Marianne Mittelholzer

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Marianne Mittelholzer, Künstlername Mascha Mioni (* 17. April 1941 in Zürich) ist eine schweizerische Textilkünstlerin und Malerin, die sich vorwiegend mit Kunstkleiderkunst,[1] der Gestaltung von Kleidung als Kunstobjekt Wearable Art – Art to Wear beschäftigt.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Green Piece – Green Peace, Fallschirmseide bemalt mit Dupontfarben, gefaltet, 1994, 382×160 cm, Foto: Asy Asendorf, Zürich

Mascha Mioni wurde als Marianne Bissig und Tochter einer Schneiderin und eines Eisenbahnelektrikers geboren, sie wuchs in Brugg und Rapperswil SG auf. Sie absolvierte, wie ihre Mutter, eine Lehre als Damenschneiderin. Nach dem Lehrabschluss lebte sie als Au-Pair-Mädchen in Paris und Exeter, es folgte ein Studienaufenthalt in Florenz.[2] 1967 heiratete sie den Augenarzt Kurt Mittelholzer, der 1976 starb. Aus der Ehe stammen zwei Töchter.

Seit 1981 lebt sie mit dem Mathematiker Heiner Graafhuis. 2001 bauten sie zusammen das Atelierhaus in Meggen LU, in dem sie heute lebt, arbeitet und Ausstellungen kuratiert.[3]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mascha Mioni hat sich im Laufe ihres künstlerischen Schaffens mit den unterschiedlichsten Materialien und Techniken auseinandergesetzt. Durch das Buch Kunstkleiderkunst der New Yorkerin Julie Shafler Dale inspiriert und als Mitgründerin des Art to Wear Teams,[2] wurde sie zu einer Pionierin dieser Kunstrichtung in Europa.[4][5] Die Bedeutung eines Kleides als Kunstwerk kommentiert sie so:

„Ein Kleid zu kreieren bedeutet das Abnehmen des Bildes von der Wand, um damit den Körper zu umwickeln. Damit ändert man die Art des Zugangs und der Bedeutung. Das Schwergewicht von einem isolierten Objekt, das als ‚Kunst’ gilt, verlagert sich zu einer Kunst, die auch ein funktionales Kleidungsstück ist.“

Marianne Mittelholzer[6]

Ihre Experimente beim Färben von Seide trugen wesentlich zur Verbreitung der Shibori-Techniken in der modernen Textilkunst bei.[7]

Die Anteilnahme am weltweiten Geschehen inspirierte sie zu Werken, wie dem in der UNESCO in Paris die Schwingen ausbreitenden Green Piece / Green Peace[2] oder dem bedrohlich-dunklen Golfdress, den sie zu Beginn des Golfkrieges schuf.[8]

2012/13 strickte sie als Mahnmal für den in der Welt allgegenwärtigen Plastikmüll aus Kleider-Sammelsäcken von Texaid das 6 × 3 × 3 m große Werk «Lismete».[9]

Ausstellungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lismete – rot-weiße Texaid Plastiksäcke, zerschnitten, gestrickt, gedehnt, 6x3x3 m Foto: Carlos Rieder, Luzern

Von 1977 bis 1988 zeigte sie ihre Malerei mit Öl auf Leinwand in Gruppen- und Einzelausstellungen, bis ihre Textilkunst in einer Gruppenausstellung im Landhaus Solothurn, Schweiz und 1991 in einer Einzelausstellung im Textilmuseum St. Gallen, Schweiz,[10] erstmals breitere professionelle Beachtung fand. Dies führte zu einer Gruppenausstellung in Auburn/NY, USA[11] und in Köln, Deutschland. Nach einer kleineren Einzelausstellung anlässlich des World Economic Forum im Kongresshaus Davos und einer Gruppenausstellung im House of Art (Dom Umenia) in Bratislava, Slowakei, und wiederum im Textilmuseum St. Gallen, publizierte sie 1995 das erste Buch ihrer Textilkunst im eigenen greina Verlag, dem alle fünf Jahre ein weiteres Buch gefolgt ist.[12]

Mehrere Gruppenausstellungen in Tiflis, Georgien, bei der UNESCO in Paris, Frankreich[11] und in Italien führten sie zur Erkenntnis, dass Kunstkleiderkunst, Art to Wear, am besten auf dem Körper getragen, in einer Performance, gezeigt wird. 2002 setzte sie dies in Performances an der Fashionation, Musée Suisse, Zürich,[13] und am 4. Internationalen Shibori Symposium in Harrogate, England, erstmals um. Eine Performance in Melbourne, Australien, und eine Gruppenausstellung im Tama Art University Museum, Tokyo, Japan, und wiederum im Textilmuseum St. Gallen, folgten. Einige ihrer Kunstwerke werden auch von der Compagnie Irene K.[14] in ganz Europa bei deren Tanzaufführungen in Szene gesetzt.[15] Nach einer Einzelausstellung im Museum Sursilvan, Trun/GR, Schweiz,[16][17] folgte eine Rauminstallation bei einer Gruppenausstellung im Aarberghaus, Ligerz, Schweiz,[18] und eine Performance anlässlich des 7. Internationalen Shibori Symposiums im Musée du Quai Branly, Paris im Jahre 2008,[19] sowie eine Gruppenausstellung zusammen mit Yoshiko Iwamoto Wada,[20] Ana Lisa Hedstrom,[21] Junichi Arai[22] und weiteren international anerkannten Künstlern an der Hong Kong Polytechnical University, China,[23] und August 2013 bis Februar 2014 im Jim Thompson Art Center, Bangkok.[24] Eine lange Freundschaft mit dem US-amerikanischen Plastiker Lawrence McLaughlin[25] führte zu gemeinsamen Ausstellungen von seinen Skulpturen und ihren Ölbildern von Dietlikon/Zürich, über Beaugency in Frankreich bis zur Bareiss Galerie in Taos, New Mexico, USA.[26] Neben der laufenden Arbeit mit Öl auf Leinwand und mixed media, dem Kuratieren von Ausstellungen für befreundete internationale Künstler wie Shinzo Kajiwara, Tokio, und Werner Bitzigeio,[27] Winterspelt, Deutschland, installierte sie auch ein Werk auf dem Kunstpfad am Rhein in Trun.[28] Ihr wichtigstes Projekt im Herbst 2014 war das Zeigen der zwei Installationen „Lismete“ (9 × 4,5 × 4 m)[29] und „Dance of Life“[30] im China National Silk Museum, Hangzhou, während ihres zweimonatigen Aufenthaltes als Artist in Residence im Jin Ze Art Center, Shanghai.[31][32][33][34][35]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Mascha Mioni: Art to Wear 1. greina Verlag, 1995, ISBN 3-9520943-0-7 (Eigenverlag).
  • Rudolf G. Smend (Hrsg.): 25 Jahre Galerie Smend. 25 Jahre textile Kunst. 60 Textilkünstler stellen sich vor. Smend VI., Galerie Smend, Köln, 1998, ISBN 3-926779-73-X.
  • Mascha Mioni: Art to Wear 2. greina Verlag, 2001, ISBN 3-9520943-3-1 (Eigenverlag).
  • Yoshiko Iwamoto Wada: Memory on Cloth – Shibori Now, Kodansha International, 2002, ISBN 4-7700-2777-X, S. 72 (books.google.ch).
  • Mascha Mioni: Art to Wear 3. greina Verlag, 2005, ISBN 3-9520943-5-8 (Eigenverlag).
  • Caroline Ho Ka Hei: The Application of Heat-Setting on Textiles. Thesis submitted for BA in Fashion & Textiles, The Hong Kong Polytechnic University, 2010, S. 43–47 (itc.polyu.edu.hk PDF), gesichert auf ([1] PDF).
  • Carlos Rieder: vor der Kamera von Carlos Rieder – Textil Art Mascha Mioni. greina Verlag, 2011, ISBN 3-9520943-7-4 (Eigenverlag).
  • Carlos Rieder: Augen Blick Mal – Kunstschmuck von Mascha Mioni, fotografiert von Carlos Rieder, greina Verlag, 2017, ISBN 3-9520943-8-2 (Eigenverlag).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Textile artists – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. So wird es im Buch Art to Wear von Julie Shafler Dale in der deutschen Ausgabe genannt. Abgerufen am 22. August 2020.
  2. a b c Yoshiko Iwamoto Wada: Memory on Cloth: Shibori Now. Kodansha International, New York 2012, ISBN 4-7700-2777-X, S. 72 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 22. August 2020]).
  3. Eintrag «Ausstellung Els Gassmann, Holzskulpturen» bei SIK ISEA. Abgerufen am 22. August 2020.
  4. Lilo Schär: Die Körperhülle in der Kunst. In: Kultur online. 1. November 2008, abgerufen am 22. August 2020.
  5. Gözde Yetmen: Dialogues in Philosophy and Social Sciences. (PDF) Dokuz Eylül Universität, Izmir, Wearable Art, 2012, S. 81, abgerufen am 22. August 2020: „… Bu anlamda yaratılan Giyilebilir Sanat eserlerinin pek çoğu giyilmek için değil, sanat eseri olarak izlenmek ve anlaşılmak için biçimlendirilmektedir. Günümüzdeki önemli temsilcileri Jorie Johnson, Tim Harding, Mascha Mioni, Galya Rosenfeld, Sandra Backlund’dır.“
  6. Zentral- & Hochschulbibliothek Luzern, Flux Design Biennale, 2004. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 4. Januar 2014; abgerufen am 22. August 2020.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/web.zhbluzern.ch
  7. Doktorarbeit SIMBOL ŞI TEHNICĂ ARHAICĂ-RAPEL ÎN CREAłIA CONTEMPORANĂ von BITAY Ileana Ecaterina, 2011 an der Universitatea de Arta si Design Cluji-Napoca, Rumänien. (PDF) Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. Februar 2015; abgerufen am 22. August 2020.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.uad.ro
  8. abgebildet in Mascha Mioni Art to Wear 1
  9. maschamioni.ch Installation Lismete. Archiviert vom Original am 22. Oktober 2014; abgerufen am 22. August 2020.
  10. Einladung zur Vernissage im Textilmuseum St. Gallen vom 15. November 1991. Archiviert vom Original am 4. Januar 2014; abgerufen am 22. August 2020.
  11. a b Silke Bosbach interviewt Mascha Mioni Silke Bosbach's Blog. Archiviert vom Original am 4. Januar 2014; abgerufen am 22. August 2020.
  12. Bücherangebot Mascha Mioni. Abgerufen am 22. August 2020.
  13. Video auf vimeo.com. Abgerufen am 11. September 2020.
  14. x-mal Kleid Compagnie Irene K Zeitgenössischer Tanz. Abgerufen am 22. August 2020.
  15. Video auf vimeo.com. Abgerufen am 22. August 2020.
  16. Video von SFDRS RTR Radio Televisiun Rumantscha auf youtube.com. Abgerufen am 22. August 2020.
  17. Eintrag im Kunstbulletin. Abgerufen am 22. August 2020.
  18. Pia Zeugin im Bieler Tagblatt vom 23. Oktober 2008, S. 24 – maschamioni.ch – Medien. Archiviert vom Original am 4. Januar 2014; abgerufen am 22. August 2020. und kultur-online.net. Abgerufen am 22. August 2020.
  19. Video auf vimeo.com. Abgerufen am 22. August 2020.
  20. yoshikowada.wordpress.com
  21. analisahedstrom.com
  22. fashionencyclopedia.com
  23. Thesis of Caroline Ho Ka Hei, Hong Kong Polytechnic University, April 2010, p.43 ff (PDF; 4,6 MB). (PDF) Abgerufen am 22. August 2020.
  24. Jim Thompson Art Center, Ausstellung mnémonikos: Art of Memory in Contemporary Textiles. Abgerufen am 11. September 2020.
  25. larrymclaughlin.com
  26. Tempo Magazine, April 19, 2012 maschamioni.ch – Medien 19.4.2012. Abgerufen am 22. August 2020.
  27. bitzigeio.com
  28. icsurselva.ch – Senda d'Art spel Rein a Trun. Archiviert vom Original am 22. Oktober 2014; abgerufen am 22. August 2020.
  29. Foto Lismete im China National Silk Museum, Hangzhou
  30. video auf vimeo. Abgerufen am 11. September 2020.
  31. jinze.org
  32. Friends from Afar im JinZe Arts Centre: Zwei resident artists: Mascha Mioni und Sarah Chu. Abgerufen am 11. September 2020.
  33. Mascha Mioni im China National Silk Museum, Hangzhou. Abgerufen am 11. September 2020.
  34. ISS 09 Report of Barbara Schey – "… Mascha Mioni, Hiroko Watanabe, Ana Lisa Hedstrom were also among the luminaries…" (PDF) Abgerufen am 11. September 2020.
  35. fibre Quarterly Canada – 9th International Shibori Symposium report; Bildlegende: "Instal view of costumes and work by artists Candace Edgerley of USA, Catherine Ellis of USA, Mascha Mioni of Switzerland and Carter Smith of USA". Abgerufen am 11. September 2020.