Madge Gill

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Madge Gill geb. Maude Ethel Eades (* 19. Januar 1882 in Walthamstow, London; † 18. Januar 1961 in Leytonstone, London) war eine englische Künstlerin der Art brut.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Madge Eades wurde am 19. Januar 1882 als Maud Ethel Eades im Haus der Familie von Joseph und Sarah Leakey in Walthamstow geboren. Der Vater und auch sein Beruf sind in der Geburtsurkunde nicht genannt. Ihre Mutter Emma Eades verließ ihre Tochter, damit sie von den Leykeys gepflegt werden konnte, wofür ihr Großvater zahlte. Als sie 9 Jahre alt war, konnte sich der Großvater diese Unterstützung nicht mehr leisten und sie wurde in das Waisenhaus von Thomas John Barnardo in Barkingside gebracht. Mit Tausenden anderen unterprivilegierten Kindern wurde sie 1894 nach Kanada geschickt. Dort arbeitete sie als Dienerin bei mehreren Familien und kehrte mit der ersten Gelegenheit nach England zurück.[1]

Sie kam 1903 nach London zurück und lebte bei ihrer Tante Kate Gill. Durch ihre Tante kam sie in Berührung mit dem Spiritismus und sie arbeitete als Krankenschwester. Madge Eades heiratete 1907 ihren Cousin Tom, den Sohn ihrer Tante Kate. Mit ihm lebte sie in einfachen Verhältnissen im East End von London. Gemeinsam bekamen sie drei Söhne, von denen einer 1918 an der Spanischen Grippe starb. Eine Tochter wurde 1919 tot geboren, danach erkrankte Madge Gill schwer und sie verlor ihr rechtes Auge, welches durch ein Glasauge ersetzt wurde.[2]

Madge Gill starb wenige Tage nach ihrem 79. Geburtstag am 18. Januar 1961 nach einer schweren Krankheit.[2]

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Madge Gill begann 1919 zu zeichnen, nachdem sie ein Berufungserlebnis mit einer Geisterscheinung hatte, den sie als „Myrninerest“ bezeichnete. Als Medium unter dem Einfluss dieses Geistes erschuf sie fast 40 Jahre lang kreative Kunstwerke mit Tusche auf großen Papierrollen und auf kleinen postkartenähnlichen Kartons,[2] sowie großformatige Textilkunstwerke. Die längste Arbeit ist 11 Meter lang.[3] Sie schuf täglich oft mehrere Zeichnungen, meist nachts bei schwachem Kerzenlicht.[4]

Ihr Thema sind Frauen mit zarten Gesichtern, umrahmt von kunstvollen Frisuren und Hüten im Stil der Jahrhundertwende. Diese ordnete sie inmitten von Linien, Schraffuren und geometrischen Mustern an. Es wird angenommen, dass es sich bei den Frauenbildnissen um Selbstporträts handelte. Obwohl es eine große Nachfrage nach ihren Werken gab, weigerte sich Gill diese zu verkaufen, denn sie war der Meinung, dass sie nur ein Medium sei und keine Eigentümerin der Zeichnungen wäre. Auch nähte sie Kleider und schrieb Texte.[2]

Ihre Arbeiten sind in zahlreichen Sammlungen vertreten, wie beispielsweise in der Collection de l’Art Brut in Lausanne,[5] im LaM, Villeneuve d’ Ascq,[6] der Sammlung Zander,[7] dem Musée de la Création Franche in Bègles[8] oder der Collection Eternod & Mermod.[2] Seit 2021 gehören Werke von Gill zu der 921 Werke umfassenden Donation d’Art Brut de Bruno Decharme im Centre Georges-Pompidou.[9]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. chronology – Madge Gill. madgegill.com, abgerufen am 12. Februar 2023 (amerikanisches Englisch).
  2. a b c d e Hannah Rieger – Living in Art Brut - Madge Gill. livinginartbrut.com, abgerufen am 12. Februar 2023.
  3. Madge Gill. Galerie Delmes & Zander, abgerufen am 12. Februar 2023.
  4. Madge, Gill (1882 – 1961) im Kunstmuseum Thurgau, abgerufen am 12. Februar 2023.
  5. Gill, Madge. Collection de l'Art Brut, abgerufen am 12. Februar 2023.
  6. The collection – Art Brut. Lille Métropole Musée d’art moderne, d’art contemporain et d’art brut, abgerufen am 12. Februar 2023.
  7. Madge Gill. Sammlung Zander, abgerufen am 12. Februar 2023 (deutsch).
  8. Musée de la Création Franche: « Féminin pluriel ». Abgerufen am 11. Mai 2023
  9. Madge Gill im Centre Pompidou, abgerufen am 12. Februar 2023.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Madge Gill – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien