Marinenachschubleichter

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Marinenachschubleichter Typ I p1
Schiffsdaten
Land Deutsches Reich Deutsches Reich
Schiffsart Leichter
Bauzeitraum 1943 bis 1945
Dienstzeit 1944 bis 1945
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 38,5 m (Lüa)
Breite 5,05 m
Tiefgang (max.) 1,3 m
Verdrängung 216 t
 
Besatzung 14
Maschinenanlage
Maschine 2 Dieselmotoren
Maschinen­leistung 240 PS (177 kW)
Höchst­geschwindigkeit 10 kn (19 km/h)
Propeller 2
Bewaffnung

geplante Bewaffnung

  • 1 × 3,7-cm
  • 4 × 2-cm-Flak C/38

Der Marinenachschubleichter Typ I (MNL) war eine Klasse von kleineren Landungsbooten der Kriegsmarine, welche im Zweiten Weltkrieg zum Einsatz kamen.

Allgemeines[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Entwicklungsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Marinenachschubleichter Typ I (MNL I) entstand aufgrund einer Forderung der Kriegsmarine nach einem Nachschub- und Landungsfahrzeug, welches in der Lage sein sollte von Deutschland über das französische Flussnetz ins Mittelmeer zu gelangen. Dies wurde notwendig, weil die vorhandenen Marinefährprahme und Marineartillerieleichter das „Freycinet-Maß“ der französischen Kanäle und Schleusenanlagen (Länge 39,0 m, Breite 5,2 m, Tiefgang 1,8 m) überschritten, so dass sie diese nicht befahren konnten. Der Entwurf der Leichter entsprach dann annähernd den Abmessungen einer handelsüblichen Péniche, wobei sie so konstruiert wurden, dass die Aufbauten leicht demontierbar waren und der Rumpf aus sechs Sektionen bestand. Womit diese auf Eisenbahnwaggons verladen werden und am Zielort nur mit Hilfe eine 20 t-Kranes zusammengebaut werden konnten.

Aufgrund einer fehlenden schnell ausbringbaren Landungsklappe eigneten sich die Boote nicht für schnelle Landungsunternehmen, sondern eher für den Nachschubtransport an Orte ohne Hafenanlagen. Vom äußeren Erscheinungsbild waren die Boote dem Marinefährprahm nicht unähnlich. Allerdings wurde noch größerer Wert auf eine schnelle und einfache Fertigung gelegt.

Zuladung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der witterungsgeschützte Laderaum eines MNL I war 16 m lang, 3,5 m breit und hatte eine Höhe von etwa 1,6 m, was einem nutzbaren Rauminhalt von 90 m³ entspricht. Zur Be- bzw. Entladung waren zwei 4 × 1,51 m große Ladeluken und ein Ladepfosten mit einem Ladebaum von 2 t Tragkraft, der zwischen diesen beiden Luken je nach Bedarf an der Backbord- oder Steuerbordseite aufgestellt werden konnte vorhanden. Die Ladefläche an Oberdeck war etwa 21 m lang, 3,5 m breit und wies eine Fläche von 60 m² auf. Hier konnten bei einer Fahrbahnbreite von 2,5 m drei Lastkraftwagen hintereinander transportiert werden.

Es bestand die Möglichkeit 200 voll ausgerüstete Soldaten im Laderaum und an Deck unterzubringen. Ansonsten betrug die Zuladung 75 t bis Seegang der Stärke 4 oder 90 t bis Stärke 2. Bei schweren und sperrigen Lasten, wie etwa Fahrzeuge, welche an Oberdeck transportiert wurden, musste aus Stabilitätsgründen nur ein Drittel der Zuladung gefahren werden. War der Leichter ansonsten unbeladen, konnten nur 20 t an Decksfracht verstaut werden, welche mittels zweier mitgeführter Spurbahnträger an Bord gebracht wurde.

Modifikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es war geplant vier Boote (MNL 1, MNL 2, MNL 11 und MNL 12) als Flusssperrbrecher auf der Donau einzusetzen. Dafür sollte ein 70 t schweres Kreuzpolgerät (KPG) eingerüstet werden, welches ein geringfügig geändertes italienisches Gerät namens Canona Antimagnetica war. Aber die Aufträge wurden am 8. Januar 1945 vor Fertigstellung storniert.

Marinenachschubleichter Typ II[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Nachfolgerklasse, der Marinenachschubleichter Typ II, wurde ohne die Beschränkungen durch die französischen Wasserstraßen geplant. Er sollte bei einer maximalen Tragfähigkeit von 170 t eine Ladung von 125 t (bis zu 175 t bei ruhiger See) transportieren können. Dafür hätte eine Ladefläche von 235 m² an Deck und 115 m² im Laderaum zur Verfügung gestanden. Der Antrieb sollte aus drei Dieselmotoren bestehen. Die Entwicklung wurde aber bereits Anfang 1944 zugunsten des Einheitslandungsboots eingestellt.

Liste der Boote[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bezeichnung Bauwerft Bauauftrag Indienststellung Verbleib
MNL 1 Krupp Stahlbau,
Rheinhausen
7. April 1943 17. November 1944
MNL 2 - Bauauftrag am 8. Januar 1945 storniert
MNL 3 29. Januar 1945
MNL 4 29. Januar 1945
MNL 5 29. Januar 1945
MNL 6 September 1944
MNL 7 September 1944
MNL 8 September 1944
MNL 9 September 1944
MNL 10 September 1944
MNL 11 - Bauauftrag am 8. Januar 1945 storniert
MNL 12 -
MNL 13 29. Januar 1945
MNL 14 29. Januar 1945
MNL 15 - Bauauftrag im Januar 1945 storniert
MNL 16 -
MNL 17 -
MNL 18 -
MNL 19 -
MNL 20 -
MNL 21 5. Juni 1943 21. Juni 1944 Dezember 1945 sowjetische Kriegsbeute
MNL 22 21. Juni 1944 Dezember 1945 sowjetische Kriegsbeute
MNL 23 4. Oktober 1944 Mai 1945 britische Kriegsbeute und im 1946 vor der Mündung der Schlei versenkt
MNL 24 Oktober 1944
MNL 25 Neckarwerft,
Neckarsulm
MNL 26 Schiffswerft Ruthof,
Mainz-Kastel
MNL 27
MNL 28 Werft Gustavsburg,
Mainz-Kastel
MNL 29 30. Januar 1945
MNL 30
MNL 31 Krupp Stahlbau,
Rheinhausen
Mai 1945 niederländische Kriegsbeute
MNL 32

Technik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2-cm-Flak C/38 auf Vierlingslafette

Antrieb[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Antrieb erfolgte durch zwei Sechszylinder-Lkw-Dieselmotoren von Deutz, mit einer Leistung von 240 PS (177 kW). Diese Leistung wurde an zwei Wellen mit je einer Schraube abgegeben. Die Höchstgeschwindigkeit betrug 10 Knoten (19 km/h), mit einer maximalen Fahrstrecke von 540 Seemeilen (1.000 km).

Bewaffnung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bewaffnung bestand aus einer 3,7-cm in Einzellafette am Heck und vier 2-cm-Flak C/38 in Vierlingslafette, welche auf einer Plattform hinter dem Fahrstand aufgestellt war.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Erich Gröner, Dieter Jung, Martin Maass: Die deutschen Kriegsschiffe 1815–1945, Band 7: Landungsverbände II: Landungsfahrzeuge i.e.S. (Teil 2), Landungsfähren, Landungsunterstützungsfahrzeuge, Transporter; Schiffe und Boote des Heeres, Schiffe und Boote der Seeflieger/Luftwaffe, Kolonialfahrzeuge, Bernard & Graefe Verlag, Koblenz 1990, ISBN 3-7637-4807-5, S. 45f.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]