Meiocardia

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Meiocardia

Meiocardia vulgaris (Holotyp, aus Reeve 1845 (Artikel Isocardia): Taf. 1, Fig.2a,b[1])

Systematik
Euheterodonta
Überordnung: Imparidentia
Ordnung: Venerida
Überfamilie: Glossoidea
Familie: Zungenmuscheln (Glossidae)
Gattung: Meiocardia
Wissenschaftlicher Name
Meiocardia
H. Adams & A. Adams, 1857

Meiocardia ist eine Muschel-Gattung aus der Familie der Zungenmuscheln (Glossidae). Es gibt derzeit (2016) nur noch sechs rezente Arten. Die ältesten Arten stammen aus dem Danium (Paläogen).[2]

Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die gleichklappigen, stark aufgeblähten Gehäuse erreichen eine Größe bis zu sechs Zentimetern. Sie sind im Umriss annähernd gerundet-dreieckig und sind ungleichseitig. Die stark eingerollten Wirbel sind etwas zum Vorderende hin versetzt. Die Lunula ist eingesenkt, eine Area fehlt.

Im heterodonten Schloss sind in jeder Klappe zwei horizontale, lamellare und übereinander angeordnete Kardinalzähne unterschiedlicher Form und Länge vorhanden, die durch eine Grube voneinander getrennt sind. Außerdem ist noch in beiden Klappen je ein hinterer Lateralzahn nach dem Hinterende vorhanden. Das Ligament befindet sich extern hinter den Wirbeln und sitzt in einer tiefen Grube. Die Lunula ist eingesenkt. Die Nymphen sind lang und hervortretend.

Die aragonitische Schale ist sehr dickwandig und stabil. Der innere Gehäuserand ist glatt. Die äußere Schalenschicht ist homogen oder besteht aus Kreuzlamellen, die innere Schicht ist komplex-kreuzlamellar. Die zwei Schließmuskeln sind annähernd gleich groß. Die Mantellinie ist ganzrandig und nicht eingebuchtet. Es sind keine Siphonen ausgebildet. Der Fuß ist beilförmig und besitzt einen Byssus. Große Gehäuse sind bis zu sechs Zentimeter groß. Die Oberfläche ist mit groben konzentrischen Gruben und Wülsten oder Rippen ornamentiert. Vom Umbo zieht sich jeweils ein mit Knoten besetzter scharfer Kiel zum unteren Gehäuserand, etwa zum Bereich Übergang Hinterrand zum Ventralrand.

Geographische Verbreitung und Lebensraum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Arten der Gattung kommen bzw. kamen weltweit vor. Heutige Arten sind meist auf das flachere Wasser, von der Niedrigwasserlinie bis in wenige Zehnermeter Wassertiefe beschränkt.

Meiocardia faxeensis (Lundgren, 1867), Faxe-Formation, Mittleres Danium

Taxonomie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Meiocardia wurde 1858 von den Brüdern Henry Adams und Arthur Adams als Untergattung der Gattung Bucardia aufgestellt.[3] Bucardia Schumacher, 1817 ist ein jüngeres Synonym von Glossus Poli, 1795. Henry und Arthur Adams bestimmten keine Typusart, nannten in ihrer Beschreibung aber vier Arten als zugehörig zu ihrer neuen Untergattung: Isocardia lamarckii Reeve, 1845, Chama moltkiana Gmelin, 1791, Isocardia tetragona Adams & Reeve, 1850 und Isocardia vulgaris Reeve, 1845. Später (1870) bestimmte Ferdinand Stoliczka Chama moltkiana Gmelin, 1791 zur Typusart.[4] MolluscaBase behandelt Meiocardia als gültiges Taxon innerhalb der Familie der Zungenmuscheln (Glossidae). Es werden auch eine ganze Reihe von fossilen Arten zur Gattung Meiocardia gestellt. Im Wesentlichen wird hier der Worldwide Mollusc Species Database[5] gefolgt, mit einigen Ergänzungen aus der jüngeren Literatur.

Die Art †Meiocardia agassizi Dall 1886 aus dem Miozän, die von Peter Jung zur Gattung Meiocardia gestellt wird,[14] wird heute in der Gattung Glossocardia (Familie Trapezidae) geführt.[15] Auch †Meiocardia carolinae Harris, 1919 (Eozän) und wahrscheinlich auch †Meiocardia suzukii Squires & Advocate, 1986[16] (Eozän) gehören in die Gattung Glossocardia.[17]

Die von A. Matsukuma und T. Habe 1995 neu aufgestellte Art Meiocardia globosa ist ein jüngeres Synonym von Meiocardia cumingi (A. Adams, 1864).[15] Bernard et al. (1993) akzeptieren Meiocardia lamarckii Adams & Reeve, 1850 als gültiges Taxon. Die MolluscaBase stellt Meiocardia lamarckii dagegen in die Synonymie von Meiocardia moltkiana.[18] Auch Meiocardia delicata Kosuge & Kage, 1994 wird von MolluscaBase in die Synonymie von Meiocardia moltkiana gestellt.[18]

Belege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Markus Huber: Compendium of bivalves. A full-color guide to 3,300 of the world’s marine bivalves. A status on Bivalvia after 250 years of research. 901 S., 1 CD-ROM, Hackenheim, ConchBooks, 2010 (S. 705/6)
  • Rudolf Kilias: Lexikon Marine Muscheln und Schnecken. 2. Aufl., 340 S., Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1997, ISBN 3-8001-7332-8 (S. 185)
  • Raymond Cecil Moore (Hrsg.): Treatise on invertebrate paleontology. Mollusca, 6, Part N, Bivalvia 2. XXXVIII S., S.N491–951, New York, 1969 (S.N657).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Lovell Augustus Reeve: Conchologia iconica, or, Illustrations of the shells of molluscous animals. vol. 2, containing monographs of the genera Corbula, Arca, Triton, Glauconome, Myodora, Ranella, Mitra, Cardium, Isocardia. London, Lovell Reeve, 1845 Online bei www.biodiversitylibrary.org (Taf. 1 (Isocardia), Fig.2a,b)
  2. a b Bernhard Lundgren: Palaeontologiska Iakttagelser öfver Faxekalken på Limhamn. Lunds universitets årsskrift, 1867(VII): 1–30, Lund 1867 Online bei Google Books (S. 30)
  3. Henry Adams, Arthur Adams: The genera of recent Mollusca;arranged according to their organization. In three volumes. Vol. II. S. 1–661, London, Van Voorst, 1858. Online bei www.biodiversitylibrary.org (S. 461)
  4. Ferdinand Stoliczka: The Pelecypoda, with a review of all known genera of this class, fossil and recent. In: Paleontologia Indica, Memoirs of the Geological Survey of India. 3, S. I–XXII, 1–537, Taf. 1–50, Calcutta 1870–1871 (S. 1–222, Taf. 1–12: 1870, S. I–XXII, 223–537, Taf. 23–50: 1871) Online bei www.biodiversitylibrary.org (S. 106, 108)
  5. World wide Mollusc Species Database: Family Glossidae
  6. Bruce L. Clark, J. W. Durham: Eocene Faunas from the Department of Bolivar, Colombia. Geological Society of America Memoir 16:1–126, 1946
  7. Arthur Adams: Mollusca from the Seas of China and Japan. Annals and Magazine of Natural History, including Zoology, Botany, and Geology, 3. series, 13: 307–310, London 1858 Online bei Google Books (S. 309)
  8. B.W. Lauridsen, M. Bjerager, F. Surlyk: The middle Danian Faxe Formation – new lithostratigraphic unit and a rare taphonomic window into the Danian of Denmark. Bulletin of the Geological Society of Denmark, 60: 47–60 2012 ISSN 0011-6297 PDF
  9. David Nicol: Meiocardia floridana, an overlooked Eocene pelecypod. The Nautilus, 82(4): S. 155–166, 1969 Online bei www.biodiversitylibrary.org
  10. Günther Wienrich: Die Fauna des marinen Miozäns von Kevelaer (Niederrhein). 2. Die Fauna des marinen Miozäns von Kevelaer (Niederrhein). Bivalvia, Scaphopoda, Cephalopoda, Bryozoa, Annelida, Brachiopoda. S. 190–384, Leiden, 1999, ISBN 90-5782-021-8 (S. 252)
  11. Johann Friedrich Gmelin: Caroli a Linné, systema naturae. Tom. I. Pars VI. S. 3021–3910, Lipsia/Leipzig, Beer, 1791 Online bei www.biodiversitylibrary.org (S. 3235)
  12. S. 5 und Taf.1, Fig. 12, 13, 14, 15
  13. F. R. Bernard, Ying-Ya Cai, Brian Morton: A Catalogue of the Living Marine Bivalve Molluscs of China. Hong Kong University Press, Hongkong 1993 Schnipsel bei Google Books (S. 67).
  14. Peter Jung: Fossil mollusks from Carriacou, West Indies. Bulletins of American Paleontology 61(269):1–262, 1971.
  15. a b MolluscaBase: Meiocardia H. Adams & A. Adams, 1857
  16. Richard L. Squires, David M. Advocate: New early Eocene mollusks from the Orocopia Mountains, southern California. Journal of Paleontology, 60(4): 851–864, 1986, JSTOR:1305074
  17. A. Matsukuma, T. Habe: Systematic revision of living species of Meiocardia, Glossidae and Glossocardia, Trapezidae (Bivalvia). Mémoires du Muséum national d’histoire naturelle, 167: 75–106, 1995 ISSN 1243-4442
  18. a b MolluscaBase: Meiocardia moltkiana (Gmelin, 1791)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Meiocardia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien