Meister von Liesborn

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Liesborner Altar, um 1465, Detail

Als Meister von Liesborn wird ein spätmittelalterlicher Maler bezeichnet, der zwischen 1460 und 1490 in Westfalen[1] tätig war. Der namentlich nicht bekannte Künstler erhielt seinen Notnamen nach dem Passionsaltar, den er nach 1465 für die Benediktinerabtei Liesborn geschaffen hat. Es wird vermutet, dass der Maler mit Johann von Soest identisch ist.[2]

Werke und Wirkungsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben dem Altar aus Liesborn lassen sich nur einige wenige andere erhaltene Werke dem Meister von Liesborn zuordnen, darunter ein Passionsaltar in der Kirche Maria zur Höhe in Soest.[3] Auch werden dem Meister und seiner Werkstatt der Lünener Altar und der Lipporger Altar zugerechnet.[4] Sein Werk hat großen Einfluss auf die zeitgenössischen und nachfolgenden westfälischen Maler ausgeübt, beispielsweise in den Werken des Meister von 1473.

Der Meister von Liesborn zeigt selbst eine starke Beeinflussung durch niederländische Maler wie Dieric Bouts und Roger van der Weyden. Wie bei der Verkündigungsszene aus Liesborn zeigen seine Darstellung von Architektur, korrekte Perspektive des Innenraumes und Details der Möbel diese Beziehung. Der Meister war aber auch mit Kölner Malern wie beispielsweise dem Meister des Marienlebens vertraut. Der Bezug zur sogenannten Kölner Malerschule ist vor allem bei den Heiligenbildern des Altars aus Liesborn zu erkennen.

Ein kleiner Teil der Bilder des Meisters von Liesborn ist ursprünglich dem Meister von Cappenberg und damit Jan Baegert zugeschrieben worden.[5]

Der Hochaltar der Klosterkirche von Liesborn[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der ehemalige Liesborner Altar zeigte in der Mitte Christus am Kreuz sowie weitere Szenen aus dem Marienleben und Heilige. Der Altar war wohl kein Flügelaltar, sondern die Bilder waren nebeneinander aufgereiht. Er ist heute nur noch in Fragmenten erhalten. Der bereits 1704 zerlegte Liesborner Altar wurde Anfang des 19. Jahrhunderts im Zuge der Säkularisation in wohl mehr als 14 Einzelteilen an Privatleute verkauft. Bedeutende Teilstücke finden sich heute in Besitz der National Gallery, London[6] und des Westfälischen Kunstvereins bzw. des Westfälischen Landesmuseums in Münster, wo sie zu den „schönsten und wichtigsten Gemälden der Sammlung“ gezählt werden.[7]

Einige der Teile des Liesborner Altars wurden damals und werden teilweise heute weiter dem Meister von Cappenberg oder einer Werkstatt des Meisters des Liesborner Altars zugeschrieben.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gerhard Gietmann: The Master of Liesborn. In: The Catholic Encyclopedia. New York 1910 (englisch).
  • Altwestfälische Kunst. Konrad von Soest, Johann Koerbecke, Meister von Liesborn. Ausstellungskatalog Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte. Bearb. von Paul Pieper. Münster 1946.
  • Alfred Stange: Jan Baegert. Der Meister von Kappenberg. In: Westfalen 30 (1952), S. 198–200.
  • M. Ihmdal: Der Meister von Liesborn. In: Heimatkatalog Beckum 1953, S. 31–33.
  • Paul Pieper: Der Liesborner Altar. In: Kunstchronik 6 (1966).
  • Paul Pieper: Der Meister von Liesborn und die Liesborner Tafeln. In: Westfalen – Hefte für Geschichte Kunst und Volkskunde 44 (1966), S. 5–11.
  • Paul Pieper: Die Liesborner Tafeln – Katalog und Rekonstruktion. In: Westfalen – Hefte für Geschichte Kunst und Volkskunde 44 (1966), S. 12–19.
  • Theodor Rensing: Bemerkungen zum Meister von Liesborn. In: Westfalen – Hefte für Geschichte Kunst und Volkskunde 44 (1966), S. 22–54.
  • Wieland Koenig: Studien zum Meister von Liesborn unter besonderer Berücksichtigung der Entwicklungsgeschichte des Liesborner Hochaltars (= Quellen und Forschungen zur Geschichte des Kreises Beckum 6). Beckum 1974.
  • Reinhard Karrenbrock: Johann von Soest, der Meister von Liesborn. In: Westfalen – Hefte für Geschichte Kunst und Volkskunde 66 (1988), S. 19–25.
  • Udo Grote: Der Kalvarienberg des Meisters von Liesborn. Münster 1988.
  • Rainer Brandl: The Liesborn Altar-Piece. A New Reconstruction. In: The Burlington Magazine (1993), S. 180–189.
  • Andreas Priever: Anmerkungen zum Schicksal des Hochaltars und des Heilig-Kreuz-Altars der ehemaligen Klosterkirche Liesborn. In: Wallraf-Richartz-Jahrbuch Band 65 (2004), S. 301–314.
  • Andreas Priever: Die Sammlung Haindorf und der „Liesborner Meister“. Zur Herkunft eines spätmittelalterlichen Altarfragments im Museum Abtei Liesborn. In: Münsterland – Jahrbuch des Kreises Warendorf 54 (2005), S. 232–245.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Meister von Liesborn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Master of Liesborn. In: The Concise Grove Dictionary of Art. Oxford 2002. Online-Ausgabe, aufgerufen Januar 2011
  2. R. Karrenbrock: Johann von Soest, der Meister von Liesborn. In: Westfalen – Hefte für Geschichte Kunst und Volkskunde Band 66 (1988)
  3. A. Schulte-Peevers u. a.: Lonely Planet Germany. Melbourne u. a. (Lonely Planet Publications) 2004 (Englisch)
  4. A.-M. Reichel: Die Kleider der Passion. Für eine Ikonographie des Kostüms. Dissertation, Online-(Digital)-Ausgabe (Berlin 1998), Anhang
  5. vgl. dazu auch: P. Pieper: Jan Baegert und der Liesborner Altar. In: Westfalen – Hefte für Geschichte Kunst und Volkskunde Band 44 (1966), S. 55–57
  6. H. Kornfeld: A Westphalian Altarpiece. In: The Burlington Magazine for Connoisseurs 62/361 (1933), S. 160
  7. LWL Landschaftsverband Westfalen-Lippe (Hrsg.): (Presse-)Mitteilung vom 6. März 2008 – Seit 100 Jahren ein Haus für die Kunst. Münster 2008