Max Timm

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Max Timm (* 19. März 1898 in Lunden; † (nach 1964)) war ein deutscher leitender Verwaltungsbeamter und in der Zeit des Nationalsozialismus Abteilungsleiter im Reichsarbeitsministerium (RAM) mit Zuständigkeit für die europaweite Zwangsarbeit.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Studium der Volkswirtschaft in Köln, Kiel und Göttingen und der Promotion zum Dr. rer. pol. 1924 begann Timm, in der Industrie und der Landwirtschaft zu arbeiten. 1928 wurde er Leiter des Arbeitsamtes Heide. Im April 1933 wurde Timm zur Hauptstelle nach Berlin abgeordnet. Hier wurde er zunächst Referent in der Abteilung II (Arbeitsvermittlung und Berufsberatung) und dort nach seinem Parteieintritt am 1. Mai 1933 auch Vertrauensmann der NSDAP. 1934/35 wurde Timm zum Oberregierungsrat ernannt und 1937/38 Leiter der Abteilung II (Arbeitseinsatz und Berufsberatung); 1939 Leiter der Abteilung Va (Arbeitseinsatz einschließlich Berufsnachwuchslenkung), mittlerweile als Ministerialrat.

1942 bestellte ihn Fritz Sauckel in seiner Funktion als Generalbevollmächtigter für den Arbeitseinsatz (GBA) zum Leiter der Hauptabteilung VI (Europaamt für den Arbeitseinsatz), womit er der ranghöchste Beamte im RAM wurde. Somit war Timm für den Arbeitseinsatz, insbesondere für die Rekrutierung der ausländischen Arbeitskräfte zuständig, zuletzt als Ministerialdirigent. Das RAM war seit Einrichtung der Behörde des GBA im März 1942 fachlich und seit März 1943 dieser auch personell unterstellt und damit insgesamt mitverantwortlich für den Einsatz von Zwangsarbeitern.

Vor dem Internationalen Militärgerichtshof wurde Timm am 1. Juni 1946 durch Sauckels Verteidiger Robert Servatius als Zeuge befragt.[1]

Ab 1950 war Timm Abteilungsleiter (Arbeit) im Sozialministerium in Schleswig-Holstein, während der er in eine Affäre um Sozialen Wohnungsbau verwickelt war.[2] Ab 1953 war er Ministerialrat, ab 1962 Ministerialdirigent, in seinen Arbeitsbereich fiel auch die Zuständigkeit für die Sozialgerichte.[3] 1964 wurde er pensioniert. Er gehörte zu den Mitwissern der Werner Heyde/Sawade-Affäre um einen untergetauchten Euthanasie-Täter.[4]

Privates[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Max Timm war seit dem 20. April 1924 mit Luise, geb. Schröder verheiratet. Sie hatten drei gemeinsame Kinder.

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die Umwandlungen von Genossenschaftsmeiereien in Erwerbsmeiereien in der Provinz Schleswig-Holstein (mit Einschluss v. Provinz u. Stadt Lübeck) unt. Würdigung d. geschichtl. Werdegangs u. d. jetzigen Organisation des Meiereiwesens für dieses Gebiet, Dissertation Göttingen 1924
  • Mitautor: Regelung des Arbeitseinsatzes in Stadt und Land: Ein kurzgef., übersichtl. Führer mit Abdruck d. einschläg. Gesetzesbestimmgen, München-Berlin 1934
  • Die bevorzugte Arbeitsvermittlung für die alten Kämpfer der nationalsozialistischen Revolution. In: Arbeitseinsatz und Arbeitslosenhilfe 1 (1934), S. 6–8.
  • Der Einsatz ausländischer Arbeitskräfte in Deutschland. In: RABl V, Nr. 34 (1941), S. 609–617, Nr. 35–36 (1941), S. 636–642, Nr. 1 (1942), S. 5–15, Nr. 2 (1942), S. 23–33.

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Bundesarchiv Berlin: Mitgliederkartei der NSDAP.
  • Handbuch (1944), Band I., S. 271.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Eckhard Hansen, Florian Tennstedt (Hrsg.) u. a.: Biographisches Lexikon zur Geschichte der deutschen Sozialpolitik 1871 bis 1945. Band 2: Sozialpolitiker in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus 1919 bis 1945. Kassel University Press, Kassel 2018, ISBN 978-3-7376-0474-1, S. 203 f. (Online, PDF; 3,9 MB).
  • Dieter G. Maier: Anfänge und Brüche der Arbeitsverwaltung bis 1952. Zugleich ein kaum bekanntes Kapitel der deutsch-jüdischen Geschichte (= Schriftenreihe der Fachhochschule des Bundes für Öffentliche Verwaltung, Band 43), Brühl/Rheinland 2004, S. 162.
  • Walter Naasner: Neue Machtzentren in der deutschen Kriegswirtschaft 1942–1945. Die Wirtschaftsorganisation der SS, das Amt des Generalbevollmächtigten für den Arbeitseinsatz und das Reichsministerium für Bewaffnung und Munition/Reichsministerium für Rüstung und Kriegsproduktion im nationalsozialistischen Herrschaftssystem (= Schriften des Bundesarchivs 45), Boppard 1994, S. 48.
  • Kim Christian Priemel: Arbeitsverwaltung vor Gericht. Das Reichsarbeitsministerium und die Nürnberger Prozesse 1945–1949. In: Alexander Nützenadel (Hrsg.): Das Reichsarbeitsministerium im Nationalsozialismus. Verwaltung – Politik – Verbrechen, Göttingen 2017, S. 461–493.
  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. 2. Auflage. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-16048-8.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Lebenslauf von Max Timm auf den Seiten der Unabhängigen Historikerkommission zur Erforschung der Geschichte des Reichsarbeitsministeriums 1933–1945

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Der Nürnberger Prozess. 144. Tag. Samstag, 1. Juni 1946, Vormittagssitzung Zeno.org, abgerufen am 8. Oktober 2017
  2. Sozialer Wohnungsbau: Die Herren an der Quelle Der Spiegel, 14. Oktober 1953
  3. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt am Main 2007, S. 626f.
  4. Klaus-Detlev Godau-Schüttke: Die Heyde/Sawade-Affäre. Wie Juristen und Mediziner den NS-Euthanasieprofessor Heyde nach 1945 deckten und straflos blieben, Baden-Baden 2010, S. 126f.