Matthias Storck

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Matthias Storck (* 18. August[1] 1956 in Roßla) ist ein deutscher evangelischer Pfarrer und Autor. Er war politischer Häftling in der DDR.[2][3]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Matthias Storck besuchte das Kirchliche Oberseminar Hermannswerder und machte dort das Abitur.[4] Mit 17 Jahren begann er zunächst eine Buchhändlerlehre in Leipzig, bevor er im Herbst 1976 sein Theologiestudium in Greifswald aufnahm; zu dieser Zeit stand er noch unter dem Eindruck der Selbstverbrennung des Pfarrers Oskar Brüsewitz in Zeitz und der Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann. Schon während seiner Schulzeit trat er im SED-Staat für seine Überzeugungen ein. Storck wurde von einem Freund, dem Pfarrer Frank Rudolph, der als Stasi-IM mit dem Decknamen „Klaus“ denunzierte, verraten. Als Student wurden er und seine spätere Frau in Greifswald wegen ihres Engagements gegen den Wehrkundeunterricht in der DDR unter dem Vorwurf des geplanten „ungesetzlichen Grenzübertritts“ im Oktober 1978 verhaftet. Nach 14 Monaten in Haft im Zuchthaus Cottbus wurde er von der Bundesregierung im Dezember 1979 aus der Haft freigekauft und in die Bundesrepublik Deutschland entlassen.

Matthias Storck beendete sein Theologiestudium in Münster und war von 1988 bis 2006 Pfarrer in Kirchlengern. Ab 2006 war er Pfarrer an der evangelisch-lutherischen Marien-Kirchengemeinde Stiftberg in Herford. Im Juli 2019 kündigte er seinen Rücktritt an.[5] Nach Aufgabe seines Amtes zum 1. Oktober 2019 zog er nach Bielefeld, von wo aus er Vertretungen im Kirchenkreis Halle übernahm.[6] Seine Verabschiedung in den Ruhestand, an der auch Wolf Biermann teilnahm, erfolgte am 8. Mai 2022 in der Dorfkirche Steinhagen (Westfalen).[7] Seine Erfahrungen verarbeitete er in zwei autobiografischen Büchern.

Matthias Storck ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder.

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wanzen unter dem Talar. In: Rheinischer Merkur vom 8. Januar 1993, S. 22.
  • Wege durch Niemands Land. Rücksichten eines Freigekauften. Vorwort von Wolf Biermann. Brendow, Moers 1996, ISBN 3-87067-613-2.
  • Vorbilder – gegen das Vergessen (= Fundus-Heft 44). Agentur des Rauhen Hauses, Norderstedt 2000, ISBN 3-7600-8044-8.
  • Die Welt geriet mir aus dem Trott. In: Wolf Biermann und andere Autoren: Die Ausbürgerung. Anfang vom Ende der DDR. Herausgegeben von Fritz Pleitgen, Ullstein. Berlin 2001, ISBN 3-89834-044-9, S. 134–139.
  • Wegbereiter: Gegen die Gleichgültigkeit (= Fundus-Heft 71). Agentur des Rauhen Hauses Hamburg, Norderstedt 2002, ISBN 3-7600-8071-5.
  • Vaterland zum Mitnehmen. Erfahrungen eines Freigekauften. Vorwort von Rainer Eppelmann. Brunnen-Verlag, Gießen 2015, ISBN 978-3-7655-4277-0.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Sina-Christin Wilk: Als die Kirche dem Volk eine Stimme verlieh – Die evangelische Friedensarbeit und ihr Einfluss auf die Wende in der DDR. Diplomica-Verlag, Hamburg 2012, ISBN 978-3-8428-8693-3, S. 27–35.

Dokumentarfilm[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Marc Bauder und Dörte Franke: Jeder schweigt von etwas anderem. Bauderfilm, Deutschland 2006, 72 Minuten.[8]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Thomas Hagen: Runder Geburtstag: Matthias Storck ist seit zehn Jahren Marienpfarrer. Abgerufen am 7. November 2020.
  2. Pastoren am Limit mit Matthias Storck Als der Burnout drohte
  3. Thomas Hagen: Runder Geburtstag: Matthias Storck ist seit zehn Jahren Marienpfarrer, in: Neue Westfälische, 18. Juni 2016
  4. Matthias Storck bei gedenkbibliothek.de
  5. Bärbel Hillebrenner: Pfarrer macht seine Depression im Gemeindebrief öffentlich, in: Westfalen-Blatt, 5. Juli 2019
  6. Ralf Bittner: Depression zwingt Pfarrer Matthias Storck zur Aufgabe der Pfarrstelle in: Neue Westfälische, 27. Juli 2019
  7. Birgit Nolte: Zum Abschied singt Wolf Biermann: Pfarrer erzählt von bewegten DDR-Jahren in: Haller Kreisblatt, 9. Mai 2022
  8. Jeder schweigt von etwas anderem (mit Filmausschnitten), abgerufen am 13. Februar 2024.