Martha Wilson

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Martha Wilson (* 18. Dezember 1947 in Newtown, Pennsylvania) ist eine US-amerikanische feministische Performance-Künstlerin.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Martha Wilsons Mutter war Quäkerin, weshalb sie eine Quäker-Vorschule in Pennsylvania und ein Quäker-College in Ohio besuchte.[1] Anschließend studierte sie Englische Literatur und Kunst am Wilmington College in Ohio, wo sie mit einem Bachelor abschloss und erwarb anschließend einen Masterabschluss in Englischer Literatur an der Dalhousie University in Halifax. 1971 verließ sie noch vor ihrer geplanten Promotion die Universität und lehrte von 1972 bis 1974 am Nova Scotia College of Art and Design in Halifax.[2]

1974 zog Wilson nach New York, wo sie mit der dortigen feministischen Kunstbewegung in Kontakt kam. Von 1975 bis 1976 lehrte sie Kunst des 20. Jahrhunderts am Brooklyn Institute for Liberal Arts.

Wilson ist Gründungsdirektorin von Franklin Furnace, einem alternativen Ausstellungsraum und Archiv, das sie am 3. April 1976 in Lower Manhattan gründete. Das Ziel von Franklin Furnace ist es, avantgardistische Kunst, die von den großen Ausstellungshäusern und Institutionen in den 1970er Jahren nur wenig beachtet wurde, auszustellen und zu bewahren. Dazu gehören allen voran ephemere Kunstformen wie Performancekunst und temporäre Installationen, aber auch Künstlerbücher und Multiples. Seit 1997 liegt der Schwerpunkt von Franklin Furnace auf dem virtuellen Raum; die Archive und Programme werden hauptsächlich online präsentiert.[3]

Wilson war Mitglied von DISBAND, einer Frauen-Performance-Gruppe, die 1978 gegründet und 1982 aufgelöst wurde.

Sie lebt und arbeitet in New York.

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das künstlerische Werk von Wilson umfasst Fotografie, Videokunst und Performance.

Ihre Arbeiten aus den frühen 1970er Jahren waren zunächst stark autobiografisch und fanden vor der Kamera statt. Ab 1974 trat sie mit ihren Performances auch vor einem Live-Publikum auf, z. B. in The Kitchen, dem Whitney Museum of American Art oder dem MoMA PS1.[4] Seit 1972 befasst sie sich in ihren Performances mit der Identitätsbildung und der fließenden Grenze von Geschlecht und Selbst mit Werken wie Posturing: Drag, bei der sie sich in verschiedenen Erscheinungsbildern schminkte und mittels Fotografie dokumentierte. 1973 wurde ihre Postkartenarbeit Breast Forms Permutated in die Ausstellung c. 7500 von Lucy Lippard im California Institute of the Arts in Valencia aufgenommen, die erste Ausstellung, die sich auf Konzeptkunst von Frauen konzentrierte.[2]

Wilson hinterfragt in ihren Werken die Vorstellung von (geschlechtlicher) Identität, indem sie sich Rollenspiele und Kostüme bedient, verkörpert aber auch politische Figuren. Während der Amtszeit von Ronald Reagan nahm sie die fiktive Figur der Nancy Reagan ein, unter George H. W. Bush und George W. Bush die Figur der Barbara Bush und unter Bill Clinton die Figur Tipper Gore.[4] Weitere Personen nahm sie mit Alexander M. Plague, Jr. und Donald Trump ein.

Die Werke von Wilson befinden sich in verschiedenen internationalen Sammlungen, darunter im Museum of Modern Art in New York, Sammlung Verbund in Wien, Smith College Museum in Northampton, Moderna Museet in Stockholm, Solomon R. Guggenheim Museum und im Whitney Museum of American Art in New York.

Ausstellungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelausstellungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2021: Martha Wilson in Halifax 1972–1974, Centre Pompidou, Paris[5]
  • 2019: I Have Become My Own Worst Fear, Galerie Crone, Wien
  • 2016: Martha Wilson and Franklin Furnace, Katzen Center of American University Museum, Washington, D.C.
  • 2011: I have become my own worst fear, P.P.O.W Gallery, New York
  • 2009–2013: Martha Wilson: Staging the Self, Wanderausstellung, u. a. in der Dalhousie University Art Gallery, Arcadia University Art Gallery und im Utah Museum of Fine Arts
  • 2008: Martha Wilson: Photo/Text Works, 1971-74, Mitchell Algus Gallery, New York

Gruppenausstellungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auszeichnungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2015: Women’s Caucus for Art Lifetime Achievement Award
  • 2015: Audrey Irmas Award for Curatorial Excellence
  • 2012: Yoko Ono Lennon Courage Award for the Arts
  • 2001: New York Foundation for the Arts Fellowship
  • 1991: Skowhegan School Governor’s Award for Service to the Arts[8]
  • 1984: National Endowment for the Arts Fellowship
  • 1978: National Endowment for the Arts Fellowship

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Michelle Meagher: Against the Invisibility of Old Age: Cindy Sherman, Suzy Lake and Martha Wilson. In: Feminist Studies, Band 40, Nr. 1, 2014, S. 101–143.
  • Martha Wilson (Hrsg.): Martha Wilson Sourcebook: 40 Years of Reconsidering Performance, Feminism, Alternative Space. Independent Curators International, New York 2011, ISBN 978-0-916365-85-1.
  • Peter Dykhius: Martha Wilson: Staging the Self/30 Projects from 30 Years of Franklin Furnace Archive, Inc. Dalhousie University Art Gallery, Halifax 2011, ISBN 0-7703-0028-6.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Martha WilsonN. In: Cura. Abgerufen am 12. April 2022 (amerikanisches Englisch).
  2. a b Anne K. Swartz: Wilson, Martha. Grove Art Online, 27. Oktober 2011 (englisch).
  3. Martha Wilson. In: !Women Art Revolution. 21. September 2016, abgerufen am 12. April 2022 (englisch).
  4. a b Martha Wilson. In: re.act.feminism. Abgerufen am 12. April 2022.
  5. Martha Wilson in Halifax – 1972–1974. Abgerufen am 12. April 2022 (englisch).
  6. Self Reimagined Exhibition at New Jersey City University Lemmerman gallery. Abgerufen am 12. April 2022 (amerikanisches Englisch).
  7. Invisible Adversaries. Abgerufen am 12. April 2022 (englisch).
  8. Skowhegan Awards Dinner Honorees. In: Skowhegan. Abgerufen am 12. April 2022 (englisch).