Meister der Meinradlegende

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Als Meister der Meinradlegende wird ein namentlich nicht bekannter mittelalterlicher Künstler des 15. Jahrhunderts bezeichnet. Er erstellte Zeichnungen, die als Vorlagen für Holzschnitte dienten.

Der Meister der Meinradlegende erhielt seinen Notnamen nach den von ihm erstellten Vorlagen für die 64 Illustrationen einer 1466 in Basel als Blockbuch gedruckten Ausgabe der Meinradlegende. Es ist die im Mittelalter populäre Geschichte des heiligen Meinrad von Einsiedeln. Diese erste Ausgabe ist nicht erhalten geblieben. Jedoch sind zwei folgende Ausgaben, eine lateinische[1] und eine deutsche[2] aus dem Kloster Einsiedeln und der Münchner Hofbibliothek erhalten.[3]

Der Meister der Meinradlegende war wahrscheinlich in Nürnberg tätig. Diese Annahme beruht darauf, dass seine Illustrationen ähnlich hohe Qualität und gleichen Stil wie die 1493 in Nürnberg erstellten Illustrationen zur Schedel’schen Weltchronik aufweisen.[4]

Dem Meister werden weiter Vorlagen zu den 100 Holzschnitten zum Prosaroman Florio und Bianceffora zugeschrieben. Diese deutsche Übersetzung eines Werkes von Giovanni Boccaccio wurde 1499 in Metz gedruckt. Die Holzschnitte gelten in der Forschung als Beispiel der hohen Kunstfertigkeit und Erfahrung in der Holzschnittkunst des ausgehenden Mittelalters.[5]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gall Morel (Hrsg.): Die Legende von Sanct Meinrad und von dem Anfange der Hofstatt vor 400 Jahren, in Holztafeln geschnitten. Einsiedeln 1861.
  • Karl Josef Benziger: Frühdrucke aus dem Stifte Einsiedeln. Eine Zusammenstellung sämtlicher im Auftrag des Stiftes erschienenen Inkunabeldrucke samt einer Darstellung der Meinradslegenden, soweit sie auf dieselben Bezug nehmen. Einsiedeln 1912 (Dissertation).
  • Franz J. Stadler: Michael Wolgemut und der Nürnberger Holzschnitt. Strassburg 1913, S. ?.
  • Martin Weinberger: Die Formschnitte des Katharinenklosters zu Nürnberg. Ein Versuch über die Geschichte des frühesten Nürnberger Holzschnittes. Nürnberg 1925, S. ?.
  • Schweizerische Bibliophilen Gesellschaft (Hrsg.): Das Einsiedler Blockbuch. Neudruck des Büchleins von Sankt Meinrad und vom Anfang des Marienheiligtums im Finstern Wald. Einsiedeln 1958 (Faksimile-Ausgabe, Schwarz-Weiss).
  • Das Blockbuch von Sankt Meinrad und seinen Mördern und vom Ursprung von Einsiedeln. Farbige Faksimile-Ausgabe zum 11. Zentenar des Heiligen. 861-1961. Einsiedeln, Zürich, Köln, 1961 (Faksimile-Ausgabe, farbig).
  • Emile van der Vekene: Kaspar Hochfeder. Ein europäischer Drucker des 15. und 16. Jahrhunderts. Eine druckgeschichtliche Untersuchung. Baden-Baden 1974, S. 183.
  • Eduard Isphording, Germanisches Nationalmuseum Nürnberg (Hrsg.): Fünf Jahrhunderte Buchillustration. Meisterwerke der Buchgraphik aus der Bibliothek Otto Schäfer. (Katalog zur Ausstellung). 2. Auflage, Nürnberg 1987, S. ?.
  • Manfred H. Grieb (Hrsg.): Nürnberger Künstlerlexikon: Bildende Künstler, Kunsthandwerker, Gelehrte. Saur, München 2007. S. 998.
  • Ulrike Bodemann, Peter Schmidt, Christine Stöllinger-Löser (Hrsg.): Katalog der deutschsprachigen illustrierten Handschriften des Mittelalters. Band 4/2 Lieferung 5. München 2010, S. 514.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Inkunabelausgabe der lateinischen Passio sancti Meinradi, Basel 1496. Bayerische Landesbibliothek 4 Inc.c.a. 1324.
  2. Blockbuch der deutschsprachigen Meinradslegende, Oberdeutschland oder Schweiz, um 1466, Bayerische Landesbibliothek Xylogr. 47.
  3. Schweizerische Bibliophilen Gesellschaft (Hrsg.): Das Einsiedler Blockbuch. Neudruck des Büchleins von Sankt Meinrad und vom Anfang des Marienheiligtums im Finstern Wald. Einsiedeln 1958, Vorwort.
  4. Emile van der Vekene: Kaspar Hochfeder. Ein europäischer Drucker des 15. und 16. Jahrhunderts. Eine druckgeschichtliche Untersuchung. Baden-Baden 1974, S. 183.
  5. Richard Muther: Die Deutsche Buchillustration der Gothik und Frührenaissance (1460-1530). Band 1. München 1884, S. 737 f.; Emil van der Vekene: Kaspar Hochfelder. Ein europäischer Drucker des 15. und 16. Jahrhunderts. Eine druckgeschichtliche Untersuchung. Baden-Baden 1974, S. 126.