Man o to

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Man o To („Ich und Du“) ist ein Gedicht des persischen Dichters und Denkers Rūmī, das in einem seiner bekanntesten Werke, dem Diwan-e Schams-e Tabrizi, veröffentlicht wurde. Es ist das Gedicht (Ghasel) 2214.

Originaltext der Werkausgabe Die Ghaselen des Schams von Täbris[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

خنک آن دم كه نشينيم در ايوان من و تو
بدو نقش و بدو صورت بيكى جان من و تو
اختران فلك آيند به نظارهٔ ما
مه خود را بنمائيم به ايشان من و تو
من و تو بى من و تو جمع شويم از سر ذوق
خوش و فارغ ز خرافات پريشان من و تو
طوطيان فلكى جمله شكرخواره شوند
در زمانى كه بخنديم بديشان من و تو
اين عجب تر كه من و تو بيكى كنج اينجاست
هم درين دم به عراقيم و خراسان من و تو
خيز تا بار دگر در هوس شمس الدين
جان ببازيم چو خورشيد درفشان من و تو[1]

ḫonak ān dam ke nešīnīm dar eywān man-o to
be-do naqš-o be-do ṣūrat be-yekī ǧān man-o to
aḫtarān-e falak āyand be naẓāre-ye mā
mah-e ḫod-rā be-namā’īm be īšān man-o to
man-o to bī man-o to ǧam‘ šawīm az sar-e ẕauq
ḫoš-o fāreġ ze ḫorāfāt-e parīšān man-o to
ṭūṭīyān-e falakī ǧomle šekar-ḫwāre šawand
dar zamānī ke be-ḫandīm be-d-īšān man-o to
īn ‘aǧab-tar ke man-o to be-yekī konǧ īnǧā-st
ham dar-īn dam be ‘erāqīm-o ḫorāsān man-o to
ḫīz tā bār-e degar dar hawas-e šamso'd-dīn
ǧān be-bāzīm čo ḫoršīd-e derafšān man-o to[2]

Wörtliche Übersetzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erfrischend[3] jener Hauch,[4] wenn wir sitzen im Säulengang,[5] ich und du,
Zwei Bildnisse und zwei Gestalten, doch eine Seele: ich und du.
Die Sterne des Firmaments kommen, um uns anzuschauen,
den eigenen Mond[6] zeigen wir ihnen, ich und du.
Ich und du, ohne das Ich und das Du,[7] kommen zusammen in Verzückung,
Froh und gelöst von unsinnigem Geschwätz,[8] ich und du.
Die Papageien am Firmament[9] gieren nach Süßem,[10]
während wir sie anlachen, ich und du.
Erstaunlicher ist dies, dass ich und du hier in einer Ecke sind,
doch auch im selben Atemzug in Irak und Khorasan,[11] ich und du.
Erheb dich, um ein weiteres Mal im Verlangen nach Schams ad-Din[12]
kühn zu sein wie die leuchtende Sonne,[13] ich und du.

Übersetzung und Nachdichtung von Annemarie Schimmel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Glücklich der Nu, da wir im Schlosse weilen,
wir: du und ich.
Wohl ist der Leib, die Seele nicht zu teilen –
wir: du und ich ...
Das Wunder ist, daß wir in einem Winkel
hier hold vereint
Zugleich getrennt sind viele tausend Meilen –
wir: du und ich![14]

Variante[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Originaltext[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

خنک آن دم كه نشینيم در ايوان من و تو
به دو نقش و به دو صورت به يكى جان من و تو
رنگ باغ و دم مرغان بدهد آب حيات
آن زمانى كه در آييم به بستان من و تو
اختران فلک آیند به نظاره ما
مه خودرا بنماييم به ايشان من و تو
من و تو بى من و تو جمع شويم از سر ذوق
خوش و فارغ ز خرافات پريشان من و تو
طوطيان فلكى جمله جگرخوار شوند
در مقامى كه بخنديم بر آن سان من و تو
اين عجبتر كه من و تو به يكى كنج اين جا
هم در اين دم به عراقيم و خراسان من و تو[15]

ḫonak ān dam ke nešīnīm dar eywān man-o to
be do naqš-o be do ṣūrat be yekī ǧan man-o to
rang-e bāġ-o dam-e morġān bedahad āb-e ḥayāt
ān zamānī ke dar-āyīm be bostān-e man-o to
aḫtarān-e falak āyand be naẓāre-ye mā
mah-e ḫod-rā benamāyīm be īšān man-o to
man-o to bī man-o to ǧam‘ šawīm az sar-e ẕauq
ḫoš-o fāreġ ze ḫorāfāt-e parīšān man-o to
ṭūṭīyān-e falakī ǧomle-ye ǧegar-ḫwār šawand
dar maqāmī ke beḫandīm bar ān sān man-o to
īn ‘aǧab-tar ke man-o to be yekī konǧ-e īn ǧā
ham dar īn dam be ‘erāqīm-o ḫorāsān man-o to

Deutsche Übersetzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Moment der Glückseligkeit,
auf der Veranda zu sitzen, du und ich.
Scheinbar zwei Körper, aber eins in der Seele, du und ich.
Wir fühlen das fließende Wasser des Lebens hier,
du und ich, mit der Schönheit der Gärten
und den singenden Vögeln.
Die Sterne schauen auf uns herab,
und wir zeigen ihnen
wie es ist, auf dem dünnen Sichelmond zu sitzen,
Du und ich, „entselbst“, werden zusammen sein,
Gleichgültig gegenüber faulen Gerüchten, du und ich.
Himmlische Papageie knacken Zuckerrohr
während wir gemeinsam lachen, du und ich.
In einer Form auf dieser Erde,
und in anderer Form in einem zeitlosen süßen Land.

Vertonung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Man O To
Nu
Veröffentlichung 2017
Länge 3:42 Min
Genre(s) House, Deep House, Techno
Text Rumi
Album Man O To

Der Berliner Musiker Nu[16] vertonte das knapp 800 Jahre alte Gedicht und verwendete es in einem House-/Deep-House-Song. Das Lied erschien 2017.[17]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. persisch غزليات شمس تبريزى, DMG Ġazaliyyāt-e Šams-e Tabrīzī, hrsg. von Manṣūr Mošfeq, mit einleitenden Worten von Ali Daschti und Ǧalāl ad-Dīn Homā’ī, Verlag Ṣafī ‘Alīšāh, 5. Auflage, Iran 1354 AHS (1975), S. 582
  2. DMG-Vokalisation gemäß der heutigen Aussprache.
  3. Dieses Wort kann sowohl mit „kühl, erfrischend“ als auch mit „glücklich“ übersetzt werden, denn ein erfrischender Luftzug macht in heißem Klima auch glücklich.
  4. auch „Atemzug; Augenblick“
  5. Der zugrunde liegende Begriff Eywān bedeutet „überdeckte Galerie, Veranda, Palast“, wird aber auch auf den prachtvollen Eingangsbereich von Moscheen angewandt. Vgl. Junker/Alavi: Persisch-deutsches Wörterbuch, Leipzig/Teheran 1970, S. 72.
  6. Sinnbild für Schönheit.
  7. Bedeutung: Das Ich und das Du lösen sich in der (mystischen) Liebe auf.
  8. auch: „Aberglauben“
  9. geschwätzige, aber kluge Vögel
  10. eigentlich: „(Streu-) Zucker“
  11. Regionen, die am westlichen und am östlichen Rand der Iranischen Hochebene liegen.
  12. arabisch شمس الدين, DMG Šāms ad-Dīn, wörtliche Übersetzung: „Sonne des Glaubens“.
  13. Wortspiel mit dem Namen Schams.
  14. Vgl. A. Schimmel: Rumi – Ich bin Wind und du bist Feuer – Leben und Werk des großen Mystikers, München 1978, 7. Auflage 1991, S. 23 f., ISBN 3-424-00580-0.
  15. Nushia: MAN O TO | nanu! auf WordPress.com, abgerufen am 15. November 2020
  16. RA: Nu. Abgerufen am 15. November 2020.
  17. Nu (5) - Man O To. Abgerufen am 15. November 2020.