Malzbierbrauerei Groterjan

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Malzbierbrauerei Groterjan
Milastr. 1–4: Teil der Wirtschaftsgebäude, rechts Teil der Brauereibauten

Milastr. 1–4: Teil der Wirtschaftsgebäude,
rechts Teil der Brauereibauten

Daten
Ort Berlin-Prenzlauer Berg
Bauherr Actien-Brauerei-Gesellschaft Groterjan
Baujahr um 1900
1929 (Verwaltungsbau in der Prinzenallee)
Bauzeit 1897–1905
1925–1929 (Verwaltungsbau)

Die Malzbierbrauerei Groterjan war eine in den 1880er Jahren gegründete deutsche Brauerei. Sie war Herstellerin von Malzbier in Berlin und hatte in mindestens zwei Bezirken Filialen. Die erhaltenen Bauten der Brauerei stehen unter Denkmalschutz.

Geschichte des Unternehmens[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Inserat im Jahr 1900 im Berliner Adressbuch

Braumeister Johann Christoph Groterjan eröffnete um 1880 in Alt-Berlin eine Brauerei, die eine Filiale der Münchner Malzbierbrauerei Castner & Co. war.[1] Die Brauerei hatte ihren ersten Standort in der Rheinsberger Straße 73.[2] Seine Brauerei ließ Groterjan im Adressbuch als Münchener Malzbierbrauerei Christoph Groterjan registrieren.[3]

Im Jahr 1894 meldete Groterjan ein von ihm hergestelltes Malzbier auf seinen Namen zum Patent an.[4] Später bewarb er es mit

„Das beste und billigste aller diätetischen Malzbiere. Nur aus Malz und Hopfen hergestellt. Von ärztlichen Autoritäten als das bewährteste Heil- und Stärkungsmittel für Blutarme, Reconvalescenten, schwache Kinder, nährende Frauen, Magenkranke, Lungenleidende etc. verordnet.[5]

Um 1929 war die Groterjan-Brauerei die größte Brauerei für Malzbier in Berlin.[6] Der Ausstoß betrug in den 1930er Jahren 250.000 hl Bier pro Jahr und weitere 50.000 hl Limonaden und Selters in Flaschen und Fässern.[7]

Nach der Erweiterung der Brauerei an der Schönhauser Allee trat Groterjan weiterhin als Münchner Malzbierbrauerei auf, verwendete aber den Zusatz Specialität: Groterjan’s Malzbier (Malzextractbier). Seine Getränke verkaufte er nicht nur in Berlin, sondern auch im Umland[8] und exportierte sie, wie aus einer Anzeige im Jahr 1899 hervorgeht.[9]

Im Jahr 1913 kaufte Groterjan das Malzbiergeschäft der Brauerei Oswald Berliner auf.[10][11]

Die 1881 gegründete Berliner Weißbierbrauerei von Eduard Gebhardt in der Prinzenallee 79–80 wurde 1914 zur Malzbierbrauerei Groterjan.[10] Ab den 1910er Jahren hatte er nun zwei Produktionsstandorte in Berlin.[12][13] Die Brauerei gab sich den Zusatznamen Groterjan & Co. In den Gebäuden der früheren Weißbierbrauerei in Berlin-Gesundbrunnen wurde weiter Bier gebraut und unter dem bekannten Firmennamen Berliner Weisse weiter vertrieben.[10][14]

Im Jahr 1944 wurde das Grundkapital der Groterjanschen Brauerei mit 2,6 Millionen Reichsmark angegeben.[15]

Produkte der Brauerei (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu den Spezialitäten der Brauerei gehörten das Groterjan-Malzbier bzw. Aechtes Groterjan-Malzbier,[8] Malztrunk, Berliner Weisse, Porterbier.[16] Das Malzbier wurde wegen seines Geschmacks auch Caramellbier genannt und beispielsweise mit diesem Spruch beworben: „Hat’s Caramellbier gut getan, dann war’s bestimmt von Groterjan“.[17]

Geschichte der Verwaltungs- und Brauereibauten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gelände am Prenzlauer Berg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zwischen 1897 und 1905 entstanden nach Auftrag von Groterjan auf dem Gelände einer ehemaligen Eisengießerei an der Schönhauser Allee 130 im späteren Bezirk Prenzlauer Berg auf Basis von Bauplänen der Architekten Georg Rathenau und Friedrich August Hartmann ein Berliner Festsaal[18] für mehr als tausend Gäste, zudem eine Kegelbahn und ein Biergarten.[19][4] Ebenfalls auf diesem Gelände ließ Groterjan alle für seine Brauerei notwendigen Gebäude wie eine Mälzerei, Sudhäuser, Wirtschaftsgebäude und kombinierte Wohn-/Geschäftshäuser neu errichten: heutige Adresse Milastraße 1 bis 4 (damals nach Bebauungsplan Straße 23 A), Cantianstraße (damals Straße 24) Nummern 13/14 und Schönhauser Allee 129/130. Im Jahr 1908 meldete der Gaststättenbetrieb an der Schönhauser Allee jedoch Insolvenz an. Die genannten Bauten sind erhalten und denkmalgeschützt.

Das Haus Milastraße 2 erhielt in den 2000er Jahren den Namen Villa Groterjan.[10][20]

Gelände in Wedding[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf dem Gelände im Bezirk Wedding ließ die Firma 1927 bis 1929 vom Architekten Carl-Emil Bruno Buch ein neues Verwaltungsgebäude und auf dem Hof weitere Produktionsgebäude planen und errichten. Das Bauwerk parallel zur Straße ist ein fünfgeschossiges Gebäude mit gelber und roter Klinkerfassade im zurückhaltenden Expressionismus-Stil und einer breiten Durchfahrt auf den Hof. Es wurde am 1. Mai 1929 seiner Bestimmung übergeben.[10] Auf dem Hof platzierte Buch die Flaschenabfüllanlage mit Lager- und Versandräumen in einem gesonderten Bauwerk.[6] Das an der Travemünder Straße – ebenfalls von Bruno Buch errichtete – Stall- und Garagengebäude sowie die Gärkeller, das Kessel- und das Sudhaus wurden in den 1970er Jahren abgerissen.[6][21]

Nach Abwicklung der Brauerei in den 1970er Jahren standen die Gebäude zunächst leer, 1983 bis 1985 wurden das Verwaltungshaus und die Flaschenabfüllanlage denkmalgerecht saniert; die restlichen Gebäude auf dem Hof wurden abgetragen.[10] – Neben der Toreinfahrt ist ein Original-Firmenemblem der Brauerei erhalten.[21]

In den 2020er Jahren hat die Celldegg-GmbH im Verwaltungsgebäude der Brauerei in Berlin-Gesundbrunnen ihren Sitz und ihre Produktion.[22]

Von 1945 bis Ende der 1970er Jahre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch die Teilung Berlins in vier Sektoren nach dem Zweiten Weltkrieg verblieb ein Teil der Brauerei-Immobilien im französischen Sektor (Wedding, Prinzenallee) und ein Teil im sowjetischen Sektor (Prenzlauer Berg, Schönhauser Allee/Milastraße).

Die Brauerei in West-Berlin erzeugte weiterhin Malzbier und Porter. Sie modernisierte in den 1950er Jahren ihre Produktionsanlagen. Allerdings ging die Nachfrage nach Malzbier zurück. Im Jahr 1961 wurde die Groterjansche Brauerei von Schultheiss übernommen. Ihren ursprünglichen Namen führte sie als Malzbierbrauerei Groterjan in Schultheiss-Brauerei AG noch einige Jahre weiter.[23] In den 1970er Jahren wurden die Brauerei abgewickelt[10] und die Gebäude teils saniert, teils abgerissen.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Groterjan, Chr., Kaufmann. In: Berliner Adreßbuch, 1888, Teil I, S. 346 (Groterjan wohnte in dieser Zeit in der Elsässer Straße 3 (heutige Torstraße)).
  2. Münchner Malzbierbrauerei Castner & Co. In: Berliner Adreßbuch, 1888, III.
  3. Groterjan, Christoph; Brauereibesitzer. In: Berliner Adreßbuch, 1895, Teil I, S. 419.
  4. a b Brauerei Groterjan. industriekultur.berlin, abgerufen am 19. November 2023.
  5. Inserate > Groterjans Malzbierbrauerei. In: Adreßbuch für Berlin und seine Vororte, 1902, Teil V, S. 65.
  6. a b c Baudenkmal Bürogebäude & Brauerei & Gewerbebau Prinzenallee 78/79
  7. Braumeister A. Dörfel: Die Herstellung obergäriger Biere und die Malzbierbrauerei Groterjan A.G. in Berlin. (PDF) In: Groterjan-Brauerei. 1947, abgerufen am 22. November 2023.
  8. a b Mit Groterjan durch die Mark, Jagdschloss Stern ist abgebildet. Werbekarte (Ohne Jahr), abgerufen am 24. November 2023.
  9. Münchner Malzbierbrauerei Christoph Groterjan. In: Adreßbuch für Berlin und seine Vororte, 1899, Teil IV, S. 165.
  10. a b c d e f g Brauerei Groterjan. In: Berlin-Lexikon. Abgerufen am 22. November 2023.
  11. Zwei Brauerei-Keller der Oswald-Berliner-Brauerei Berlin bei den Berliner Unterwelten, abgerufen am 24. November 2023.
  12. Gerhild H. M. Komander: Der Wedding: auf dem Weg von Rot nach Bunt. Berlin Story Verlag, 2006, ISBN 3-929829-38-X (google.com [abgerufen am 17. November 2023]).
  13. Bier-Brauereien > Berliner Weißbier-Brauerei Ed. Gebhardt, Actiengesellschaft > Prinzenallee 79.80. In: Adreßbuch für Berlin und seine Vororte, 1899, Teil III, S. 91.
  14. Zwei Bierdeckel mit dem Firmenlogo von Groterjan (das große "J") und den Produkten Malzbier und Weißbier, abgerufen am 24. November 2023.
  15. Handbuch der deutschen Aktiengesellschaften. 1944 (google.com [abgerufen am 17. November 2023]).
  16. Adressbuch für die gesamte Brau-Industrie Europas. Eisenschmidt & Schulze, 1898 (google.com [abgerufen am 17. November 2023]).
  17. Bier zum Frühstück. Abgerufen am 20. November 2023.
  18. Teilansicht des Groterjan-Festsaals auf einer Ansichtskarte von 1906, abgerufen am 24. November 2023.
  19. Institut für Denkmalpflege (Hrsg.): Die Bau- und Kunstdenkmale der DDR. Hauptstadt Berlin-II. Henschelverlag, Berlin 1984, S. 366.
  20. Zwei Brauerei-Keller der Oswald-Berliner-Brauerei Berlin bei den Berliner Unterwelten, abgerufen am 24. November 2023.
  21. a b Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Berlin, Deutscher Kunstverlag, 2006, ISBN 3-422-03111-1, S. 163.
  22. Berliner Telefonbuch, 2023 > Celldegg, abgerufen am 20. November 2023.
  23. Berliner Branchen-Adressbuch 1962