehobenes Angebot präsentierten. In den letzten Jahren vor dem Abriss stand ein Großteil der Marktstände bereits leer, die Betreiber sparten an Reinigungs- und Wartungskosten. So wurde beispielsweise der Hallenmeister entlassen und die Lautsprecherdurchsagen, die auf neue Angebote aufmerksam machten, verschwanden.[6] Die Hausverwaltungen wechselten häufig.[7] Ende 2012 erfolgte der Abriss des Gebäudes.

Neue Müllerhalle 2013[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die neue Müllerhalle eröffnete im Dezember 2013.[8] Sie hat ca. 5.550  Verkaufsfläche und ca. 5.460 m² Stellfläche.[9] Im Obergeschoss befindet sich ein großer Kaufland-Supermarkt, im Erdgeschoss sind im vorderen Teil kleinere Geschäfte und ein Café untergebracht, im hinteren Teil ein Parkhaus. Der Architekt Oliver Merz hatte die Entwürfe für das Gebäude geliefert. Besonders prägend ist die dunkelgraue Fassade, die zu kontroversen Reaktionen der Anwohner führte.[8]

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Johannes Ehrmann: Wilder, weiter, Wedding (Memento des Originals vom 25. April 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bdzv.de, Theodor-Wolff-Preis, ursprünglich erschienen in: Der Tagesspiegel, 7. September 2013
  2. Ralf Schmiedecke: Wedding: mitten in Berlin Sutton Verlag GmbH, 2001 ISBN 3-89702-366-0 S. 118.
  3. Gerhild Komander: Bevor die Müllerhalle kam in: ecke Müllerstraße Nr. 8 dez/jan 2011/2012 S. 11.
  4. Katrin Lange: Die Hälfte der Marktstände steht leer, Berliner Morgenpost 21. Mai 2007
  5. Paul-Martin Richter: Möglichkeiten und Grenzen gesellschaftlichen Engagements migrantischer UnternehmerInnen Universitätsverlag der TU Berlin, 2015 ISBN 3-7983-2712-2 S. 78
  6. Kristin Oeing: Ein kleines Stück Berlin Wedding: Abschied aus der Müllerhalle, Berliner Zeitung 14. Mai 2012.
  7. Kleine Anfrage der Fraktion der CDU beim Bezirksamt Mitte 0390/III; Müllerhalle ein rechtsfreier Raum? (Memento des Originals vom 21. November 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.svenrissmann.de, 23. August 2010.
  8. a b Dirk Jericho: Anthrazitfarbene Klinkerfassade ärgert Anwohner, Berliner Woche, 23. September 2013.
  9. Pressemitteilung des Baukollegiums der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung vom 22. November 2011 (Memento des Originals vom 24. September 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.stadtentwicklung.berlin.de.

Koordinaten: 52° 33′ 11,8″ N, 13° 20′ 46,8″ O