Maryam Rajavi

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Maryam Rajavi 2014

Maryam Rajavi (persisch مريم رجوي Mariam Radschawi‎; * 4. Dezember 1953[1] in Teheran, Iran als Maryam Azodanlu; andere Schreibweise: Maryam Radjavi) ist eine im Pariser Exil lebende iranische Politikerin. Sie ist die Präsidentin des Nationalen Widerstandsrates im Iran (NWRI). Dieser wird vom Bundesnachrichtendienst als Vorfeldorganisation der Volksmodschahedin (kurz MEK) bezeichnet, einer Organisation, die zwischen 2001 und 2009 von der EU als Terrororganisation gelistet wurde.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Maryam Rajavi wurde in eine mittelständische Familie, die ihren Stammbaum auf die Kadscharen zurückführt, geboren. Nach ihrem Studium der Metallurgie an der Scharif-Universität für Technologie in Teheran, begann sie in den 1970er Jahren, politisch aktiv zu werden, nachdem ihre Schwester Narges vom SAVAK getötet worden war.[2] Zunächst war sie in einer Anti-Schah-Bewegung, die sie als Führerin einer Studentenbewegung leitete. Nach dem Sturz des Schahs Mohammad Reza Pahlavi im Jahr 1979 stieg sie innerhalb der militanten iranischen Oppositionsbewegung, der Volksmodschahedin (Modschahedin-e Chalgh), zu einer führenden Persönlichkeit auf, die vor allem intellektuelle Studenten für die Bewegung rekrutierte. 1979 heiratete Maryam Azodanlu ein führendes Mitglied der Volksmodschahedin, mit dem sie zwei Kinder bekam.[2]

Im Jahr 1980 bewarb sich Maryam Azodanlu für die iranischen Parlamentswahlen, errang jedoch keinen Sitz im Parlament. Der Bruch mit Chomeini unmittelbar vor den ersten Präsidentschaftswahlen erfolgte durch den erzwungenen Rückzug des Führers und Kandidaten der Volksmodschahedin, Massoud Rajavi.[3] Der schleichende Ausschluss von der Macht durch die Kleriker veranlasste den nun zu den Klerikern in Opposition stehenden Präsident Abolhassan Banisadr, zu landesweiten Demonstrationen im April und Juni 1981 aufzurufen. Als die Auseinandersetzungen im Juni 1981 ihren Höhepunkt erreichten, mussten Banisadr, Rajavi und weitere Modschahedin-Funktionäre den Iran verlassen und fanden Exil in Paris.

Exil[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Maryam Azodanlu verließ nach ihren Angaben 1982 den Iran zusammen mit ihrer Familie.[4] 1985 heiratete sie im Pariser Exil Massoud Rajavi,[5] der zuvor mit der Tochter Banisadrs verheiratet gewesen war.[6] 1986 verließ Massoud Rajavi vermutlich auf Druck der französischen Regierung Frankreich und verlegte sein Hauptquartier in den Irak, um den Widerstand gegen das iranische Regime mit der Unterstützung durch Saddam Husseins Regime militärisch fortzuführen.[7] Seit dieser Zeit gilt Rajavi als verschwunden. 1993 wurde Maryam Rajavi vom NWRI zur künftigen Präsidentin des Iran gewählt.[8]

Laut Verfassungsschutzbericht 2008 propagiert Frau Rajavi für den Iran den Dritten Weg.[9] „[Danach] sei ein Wechsel der politischen Verhältnisse im Iran weder durch eine militärische Intervention der USA (Erster Weg) noch durch eine Beschwichtigungspolitik Europas (Zweiter Weg) zu erreichen. Die Dritte Option bestehe in der politischen Umwälzung im Iran durch das iranische Volk und seinen organisierten Widerstand, einschließlich der NLA als Befreiungsarmee“ (Verfassungsschutzbericht 2008[10])

Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bahman Nirumand stellt einen Personenkult um Maryam Rajavi fest, die, selbst Ajatollah Chomeini nachahmend, in den Rang der „Revolutionsführerin“ gehoben wurde. Wie weit dieser Personenkult reicht, schreibt Nirumand, „zeigte sich im Juni 2003, als die französische Polizei Maryam Rajavi vorübergehend in Untersuchungshaft nahm. Dagegen protestierten mindestens zehn Mitglieder [der MEK] damit, dass sie sich selbst anzündeten. Zwei Frauen starben dabei.“ Nach ihrer Freilassung verkündete Maryam Rajavi:

„Wir haben unsere Ziele erreicht und sind besonders stolz darauf, dass sich so viele für uns geopfert und sich selbst verbrannt haben.“

Maryam Rajavi[7]

Im Rahmen seiner Agitation kritisierte der NWRI zum Beispiel eine militärische Zielsetzung des iranischen Atomprogramms, wie der Verfassungsschutz feststellte.[11] Ebenso soll die CIA laut Ray McGovern mit den Volksmodschahedin zusammenarbeiten für „die üblichen Geheimdiensttätigkeiten. Sensoren anbringen, um das iranische Atomprogramm zu überwachen. Angriffsziele für die Luftwaffe markieren. Vielleicht auch geheime Lager einrichten und die Truppenstationierung überwachen. Und ein bisschen Sabotage.“ Die Ex-Pentagon-Beamtin Karen Kwiatkowski erklärte hierzu: "Die Volksmodjahedin sind bereit, Dinge zu tun, für die wir uns schämen müssten, und über die wir am liebsten schweigen. Doch genau für solche Aufgaben benutzen wir sie".[7]

Die paramilitärische Kampforganisation der Volksmodschahedin wurde immer wieder für schwere Attentate gegen Botschaften und Konsulate der iranischen Regierung verantwortlich gemacht.[12]

Iranisches Atomprogramm[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im August 2002 hatten iranische Exilgruppen, darunter die Oppositionsgruppe „Nationaler Widerstandsrat des Iran“ (NWRI), die Geheimdienste darauf aufmerksam gemacht, dass das Atomprogramm Irans umfangreicher sei als bisher vermutet.[13]

Darüber schreibt Maryam Rajavi in der „WELT“: „Im Sommer 2002 hat der iranische Widerstand die Orte der wichtigsten geheimen Nuklearanlagen, die Pläne für die Urananreicherung und die Plutoniumproduktion enthüllt und die Welt auf ein gefährliches Programm aufmerksam gemacht, das 18 Jahre lang ein Geheimnis war.“ (Maryam Rajavi[14])

In einer Darstellung vom 13. Oktober 2008 beschreibt Maryam Rajavi die Atomverhandlungen als kostbare Zeit, die es den Teheraner Führern erlaubte, die Endphase beim Bau der Atombombe zu erreichen. „Heute entwickeln sie atomare Sprengköpfe“. Ebenso soll diese Zeit, Rajavi spricht von 6 Jahren, dem Iran ermöglicht haben, „den Irak heimlich und zügellos zu okkupieren und die Demokratie dort zu geißeln.“[15]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Persönliche Website (Memento vom 25. Oktober 2011 im Internet Archive)
  2. a b nytimes.com Exiled Iranians Try to Foment Revolution From France (abgerufen am 9. Mai 2013)
  3. Bahman Nirumand, Keywan Daddjou: Mit Gott für die Macht. Hamburg 1989. ISBN 3-499-12718-0. Seite 287
  4. http://www.ncr-iran.org/de/content/view/12/31/
  5. Profile: Maryam Rajavi. In: news.bbc.co.uk. 17. Juni 2003, abgerufen am 24. Februar 2024.
  6. Verfassungsschutz 2006 Broschüre über MEK (Memento vom 27. September 2007 im Internet Archive)
  7. a b c Die mit den schwarzen Mappen, in die tageszeitung am 13. Dezember 2006, abgerufen am 29. Dezember 2009.
  8. Verfassungsschutzbericht 2007. Seite 246
  9. http://www.francesoir.fr/actualite/politique/iran-opposition-“-changement-est-en-vue”-maryam-radjavi-39930.htm@1@2Vorlage:Toter Link/www.francesoir.fr (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Dezember 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. [archive], interview mit Jean-Pierre Thiollet, France-Soir, Juni 2009
  10. Verfassungsschutzbericht 2008 (Memento vom 7. Oktober 2009 im Internet Archive) Verfassungsschutzbericht 2008, Seite 298
  11. Verfassungsschutzbericht 2007. Seite 247
  12. Die Zeit: Die Göttin des Widerstands
  13. https://web.archive.org/web/20040716214514/http://www.hsfk.de/downloads/report0104.pdf
  14. Die Welt: Maryam Rajavi vom 4. März 2006
  15. https://archive.md/20120908134626/http://www.ncr-iran.org/de/content/view/1909/1/