Marcus Plancius Varus

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Eine Münze, auf deren Rückseite der Name von Varus in griechischer Sprache erscheint

Marcus Plancius Varus war ein im 1. Jahrhundert n. Chr. lebender römischer Politiker.

Er stammte aus der Familie der Plancii, die während der späten Republik nach Kleinasien ausgewandert waren und großen Landbesitz hielte. Durch eine Inschrift,[1] die in Germa gefunden wurde, sind die Anfänge der Laufbahn von Varus belegt. Er übte zunächst im Rahmen des Vigintivirats das Amt eines Xvir stlitibus iudicandis aus. Im Anschluss wurde er Quaestor in der Provinz Pontus et Bithynia.[A 1] Nach Beendigung dieser Tätigkeit kehrte er nach Rom zurück, wo er, vermutlich um 65, Volkstribun (Tribunus plebis) sowie Praetor wurde. Danach war er als Legatus pro praetore jeweils für ein Jahr zunächst dem Statthalter in der Provinz Achaea und im Anschluss dem Statthalter in Asia zugeordnet.[2] Durch die Historiae (II, 63, 2)[3] von Tacitus ist belegt, dass Varus sich im April 69 in Rom aufhielt. Laut Tacitus klagte Varus Gnaeus Cornelius Dolabella beim Stadtpräfekten von Rom, Titus Flavius Sabinus an, dass Dolabella trotz seiner Verbannung nach dem Selbstmord Othos in die Hauptstadt zurückgekehrt wäre, um selbst nach der Macht zu greifen.[2][4]

Durch Bronzemünzen[5] und durch eine Inschrift[6] in griechischer Sprache ist belegt, dass Varus während der Regierungszeit von Vespasian (69–79) Statthalter (Proconsul) in der Provinz Bithynia et Pontus war; er amtierte vermutlich 70/71 oder 71/72 in der Provinz.[2][4][A 2] Varus ließ die Bronzemünzen aus unbekanntem Anlass in den sieben wichtigsten Städten Bithyniens nach einem einheitlichen Schema prägen.[2][7][A 3] Durch zwei Inschriften in griechischer Sprache ist belegt, dass er während seiner Amtszeit zum Patron von Nicaea gewählt wurde,[2] wo er die Stadttore hatte erneuern lassen.[8]

Varus war mit einer Tochter des armenischen Königs Tigranes VI. verheiratet und hatte zwei Kinder, Gaius Plancius Varus und Plancia Magna.[2]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Marcus Plancius Varus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Bernard Rémy: Les carrières sénatoriales dans les provinces romaines d’Anatolie au Haut-Empire (31 av. J.-C. – 284 ap. J.-C.) (Pont-Bithynie, Galatie, Cappadoce, Lycie-Pamphylie et Cilicie), Publications de l’Institut Français d’Études Anatoliennes, 1989, ISBN 2-906059-04X, (Online).

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Laut Bernard Rémy wurde ihm der Militärdienst, der normalerweise dem Vigintivirat nachfolgte, wahrscheinlich erlassen.
  2. Laut Bernard Rémy war Varus möglicherweise für zwei Jahre, 70/71 und 71/72, Statthalter in der Provinz, da er auf zwei Münzen in griechischer Sprache als zum zweiten mal Proconsul bezeichnet wird; die Lesung der Münzen ist allerdings unsicher.
  3. Laut Bernard Rémy dürfte der Anlass für die Münzprägungen wahrscheinlich der 100ste Jahrestag der Schlacht bei Actium gewesen sein.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Inschrift aus Germa (AE 1971, 463).
  2. a b c d e f Bernard Rémy: Les carrières, Nr. 17, S. 31–34.
  3. Historiae II, 63, 2 (Online).
  4. a b Werner Eck: Jahres- und Provinzialfasten der senatorischen Statthalter von 69/70 bis 138/139 In: Chiron, Band 13 (1983), S. 147–238, hier 201–202, 226 (Online).
  5. Marcus Salvidenus Proculus. rpc.ashmus.ox.ac.uk, abgerufen am 12. März 2021 (englisch).
  6. TAM IV,1 22. epigraphy.packhum.org, abgerufen am 12. März 2021 (griechisch).
  7. Wolfram Weiser: Namen römischer Statthalter auf Münzen Kleinasiens. Corrigenda und Addenda zu Gerd Stumpfs Münzcorpus In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik, Band 123 (1998), S. 275–290, hier S. 279–280 (Online).
  8. Reinhold Merkelbach: Nikaia in der römischen Kaiserzeit. In: Ders.: Hestia und Erigone. Vorträge und Aufsätze. Stuttgart und Leipzig 1996, S. 260–287; S. 269.