Meister der Anghiari-Schlacht

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Als Meister der Anghiari-Schlacht oder Anghiari-Meister (engl. Master of the Battle of Anghiari) wird ein Maler der Frührenaissance bezeichnet, der im Norditalien des 15. Jahrhunderts tätig war.[1][2][3][4][5]

Namensgebung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der namentlich nicht bekannte Künstler erhielt seinen Notnamen nach seiner in Öl auf Holz gemalten Darstellung der Schlacht von Anghiari, die den Sieg der Stadtrepublik Florenz im Jahr 1440 über das Herzogtum Mailand nahe einer Brücke bei Anghiari am Fluss Tiber zeigt.[6] Er soll es zusammen mit einem weiteren Bild geschaffen haben, das die Eroberung von Pisa durch die florentinischen Truppen im Jahr 1406 darstellt. Beide Bilder waren in der Neuzeit Bestandteil der Sammlung des irischen Kunstsammlers Hugh Lane und finden sich heute im Besitz der National Gallery of Ireland.[7] Die National Gallery of Ireland weist allerdings das Bild der Eroberung Pisas dem florentinischen Maler Biagio di Antonio zu.[8]

Die beiden Bilder waren wahrscheinlich Bestandteil einer Truhe, eines der im Florenz dieser Zeit bei den Adelsfamilien beliebten, italienisch mit Cassoni bezeichneten, reich bemalten Möbelstücke. Dem Meister werden weiter mehr als ein Dutzend ähnlicher Bilder zu Cassoni zugeordnet. Solche Cassoni-Bilder sind Beispiele der Profanmalerei für den reichen Adel von Malern, die sonst in der Hauptsache kirchliche Werke im Auftrag hatten.

Stil[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stilistisch ist das Werk des Meisters der Anghiari-Schlacht verwandt mit dem Werk seines Zeitgenossen Paolo Uccello, der in Florenz tätig war. Diesem wurden auch zuerst einige der Werke des Meisters irrtümlich zugeordnet oder sie wurden im Umkreis von Uccello angesiedelt,[9] bevor sie als Werke des Meisters der Anghiari-Schlacht erkannt wurden.[10] Auch wurde bei den ersten kunsthistorischen Analysen von Werken des Meisters ein Einfluss von Francesco Pesellino gesehen,[11] einem anderen Maler im Florenz der Renaissance, der ebenfalls unter anderem Cassoni bemalte. Auch wenn Cassoni-Maler am Übergang zur Renaissance stehen, so sind die Bilder auf den im Auftrag der florentinischen Adelsfamilien erstellten bemalten Truhen im Allgemeinen doch noch näher in einer gotischen Malertradition verhaftet.[12] Allerdings sind die Darstellungen der Landschaften in den Schlachtenbildern des Meisters der Anghiari-Schlacht offensichtlich von einer genauen Beobachtung der Natur geprägt, die sich in der Renaissance entwickelte. Die Schlacht von Anghiari war bei den Edelleuten in Florenz ein beliebtes Motiv und wurde unter anderem auch von Leonardo da Vinci als Monumentalgemälde in der Sala del Consiglio in der Signoria dargestellt. Dieses Gemälde ist nicht erhalten.

Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch Stilvergleich sollen zum Werk des Meisters unter anderem folgende Cassone-Bilder zählen:

  • Die Schlacht von Anghiari. National Gallery of Ireland, Dublin, aus der Sammlung Hugh Lane[13][14][15][16]
  • Die Eroberung von Pisa, National Gallery of Ireland, Dublin, aus der Sammlung Hugh Lane[17][18][19]
  • Der Triumph Caesars, Privatbesitz[20][21]
  • Geschichte von David und Goliath, Privatbesitz[22][23]
  • Der Triumph des Aemilius Paulus (nach der Schlacht bei Pydna). In vom Rijksmuseum Amsterdam verwaltetem Bestand aus der Sammlung des Jacques Goudstikker[24]
  • Der Triumph des Scipio Africanus. Privatbesitz[25][26]
  • Szene einer Schlacht. Privatbesitz[27][28]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Werner Weisbach: Francesco Pesellino und die Romantik der Renaissance. Berlin 1901.
  • Paul Schubring: Cassoni Panels in English Private Collections I. In: The Burlington Magazine for Connoisseurs (117, Band 22) (Dezember 1912), S. 158–165
  • Roger Frey: Note on the Anghiari and Pisa Cassoni Panels. In: The Burlington Magazine for Connoisseurs. 118, Band 22. Januar 1913.
  • Paul Schubring: Cassoni Panels in English Private Collections II. In: The Burlington Magazine for Connoisseurs. 118, Band 22. Januar 1913. S. 196–197 und S. 200–203
  • Paul Schubring: Cassoni: Truhen und Truhenbilder der italienischen Früh-Renaissance. Ein Beitrag zur Profanmalerei im Quattrocento. Leipzig 1915.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Paul Schubring: Cassoni: Truhen und Truhenbilder der italienischen Früh-Renaissance. Ein Beitrag zur Profanmalerei im Quattrocento. Leipzig 1915. S. 105
  2. Auktionshaus Christie’s, Auktion London 30. November 1979: Master of the Anghiari Battle, A battle scene. Los 25
  3. Master of the Battle of Anghiari. In: Emanuel Bénézit, Éditions Gründ (Hrsg.): Benezit Dictionary of Artists. Paris 2006
  4. Master of the Anghiari Battle. In: Berend Wispeley (Hrsg.): Biographical Index of the Middle Ages. München 2008, S. 66
  5. Sue Bond Public Relations (Hrsg.): Renaissance Italy Features at Biennale des Antiquaires. Cassone Panel to be Unveiled by Moretti Fine Art. (Pressemitteilung). Ohne Ort, September 2014
  6. Paul Schubring: Cassoni Panels in English Private Collections II. In: The Burlington Magazine for Connoisseurs (118, Band 22) (Januar 1913), S. 196–197, 200–203
  7. National Gallery of Ireland, The Battle of Anghiari, Inventar Nummer NGI.778
  8. National Gallery of Ireland: Essential Guide, Dublin 2008
  9. Joseph Archer Crowe, Giovanni Battista Cavalcaselle: Storia della pittura in Italia dal secolo II al secolo XVI. Band 5. Florenz 1892, S. 60ff
  10. Seymour de Ricci: A foreword about the rare artistic properties collected by the connoisseur Raoul Tolentino. New York 1920
  11. Werner Weisbach: Francesco Pesellino und die Romantik der Renaissance. Berlin 1901, S. 115
  12. Ernst H. Gombrich: Norm and Form. London 1966. S. 18
  13. Werner Weisbach: Francesco Pesellino und die Romantik der Renaissance. Berlin 1901, S. 115
  14. Paul Schubring: Cassoni Panels in English Private Collections II. In: The Burlington Magazine for Connoisseurs (118, Band 22) (Januar 1913), Kat. Nr. 116, als Meister der Anghiari-Schlacht
  15. Paul Cassirer, Hugo Helbing (Hrsg.): Die Sammlung Joseph Spiridon (Auktionskatalog 31. Mai 1929). Berlin 1929, Italienische Meister Los 50, als Meister der Anghiari-Schlacht
  16. Christine Davis (Hrsg.): National Gallery of Ireland / Gailearaí Náisiúnta na hÉireann: Essential Guide. Woodbridge, Suffolk 2008, als Florentinischer Meister Inventar Nummer NGI.778
  17. Werner Weisbach: Francesco Pesellino und die Romantik der Renaissance. Berlin 1901, S. 115
  18. Paul Schubring: Cassoni Panels in English Private Collections II. In: The Burlington Magazine for Connoisseurs (118, Band 22) (Januar 1913), S. 196-197 200-203, als Meister der Anghiari-Schlacht
  19. Christine Davis (Hrsg.): National Gallery of Ireland / Gailearaí Náisiúnta na hÉireann: Essential Guide. Woodbridge, Suffolk 2008, als Biagio di Antonio Inventar Nummer NGI.780
  20. Paul Schubring: Cassoni Panels in English Private Collections II. In: The Burlington Magazine for Connoisseurs (118, Band 22) (Januar 1913), Kat. Nr. 114
  21. Paul Cassirer, Hugo Helbing (Hrsg.): Die Sammlung Joseph Spiridon (Auktionskatalog 31. Mai 1929). Berlin 1929, Italienische Meister Los 51
  22. Paul Schubring: Cassoni Panels in English Private Collections II. In: The Burlington Magazine for Connoisseurs (118, Band 22) (Januar 1913), Kat. Nr. 115
  23. Paul Cassirer, Hugo Helbing (Hrsg.): Die Sammlung Joseph Spiridon (Auktionskatalog 31. Mai 1929). Berlin 1929. Italienische Meister Los 52
  24. Rijksmuseum Amsterdam, Schilderijencollectie Inventarnummer SK-A-3974 (Meester van de Salg bij Anghiari)
  25. Auktionshaus Christie’s: Ancient & Modern Pictures Los 38, Auktion 25. Februar 1938
  26. Tancred Borenius: Unpublished Cassone Panels — V. In: The Burlington Magazine for Connoisseurs (234, Band 41) (September 1922), S. 105
  27. Auktionshaus Christie’s: Los 25, Auktion 30. November 1979
  28. Sue Bond Public Relations (Hrsg.): Renaissance Italy Features at Biennale des Antiquaires. Cassone Panel to be Unveiled by Moretti Fine Art. (Pressemitteilung). Ohne Ort, September 2014