Meixner Schlüter Wendt Architekten

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Meixner Schlüter Wendt Architekten (Eigenschreibweise MEIXNER SCHLÜTER WENDT Architekten) ist ein deutsches Architekturbüro mit Sitz in Frankfurt am Main. Die Projekte des Büros wurden 2008 auf dem World Architecture Festival ausgezeichnet[1] und auf den Architekturbiennalen 2004, 2006 und 2012 in Venedig ausgestellt.[2][3]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit seiner Gründung im Jahr 1997 in Frankfurt am Main wird das Büro von den drei Partnern Claudia Meixner, Florian Schlüter und Martin Wendt geführt.

Bereits mit frühen, noch eher kleineren Arbeiten weckte das Büro großes Interesse in den Fachmedien. Heute umfasst sein Spektrum die architektonische Planung und Gestaltung von städtebaulichen Bereichen, gewerblichen Bauten, Schulen, Kirchen, Kulturbauten und Wohnbauten bis hin zu Wohnhochhäusern.

Parallel dazu halten Claudia Meixner und Florian Schlüter an verschiedenen Institutionen Vorträge und hatten für den Masterstudiengang Architektur am Karlsruher Institut für Technologie im Sommersemester 2017 eine Gastprofessur inne.[4][5] Claudia Meixner war von 2009 bis 2013 und von 2015 bis 2019 Mitglied des Frankfurter Städtebaubeirats und ist darüber hinaus als Preisrichterin in diversen Architekturwettbewerben tätig.

Architektur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Den formal sehr unterschiedlichen Gebäuden von Meixner Schlüter Wendt liegen zwei Gemeinsamkeiten zu Grunde: Sie haben ein sehr starke skulpturale Wirkung und reagieren sensibel auf den Kontext[3]. Diesen nur scheinbaren Widerspruch lösen Meixner Schlüter Wendt durch das Verwenden von Methoden, Prinzipien und Strategien, die – so die Designexpertin Lilli Hollein – in der zeitgenössischen bildenden Kunst gängig, in deutschen Architekturbüros dagegen eher ungewöhnlich sind.[6] Dazu gehört auch das kalkulierte Spiel mit Wahrnehmungsebenen. Dabei entwickeln die Architekten zu den Besonderheiten von Ort und Bauaufgabe im Entwurfsprozess spezifische Assoziationen, die aus der Beobachtung und Analyse alltäglicher Dinge bzw. deren Anordnung entstehen.[6][7] Das kann auch den Rückgriff auf vertraute Bautypologien und aus der Baugeschichte bekannten Techniken wie Inkrustation[8] oder Relief[9] einschließen, die von Meixner Schlüter Wendt als intellektuelle Readymades betrachtet, neuinterpretiert und zu neuartigen Gebäuden transformiert werden.[10][11][12]

Um auf die verschiedenen Höhen der Umgebung im Frankfurter Europaviertel zu reagieren, kombinierten die Architekten bei dem Projekt Axis z. B. eine Hochhausscheibe, ein mehrgeschossiges Gebäude und eine Reihenhauszeile zu einem „Blockrandhochhaus“.[13][14] Beim Einfamilienhaus Schmuck im Frankfurter Stadtteil Westend dagegen transformierte das Büro die Typologien der Hofreite, des Patiohauses und der Villa zu einer komplexen „Wohnraumskulptur“[15], wobei die Raumkanten der benachbarten Gebäude aufgenommen wurden.[16][17]

Der Ponton im Licht- und Luftbad

Für das Café des Licht- und Luftbades am hochwassergefährdeten Mainufer in Frankfurt-Niederrad z. B. diente 2003 ein schiffsartiger Ponton, der bei Hochwasser schwimmen kann, als Inspiration.[18][19][20]

Beim Rückbau der Dornbuschkirche bildeten Meixner Schlüter Wendt das ehemalige Kirchenschiff in einer neuen Reliefwand ab und ließen so die Erinnerungen an den abgerissenen Baukörper in Form eines Abdrucks in der neuen Architektur weiterleben.[21][10][9] Bei der Neuinterpretation des 2013 abgerissenen Henniger Turms reagierte das Büro ebenfalls auf kollektive Erinnerungen[22]: Während die Kontur sowie die der Stadt zugewandte Seite stark an das ursprüngliche Erscheinungsbild des alten Silos erinnern, zeigen die drei anderen Seiten deutlich die neue Nutzung als Wohnturm.[23][24][25]

Bauwerke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Reliefwand der Dornbuschkirche im gleichnamigen Stadtteil
  • 2005–2006 Wohnhaus Wohlfahrt-Laymann, Oberursel
  • 2005–2007 Wohnhaus F, Kronberg im Taunus[26][27]
Weckt Assoziationen an ein Tarnkappenflugzeug: “Wohnhaus F”, Kronberg im Taunus.
  • 2006–2009 Ordnungsamt Frankfurt am Main
Wohnhaus Schmuck, Frankfurt: die "Wohnraumskulptur".
  • 2009–2011 Wohnhaus Schmuck, Frankfurt am Main
  • 2010 Leseraum/ Ding Museum für Moderne Kunst; Frankfurt am Main
  • 2010–2012 Bürogebäude Dock 2.0, Frankfurt am Main
Die Höhenentwicklung des Wohnhochhauses Axis im Frankfurter Europaviertel: Reihenhaus, Blockrand, Hochhausscheibe.

Ausstellungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Modellvarianten des Neuen Henninger-Turmes während des Entwurfsprozesses.

Auszeichnungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1988 Schinkelpreis, Kunst und Bauen,1. Preis
  • 1995 Preis der Villa Massimo, Rom, Architektur
  • 2003 Deutscher Architekturpreis, Anerkennung für Neubau Imbiss-Ponton Licht und Luftbad
  • 2003 Martin-Elsaesser-Plakette[29]
  • 2006 Gestaltungspreis der Wüstenrot-Stiftung „Umbau im Bestand“, 1. Preis, Dornbuschkirche
  • 2008 World Architecture Festival, Award Winner in der Kategorie „Religion and Contemplation“, Dornbuschkirche
  • 2012 ECOLA Award, European Conference for Leading Architects, Wohnhaus Schmuck, 1. Preis für CO2-optimiertes Sanieren, Renovieren, Umbauen
  • 2012 The Chicago Athenaeum International Architecture Award, Auszeichnung für das Wohnhaus Schmuck
  • 2017 FIABCI Prix d’Exellence 2017 Germany, Kategorie Wohnen für das Wohnhochhaus Axis[30]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Meixner Schlüter Wendt Architekten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. e-architect: World Architecture Festival Awards – WAF 2008, abgerufen am 18. Oktober 2018.
  2. Muck Petzet, Florian Heilmeyer: Reduce/Reuse/Recycle. Ressource Architektur. Hatje Cantz Verlag, Ostfildern, Berlin 2012, ISBN 978-3-7757-3424-0.
  3. a b Enrico Santifaller: Kontextuelle Skulpturen – Werkbericht Meixner Schlüter Wendt, in: DBZ – Deutsche Bauzeitschrift, Heft 08, 2013, abgerufen am 15. Oktober 2018.
  4. Karlsruher Institut für Technologie: ‘‘Wir müssen reden‘‘, 2013, abgerufen am 10. Juli 2019
  5. Boris Schlepper: ‘‘Wohnen am Danziger Platz‘‘. In: Frankfurter Rundschau, 7. Oktober 2017, abgerufen am 10. Juli 2019
  6. a b Lilli Hollein: The Void & the Volume, in: Mark, Heft 04, Herbst 2006, S. 60–75.
  7. Meixner Schlüter Wendt: Alles ist Umbau, in: Detail, Heft 11, 2009, S. 1154f.
  8. Enrico Santifaller: Haus Wohlfahrt-Laymann: Um- und Neubau eines Wohnhauses in Oberursel, in: Bauwelt 26, 2005, S. 29–33 (pdf).
  9. a b Christian Holl: Rückbau einer Kirche - körperhaftes Abwesendes, in: tec 21, Heft 10, 2006, S. 12.
  10. a b Rudolf Schmitz: Vitalisierender Teilabbruch. Der gelungene Umbau eines Frankfurter Gotteshauses, in: FAZ, 11. Juli 2005, S. 34.
  11. Futteralkoffer zum Wohnen. Wohnhaus in Mühltal-Trautheim, in: Die besten Einfamilienhäuser unter 150 qm, hrsg. von Arno Lederer, Bettina Hintze, Callwey Verlag, 2004, S. 82–85.
  12. Lilli Hollein: The Envelope, in: Mark, Heft 02, 2006, S. 171–175.
  13. Matthias Boeckl: Axis Wohnhochhaus, in: architektur.aktuell, Heft 4/2017, S. 90–101.
  14. Florian Heilmeyer: Slab Revamp - Meixner Schlüter Wendt’s vertical residential apartments and terraced houses in an array of sizes, in: Mark Nr. 67, April 2017, S. 62–71.
  15. Enrico Santifaller: Wohnraumskulptur. Wohnhaus für eine Familie, in: DBZ Deutsche Bauzeitschrift, Heft 05, 2011, abgerufen am 17. Oktober 2018
  16. Daniel Bartetzko: Wohnhaus Schmuck, in: Deutsches Architektur Jahrbuch 2011/12, hrsg. von Peter C. Schmal, Christina Gräwe, Prestel-Verlag, S. 108–113, ISBN 978-3-7913-5135-3
  17. Oliver Hamm: Eine Oase: Das neue Haus Schmuck im Frankfurter Westend, in: FAZ, 26. Mai 2011, S. 33.
  18. Meixner Schlüter Wendt Architekten: Licht + Luftbad Niederrad, Frankfurt am Main, in: Volker Albus, Jo. Franzke: Architektur in Frankfurt am Main 1999–2003, Junius Verlag, Hamburg 2002, S. 216–217, ISBN 3-88506-522-3
  19. Robert Klanten, Lukas Feireiss (Hrsg.): Spacecraft. Fleeting Architecture and Hideouts, Band 1, Gestalten Verlag, 2007, S. 32, ISBN 3-8995-5192-3.
  20. Enrico Santifaller: Schwimmfähige Gebrauchsplastik. Imbissgebäude für das Licht- und Luftbad in Niederrad, in: Werk, Bauen + Wohnen, Heft 7–8, 2007, S. 34–39 (pdf).
  21. Evangelische Dornbuschgemeinde: unsere Kirche – ein besonderer Ort, 22. Dezember 2012, abgerufen am 18. Oktober 2018.
  22. BauNetz: Transformation des Bestands - Baubeginn für Henninger-Turm in Frankfurt, in: BauNetz, 27. Juni 2014, abgerufen am 17. Oktober 2018
  23. Thomas Wagner: Der neue Henninger Turm bleibt ein Wahrzeichen, in: Stylepark, 28. April 2014, abgerufen 19. Oktober 2018.
  24. Doris Kleilein: Die Hochhausdebatte, in: Bauwelt, Heft 10, 2017, S. 40–49, abgerufen am 17. Oktober 2018 (pdf).
  25. Enrico Santifaller: Neuer Henniger Turm, in: Domus, Heft 034, November/Dezember 2018, S. 58–67.
  26. Ingird Spencer: Residential House of the Month: Residence F.. In: Architectural Record, 15. November 2010, abgerufen am 17. August 2019
  27. Christian Brensing: Off the radar. In: Architectural Review. 112. Jahrgang, Nr. 4, 2008, S. 86–88.
  28. Enrico Santifaller: Wohnbebauung Heidestraße, in: db, Heft 2, 2021, abgerufen am 5. April 2021.
  29. Baunetz: Gute Bauten - "Martin-Elsaesser-Plakette" in Frankfurt vergeben, 31. März 2003, abgerufen am 5. April 2021.
  30. Preisträger 2017 – FIABCI Prix d’Excellence Germany. In: FIABCI Prix d’Excellence Germany. (fiabciprixgermany.com [abgerufen am 6. Februar 2018]).