Mannschaftskapitän (Cricket)

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Der Mannschaftskapitän im Cricket spielt eine zentrale Rolle in einer Cricket-Mannschaft. Anders als in anderen Sportarten werden Befugnisse, die häufig dem Trainer einer Mannschaft zustehen, oft weitgehend vom Kapitän übernommen. Die zentralen Aufgaben werden dabei durch die Laws of Cricket definiert. Dabei hat der Kapitän generell die Verantwortung für seine Mannschaft und ist in fast allen Belangen des Spiels die Ansprechperson für die Umpires.

Aufgaben nach den Laws of Cricket[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Mannschaftskapitäne in einem Cricket Spiel tragen die hauptsächliche Verantwortung für die Einhaltung des Fair Plays während eines Spieles und müssen sicherstellen, dass ihre Mannschaft sowohl den Geist des Spieles als auch dessen Regeln einhält. Sollten Spieler diese verletzen, beispielsweise durch offenes Zeigen eines Dissents mit der Schiedsrichterentscheidung, ist der Umpire gehalten, den Kapitän der betreffenden Mannschaft um Abhilfe zu bitten.[1] Des Weiteren sind dem Mannschaftskapitän durch die Regeln zahlreiche Aufgaben übertragen, für die er die konkrete Verantwortung hat.

Vor dem Spiel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es obliegt dem Kapitän einer Mannschaft, die Mannschaftsaufstellung seines Teams vor dem Spiel schriftlich mitzuteilen. Wenn die gegnerische Mannschaft nachträglich das Team umbesetzen möchte, muss der gegnerische Kapitän zustimmen.[2] Des Weiteren haben die Kapitäne vor dem Spiel zusammen mit den Umpires die Spielzeiten, die Bälle und Feldmarkierungen festzulegen.[3] Auch vertreten sie ihre Mannschaft beim Münzwurf.[4]

Ballwechsel und Rollen des Pitches[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Kapitän einer Mannschaft obliegt es, beim Start eines neuen Innings oder nach einer festgelegten Anzahl von Overs einen neuen Ball bei den Schiedsrichtern zu beantragen.[5] Auch hat der Kapitän der Schlagmannschaft das Recht, das Rollen des Pitches vor dem Start des Innings oder eines neuen Tages zu verlangen. Im Falle der Verfügbarkeit von mehreren Rollern darf er auch entscheiden, welcher dazu verwendet wird.[6]

Deklaration und Follow-On[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sollte eine Mannschaft ein Innings vorzeitig beenden wollen oder gar nicht erst beginnen lassen, so obliegt es dem Kapitän, diese Entscheidung zu treffen und gegebenenfalls den Zeitpunkt zu wählen.[7] Gleiches gilt für die Entscheidung, bei einem genügend großen Vorsprung nach dem ersten Innings als Schlagmannschaft das Follow-On zu verlangen.[8] Falls die Schiedsrichter der Meinung sind, dass ein oder mehrere Spieler einer Mannschaft Aktionen durchführen, die einer Spielverweigerung gleichkommt, haben die Umpires sich an den betreffenden Kapitän der entsprechenden Mannschaft zu wenden. Sollte dieser diese Aktionen fortführen lassen, können die Schiedsrichter das Spiel beenden und für den Gegner werten.[9]

Einsprüche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während jeder Feldspieler, wenn er der Meinung ist, einen Vorgang zu beobachten, der den Schlagmann ausscheiden lässt, an die Schiedsrichter appellieren darf, diese Entscheidung auch zu treffen, darf der Kapitän einen Appeal mit der Zustimmung des Umpires wieder zurücknehmen. Dies kann dann von Bedeutung sein, wenn der Kapitän der Meinung ist, dass das Ausscheiden unfair herbeigeführt wurde.[10]

Verantwortung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Kapitän trägt für die Mannschaft die Verantwortung. Im Falle eines Fehlverhaltens von Spielern seiner Mannschaft kann er daher auch dafür bestraft werden.[11] Ein üblicher Fall tritt ein, wenn die Mannschaft zu langsam bowlt und daher nicht eine vorgegebene Anzahl von Overn in einer gegebenen Zeitspanne spielt. In diesem Fall ist es üblich den Kapitän der entsprechenden Mannschaft zu bestrafen, was im internationalen Cricket zu Geld- und in Wiederholungsfällen zu Spielstrafen führen kann.[12]

Anpassung der Regeln für den Internationalen Spielbetrieb[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der ICC gibt dem Kapitän in einigen Fällen noch mehr Möglichkeiten Aufgaben im Spiel wahrzunehmen. So entscheidet bei der Wahl eines neuen Balles nicht der Schiedsrichter darüber welcher Ball nun verwendet wird, sondern präsentiert dem Kapitän der bowlenden Mannschaft eine Auswahl von Bällen, aus denen dieser auswählen kann. Im Falle des Kapitäns der Feldmannschaft trifft er auch die Entscheidung, ob nach einer Aktion das Decision Review System eingesetzt wird, wenn es für das Spiel zur Verfügung steht.[13]

Weitere Aufgaben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Abseits der Regeln werden dem Kapitän häufig auch weitere Aufgaben zugeteilt. Internationale Teams haben heute zumeist Trainer, die anders als früher auch weitgehend ins Spiel eingreifen. Selektoren wählen dabei im Fall von Auswahlmannschaften die Mannschaft aus und stellen einen Kader zusammen. In einigen Fällen trifft dann der Kapitän die letzte Entscheidung, wer im konkreten Spiel antritt und an welcher Position welcher Spieler eingesetzt wird. Auf dem Feld teilt er dabei die Spieler auf ihre Feldpositionen ein und bestimmt, welcher Bowler das aktuelle Over übernehmen soll. Er ist dabei auch für die konkrete taktische Entscheidungen verantwortlich.[14][15]

Vertretung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Regeln erlauben es einen Vertreter (Vize-Kapitän) zu bestimmen, der im Falle der Abwesenheit des Kapitäns seine Aufgaben wahrnimmt.[2]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Laws of Cricket - Preamble to the Laws. Marylebone Cricket Club, abgerufen am 25. Juli 2015 (englisch).
  2. a b Laws of Cricket - Law 1 (The players). Marylebone Cricket Club, abgerufen am 25. Juli 2015 (englisch).
  3. Laws of Cricket - Law 3 (The umpires). Marylebone Cricket Club, abgerufen am 25. Juli 2015 (englisch).
  4. Laws of Cricket - Law 12 (Innings). Marylebone Cricket Club, archiviert vom Original am 9. August 2015; abgerufen am 25. Juli 2015 (englisch).
  5. Laws of Cricket - Law 5 (The ball). Marylebone Cricket Club, archiviert vom Original am 30. Mai 2013; abgerufen am 25. Juli 2015 (englisch).
  6. Laws of Cricket - Law 10 (Preparation and maintainance of the playing area). Marylebone Cricket Club, archiviert vom Original am 22. Juni 2015; abgerufen am 25. Juli 2015 (englisch).
  7. Laws of Cricket - Law 14 (Declaration and Forfeiture). Marylebone Cricket Club, archiviert vom Original am 22. September 2015; abgerufen am 25. Juli 2015 (englisch).
  8. Laws of Cricket - Law 13 (The follow-on). Marylebone Cricket Club, archiviert vom Original am 20. Juli 2015; abgerufen am 25. Juli 2015 (englisch).
  9. Laws of Cricket - Law 21 (The result). Marylebone Cricket Club, archiviert vom Original am 9. August 2015; abgerufen am 25. Juli 2015 (englisch).
  10. Laws of Cricket - Law 27 (Appeals). Marylebone Cricket Club, archiviert vom Original am 25. Dezember 2018; abgerufen am 25. Juli 2015 (englisch).
  11. Laws of Cricket - Law 42 (Fair and unfair play). Marylebone Cricket Club, abgerufen am 25. Juli 2015 (englisch).
  12. Brydon Coverdale: Bailey suspended for slow over-rate. Cricinfo, 19. Januar 2015, abgerufen am 25. Juli 2015 (englisch).
  13. Standard test match playing conditions. ICC, abgerufen am 25. Juli 2015 (englisch).
  14. Daniel Brettig: Clarke to quit ODIs after World Cup final. Cricinfo, 28. März 2015, abgerufen am 25. Juli 2015 (englisch).
  15. Sambid Bal: 'A bad captain can make a great team look ordinary'. Cricinfo, abgerufen am 25. Juli 2015 (englisch).