Matankari

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Landgemeinde Matankari
Landgemeinde Matankari (Niger)
Landgemeinde Matankari (Niger)
Landgemeinde Matankari
Koordinaten 13° 46′ N, 4° 0′ OKoordinaten: 13° 46′ N, 4° 0′ O
Basisdaten
Staat Niger
Region Dosso
Departement Dogondoutchi
Einwohner 68.979 (2012)

Matankari (auch: Matamkari) ist eine Landgemeinde im Departement Dogondoutchi in Niger.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Matankari gehört zur Sahelzone. Die Nachbargemeinden sind Soucoucoutane im Nordwesten, Dogonkiria im Nordosten, Dan-Kassari im Südosten und die Departementshauptstadt Dogondoutchi im Südwesten.

Bei den Siedlungen im Gemeindegebiet handelt es sich um 32 Dörfer, 221 Weiler und 5 Lager.[1] Matankari erhebt Anspruch auf zwei weitere Siedlungen in der Nachbargemeinde Dogonkiria. Umgekehrt beansprucht die Nachbargemeinde Soucoucoutane fünf Siedlungen in Matankari.[2] Der Hauptort der Landgemeinde Matankari ist das Dorf Matankari.[3] Am Westrand des Hauptorts verläuft der 4. Längengrad.

Westlich des Hauptorts verläuft das große, periodisch wasserführende Trockental Dallol Maouri. In der Gemeinde besteht ein hohes Risiko von Überschwemmungen.[4]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Matankari mit dem Marktplatz im Vordergrund (1909)

Der Ortsname Matankari kommt von Mato n’Gari, was „Dorf des Mato“ bedeutet. Mato war von 1767 bis 1786 Herrscher von Aréoua, des Reichs der Maouri, einer Untergruppe der Hausa. Der Titel der Herrscher von Aréoua lautete serki n’Aréoua. Mato gründete Matankari als seinen Herrschaftssitz. Sein Nachfolger Goga regierte von 1786 bis 1803 und konnte erfolgreich einen Angriff der Fulbe abwehren. Unter Ousman, der von 1803 bis 1821 herrschte, waren die Maouri von einer Hungersnot dermaßen geschwächt, dass sie zwischenzeitlich nicht mehr kämpfen und aus Matankari vor den Fulbe fliehen mussten. Letztlich konnte Ousman die Oberhand behalten, musste jedoch an die Fulbe Tributzahlungen leisten. Sein Nachfolger Gay-Va starb bereits 1822 im Kampf als Verbündeter des Reichs Gobir gegen das Reich Sokoto. Nach Gay-Va herrschte von 1822 bis 1849 Gagara, der mit Sokoto Frieden schloss. Ihm folgte von 1849 bis 1861 Alissina nach. Dieser musste sich gegen Angriffe der Tuareg aus Imanan zur Wehr setzen und griff seinerseits die Aréoua-Provinz Tibiri an. Tibiri verbündete sich jedoch mit dem Reich Kebbi und Alissina wurde in der Schlacht geschlagen und getötet. Sein Nachfolger Lefeda, der von 1861 bis 1873 regierte, musste sich mit Revolten mehrerer Dörfer in Aréoua, darunter Dogondoutchi, auseinandersetzen. Letztlich musste er zugunsten von Bagajié abdanken, der bis 1901 in relativem Frieden regierte.[5]

Matankari nördlich des Forts, mit Blick auf den Pass nach Tougana (1909)

Am 27. März 1899 musste sich Bagajié allerdings der französischen Mission Voulet-Chanoine unterwerfen.[6] Sein Nachfolger war Koché, der von 1901 bis 1913 herrschte.[5] Im Jahr 1903 gründeten die Franzosen einen Militärposten in Matankari.[7] Der britische Reiseschriftsteller A. Henry Savage Landor besuchte die Ortschaft 1906 im Rahmen seiner zwölfmonatigen Afrika-Durchquerung. Er beschrieb Matankari als etwa 3000-köpfige Siedlung mit engen Gassen, den Herrschaftssitz von Koché mit zwei hohen Lehmsäulen, in denen er ägyptischen Einfluss vermutete, das erhöht gelegene französische Fort und die zylindrische Architektur der sauberen Wohnhäuser.[8] Als der französische Militärposten 1906 in die Stadt Dogondoutchi verlegt wurde, war auch der serki n’Aréoua gezwungen, seinen Amtssitz nach Dogondoutchi zu übersiedeln.[7] Die 364 Kilometer lange Piste für Reiter zwischen Dogondoutchi und Niamey, die durch Matankari führte, galt in den 1920er Jahren als einer der Hauptverkehrswege in der damaligen französischen Kolonie Niger.[9]

Bis 1972 hatten in Niger nur die Großstädte Niamey, Maradi, Tahoua und Zinder den Status einer eigenständigen Gemeinde. In diesem Jahr wurde Matankari zeitgleich mit sechs weiteren nigrischen Orten zur Gemeinde erhoben.[10] Bei der Flutkatastrophe in West- und Zentralafrika 2010 wurden 4262 Einwohner von Matankari als Katastrophenopfer eingestuft, so viele wie in sonst keiner Gemeinde in der Region Dosso.[11]

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Lehm- und Strohhütte in Matankari (2020)

Bei der Volkszählung 2012 hatte die Landgemeinde 68.979 Einwohner, die in 8859 Haushalten lebten.[1] Bei der Volkszählung 2001 betrug die Einwohnerzahl 57.646 in 7038 Haushalten.[12]

Im Hauptort lebten bei der Volkszählung 2012 14.261 Einwohner in 2071 Haushalten[1] und bei der Volkszählung 2001 11.443 in 1396 Haushalten.[12]

In ethnischer Hinsicht ist die Gemeinde ein Siedlungsgebiet von Arawa, Goubawa und Kurfeyawa.[13]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Gemeinderat (conseil municipal) hat 18 gewählte Mitglieder. Mit den Kommunalwahlen 2020 sind die Sitze im Gemeinderat wie folgt verteilt: 12 MPN-Kiishin Kassa, 5 PNDS-Tarayya und 1 MNSD-Nassara.[14]

Jeweils ein traditioneller Ortsvorsteher (chef traditionnel) steht an der Spitze von 26 Dörfern in der Gemeinde.[1]

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemeinde liegt in einer Zone, in der Regenfeldbau betrieben wird.[15] Im Dorf Bagagi gibt es einen Viehmarkt. Der Markttag ist Mittwoch.[16] Die Niederschlagsmessstation im Hauptort liegt auf 234 m Höhe und wurde 1981 in Betrieb genommen.[17]

Im Dorf Birnin Lokoyo ist ein Gesundheitszentrum des Typs Centre de Santé Intégré (CSI) vorhanden.[18] Der CEG Matankari, der im Dorf Bagagi gelegene CEG Bagagi und der im Dorf Tribu Kasko Peulh gelegene CEG Kasko Peulh sind allgemein bildende Schulen der Sekundarstufe des Typs Collège d’Enseignement Général (CEG).[19] Das Berufsausbildungszentrum Centre de Formation aux Métiers de Matankari (CFM Matankari) bietet Lehrgänge in familiärer Wirtschaft, Tischlerei, Automechanik und Schneiderei an.[20]

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Arzika Binta Bagagi: Vulnérabilité des ressources en eau de surface face au changement climatique aux activités humaines. Cas de la mare Makéra II de la commune rurale de Matankari. Mémoire de Master II. Département de Géographie, Université Abdou Moumouni de Niamey, Niamey 2017.
  • Adoumou Harouna: Développement de la culture de tomate pendant l’hivernage dans le département de Doutchi. Cas de la commune rurale de Matankari. Faculté d’Agronomie, Université Abdou Moumouni de Niamey, Niamey 2009.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Matankari – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Répertoire National des Localités (ReNaLoc). (RAR) Institut National de la Statistique de la République du Niger, Juli 2014, S. 121–126, abgerufen am 7. August 2015 (französisch).
  2. Répertoire National des Localités (ReNaLoc). (RAR) Institut National de la Statistique de la République du Niger, Juli 2014, S. 10, abgerufen am 7. August 2015 (französisch).
  3. Loi n° 2002-014 du 11 JUIN 2002 portant création des communes et fixant le nom de leurs chefs-lieux. République du Niger, 11. Juni 2002.
  4. M. Tiepolo, M. Ali, M. Bacci, S. Braccio, H. Issa, A. Z. Oumarou: Analyse du risque d’inondation dans les communes de la Région de Dosso au Niger, 1998–2016. (PDF) Projet ANADIA 2.0, rapport n. 5. Agence Italienne pour la Coopération au Développement, 2018, S. 10 und 22, abgerufen am 26. April 2018 (französisch).
  5. a b Edmond Séré de Rivières: Histoire du Niger. Berger-Levrault, Paris 1965, S. 172–173.
  6. Edmond Séré de Rivières: Histoire du Niger. Berger-Levrault, Paris 1965, S. 206.
  7. a b Jolijn Geels: Niger. Bradt, Chalfont St Peter 2006, ISBN 1-84162-152-8, S. 139.
  8. A. Henry Savage Landor: Across Widest Africa. An Account of the Country and People of Eastern, Central and Western Africa As Seen During a Twelve Months' Journey From Djibuti To Cape Verde. Volume II. Hurst and Blackett, London 1907, S. 368–370 (archive.org [abgerufen am 13. März 2021]).
  9. Maurice Abadié: La Colonie du Niger. Mit einem Vorwort von Maurice Delafosse. Société d’Editions Géographiques, Maritimes et Coloniales, Paris 1927, S. 427.
  10. Maman Salifou: Historique de la décentralisation au Niger. (PDF) Direction Générale de l’Administration Territoriales et des Collectivités Locales, Ministère de l’Intérieur, de la Sécurité Publique et de la Décentralisation, République du Niger, Mai 2008, S. 11, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 12. Juli 2018; abgerufen am 8. Mai 2021 (französisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.cfgct.ne
  11. @1@2Vorlage:Toter Link/www.cic.neSituation des besoins des populations victimes d’inondations (2010) (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Juni 2021. Suche in Webarchiven). Website des Centre d’Information et de Communication, veröffentlicht am 23. September 2010, abgerufen am 31. März 2012.
  12. a b Répertoire National des Communes (RENACOM). (RAR-Datei) Institut National de la Statistique, abgerufen am 8. November 2010 (französisch).
  13. Yveline Poncet: Cartes ethno-démographiques du Niger au 1/1 000 000. Notice des cartes (= Etudes nigériennes. Nr. 32). Centre Nigérien de Recherches en Sciences Humaines, Niamey 1973, Annex: République du Niger: Carte ethno-démographique au 1:1 000 000 (odsef.fss.ulaval.ca [PDF; abgerufen am 31. Januar 2021]).
  14. Résultats élections – Communales. Commission Électorale Nationale Indépendante, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. Januar 2021; abgerufen am 2. Januar 2021 (französisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ceniniger.org
  15. Comprendre l’économie des ménages ruraux au Niger. (PDF) Save the Children UK, 2009, S. 8, abgerufen am 2. September 2020 (französisch).
  16. Mahamadou Saley, Yatta Paul Maurice Mohamed: Projet Régional d’Appui au Pastoralisme au Sahel (PRAPS). Etude diagnostique des Systèmes d’Information sur les marchés à bétail du Burkina Faso, du Mali, de la Mauritanie, du Niger, du Sénégal et du Tchad. Rapport Définitif. (PDF) CILSS, November 2016, archiviert vom Original am 17. Mai 2017; abgerufen am 10. Januar 2022 (französisch).
  17. Evaluation Hydrologique de l’Afrique Sub-Saharienne. Pays de l’Afrique de l'Ouest. Rapport de Pays: Niger. Mott MacDonald International / BCEOM / SOGREAH / ORSTOM, Cambridge / Montpellier / Grenoble August 1992, Annexe E: Liste des postes pluviométriques, S. 9 (horizon.documentation.ird.fr [PDF; abgerufen am 19. März 2022]).
  18. Niger DSS. In: Systeme Nationale d’Information Sanitaire (SNIS). Ministère de la Santé Publique, République du Niger, abgerufen am 10. November 2020 (französisch).
  19. Niger – Recensement Scolaire 2008–2009, Enquête statistique. Dictionnaire des donnèes. Institut National de la Statistique de la République du Niger, 28. November 2013, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 10. November 2020 (französisch).@1@2Vorlage:Toter Link/anado.ins.ne (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  20. CFM (Centre de Formation aux Métiers) de Matankari. Ministère des Enseignements Professionnels et Techniques, République du Niger, abgerufen am 18. November 2020 (französisch).