Mati (Attika)

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Mati
Μάτι
Mati (Attika) (Griechenland)
Mati (Attika) (Griechenland)
Basisdaten
Staat Griechenland Griechenland
Region Attika
Regionalbezirk Ostattika
Gemeinde Marathon
Gemeindebezirk Nea Makri
Stadtbezirk Nea Makri
Geographische Koordinaten 38° 3′ N, 24° 0′ OKoordinaten: 38° 3′ N, 24° 0′ O
Einwohner ()

Mati (griechisch Μάτι (n. sg.)) ist ein Stadtviertel der Kleinstadt Nea Makri im Süden der griechischen Gemeinde Marathon. Mati ist zwischen der Nationalstraße 83 im Westen und der Ostküste Attikas etwa 26 km vom Stadtzentrum Athens gelegen. Die Siedlung ist in einem Waldstück von Aleppo-Kiefern planmäßig mit rechtwinklig verlaufenden Straßenzügen angelegt. Ohne erkennbare bauliche Trennung grenzt im Süden das Viertel Kokkino Limanaki der Hafenstadt Rafina an.

Mati zählte 1940 bei der Anerkennung als Siedlung der damaligen Landgemeinde Nea Makri 48 Einwohner. Bei den folgenden Volkszählungen wurden 1951 in Mati 49 Einwohner erfasst und 99 Einwohner für 1961.[1] Seit der Eingliederung in die Kleinstadt Nea Makri 1971 wurden bei Volkszählungen keine Einwohnerzahlen mehr veröffentlicht.[2]

Bis zu den Waldbränden 2018 war der Sommertourismus wichtigster Wirtschaftsfaktor. Seither wird Mati als nicht bewohnbar angesehen,[3] der Ort ist zu 98 % zerstört.[4]

Waldbrand am 23. Juli 2018[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Laut dem Generalsekretariat für Zivilschutz war für den 23. Juli 2018 der Waldbrand-Gefahrenindex auf einer 5-stufigen Skala mit der Gefährdungsstufe 4 „sehr hoch“ (πολύ υψηλή polý ypsilí) angegeben.[5] Gleichzeitig waren anhaltende hohe Temperaturen von bis zu 40 °C in den östlichen und südlichen Landesteilen sowie für die meisten Festlandsregionen starke bis stürmische Winde vorgesagt. Vor der erhöhten Waldbrandgefahr und der Ausdehnung von Bränden wurde gewarnt.[6]

Aus noch unbekannten Gründen brach am 23. Juli 2018 in den Wäldern am Pendeli rund um die Siedlung Kallitechnoupoli ein Waldbrand aus. Die Feuerwehr wurde um 16.57 Uhr über den Brand informiert und reagierte mit der Entsendung von 60 Personen auf 24 Fahrzeugen, 15 Fahrzeugen mit Freiwilligen, 2 Bodenmannschaften sowie 3 Canadair-Löschflugzeugen und einem Hubschrauber. Wegen der extremen Wetterbedingungen breitete sich das Feuer von Kallitechnoupoli ostwärts nach Neos Voutzas und Rafina aus. Der Brand entwickelte sich zu einem Kronenfeuer mit starker Rauchentwicklung. Unterstützt von sehr starken Winden mit einer Geschwindigkeit von ungefähr 90 km/h, überquerte das Feuer die vierstreifig ausgebaute Leoforos Marathonas und zog innerhalb kürzester Zeit an die Küste von Mati, wo die Feuerfront etwa 1 km erreichte. Den Bewohnern und vielen Besuchern der Gegend blieb kaum Zeit zu reagieren.[7]

Karte der Brandregion von Kallitechnoupoli, Neos Voutzas, Kokkino Limanaki und Mati

Die Katastrophe von Mati wird als typischer Brandfall in der Übergangszone von Siedlungsraum zur Waldvegetation angesehen. In diesen Gebieten besteht weltweit die höchste Wahrscheinlichkeit menschlicher Verluste. Die Wechselwirkung aus hohen Windgeschwindigkeiten in Verbindung mit der Topographie verursachte die rasche Ausbreitung des Brandes. Starke Westwinde von über 90 km/h zwischen 17.00 und 21.00 Uhr führten zu einem signifikanten Temperaturanstieg auf über 37 °C bei niedriger Luftfeuchtigkeit und begünstigten die schnelle Ausbreitung des Feuers von den Abhängen des Pendeli in tiefere Lagen zur Küste hin. In mehreren Gebieten erreichten die Böen Spitzengeschwindigkeiten von 100 bis 120 km/h. Für die Strecke von etwa 5,5 km vom Ausbruchsort bis zur Küste bei Mati benötigte der Brand etwa 1½ Stunden, wobei sich das Feuer zur Küste hin immer schneller ausbreitete und nach dem Überschreiten der Odos Marathonas in Mati zwischen 20 und 30 Minuten benötigte; dies entspricht einer Geschwindigkeit von mehr als 4 km/h. Die Topographie entlang der Küste zwischen Rafina und Nea Makri begünstigt starke Winde.

Anhand von Satellitendaten des Erdbeobachtungsprogramms Copernicus der Europäischen Union wird das Brandgebiet mit ca. 12,8 km² angegeben. Dort wurden 1220 Gebäude vollständig zerstört und 305 Fahrzeuge verbrannten.

Ende August konnten anhand von DNA-Untersuchungen 83 Leichen identifiziert werden, 15 Menschen erlagen ihren Verletzungen im Krankenhaus. Weitere 14 Brandopfer wurden noch in Krankenhäusern behandelt.[8] Beim Brand von Mati starben 102 Menschen.[9]

Für ihren selbstlosen Einsatz bei der Rettung von Brandopfern verlieh der griechische Staatspräsident Prokopis Pavlopoulos zwei ägyptischen und einem albanischen Fischer die griechische Staatsangehörigkeit.[10]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Efthymios Lekkas, Nikolaos Voulgaris, Stylianos Lozios (Hrsg.): Newsletter of Environmental, Disaster, and Crisis Management Strategies. The July 2018 Attica (Central Greece) Wildfires. Universität Athen, Nationales Observatorium Athen, Athen August 2018, S. 51. PDF Online (englisch, griechisch)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Einwohnerzahlen von Mati 1940–1961, Griechisches Statistisches Amt ELSTAT, Digitale Bibliothek
  2. Κεντρική Ένωση Δήµων και Κοινοτήτων Ελλάδας (ΚΕΔΚΕ), Ελληνική Εταιρία Τοπικής Ανάπτυξης και Αυτοδιοίκησης (ΕΕΤΑΑ) (Hrsg.): Λεξικό Διοικητικών Μεταβολών των Δήµων και Κοινοτήτων (1912–2001). Band 2, (Τόμος Β, λ–ω), Athen 2002, ISBN 960-7509-47-1, S. 194. (griechisch)
  3. Florian Schmitz: Griechenland nach dem Feuer: Wer trägt die Verantwortung? Deutsche Welle vom 26. Juli 2018
  4. Κορυφώνεται η αγωνία για τους αγνοούμενους, στους 81 οι νεκροί. Kathimerini vom 25. Juli 2018 (griechisch)
  5. Ημερήσιος Χάρτης Πρόβλεψης Κινδύνου Πυρκαγιάς 23/07/2018 Γενική Γραμματεία Πολιτικής Προστασίας, vom 23. Juli 2018 (griechisch)
  6. Υψηλές θερμοκρασίες στα νότια, πτώση στα βόρεια, σκόνη, καταιγίδες και ισχυροί άνεμοι τη Δευτέρα 23/07. Nationales Observatorium Athen (meteo.gr) Vorhersage für 23. Juli 2018 (griechisch)
  7. Efthymios Lekkas, Nikolaos Voulgaris, Stylianos Lozios (Hrsg.): Newsletter of Environmental, Disaster, and Crisis Management Strategies. The July 2018 Attica (Central Greece) Wildfires. 2018, S. 49 f.
  8. Στους 97 οι νεκροί από την πυρκαγιά στην αν. Αττική. Υπέκυψε ένας 76χρονος. AMNA 27. August 2018 (griechisch)
  9. Elisa Hübel: Jahrestag der Tragödie von Mati: „undenkbar für einen modernen Staat“., Griechenlandzeitung, 20. Juli 2020
  10. Και επίσημα η ελληνική ιθαγένεια στους μετανάστες ψαράδες για την ηρωική προσφορά τους στο ΜάτιAMNA 27. August 2018 (griechisch); Griechische Staatspräsidentschaft 2. Januar 2019 (griechisch)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Mati – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien