Mercha

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Mercha:
Betonungszeichen (Trope) in der jüdischen Liturgie
Zeichen:֥
Codepunkt:U+05A5
Unicode-Name:HEBREW ACCENT MERKHA
Codeblock:Unicodeblock Hebräisch
Mercha
(aschkenasisch)
מֵרְכָ֥א
Ma'arich (sephardisch
und italienisch)
מַאֲרִ֥יךְ
Ma'archa
(jemenitisch)
מַאֲרְכָ֥א
Teamim der 21 Bücher
(Prosasystem)
1. trennende („beherrschende“) Akzente
ֽ ׃Sof pasuq ֑Etnachta
֒Segol (Trope) ֓ ׀Schalschelet gedola
֔Zaqef qaton ֕Zakef gadol
֗Rewia ֖Tipcha
֮Zarqa (Trope) ֙Paschta
֚Jetiw ֛Tewir
֜Geresch (Trope) ֞Gerschajim (Trope)
֡Pazer ֟Qarne para
֠Telischa gedola ֣ ׀Munach Legarmeh
2. verbindende („dienende“) Akzente
֣Munach ֤Mahpach
֥Mercha ֦Mercha kefula
֧Darga (Trope) ֨Qadma
֩Telischa qetanna ֪Jerach ben jomo
֖Majela (Trope) 
Mercha ◌֥ (hebräisch מֵרְכָא) auch Merka oder Mereka geschrieben, ist eine Trope in der jüdischen Liturgie und zählt zu den biblischen Satz-, Betonungs- und Kantillationszeichen Teamim, die im Tanach erscheinen.

Begriffe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Trope
von altgriechisch
τρόπος
tropos
über jiddisch
טראָפּ
trop[1]
dt.: Betonung,
Melodie

In der aschkenasischen Tradition wird die Trope Mercha genannt. In der sephardischen und italienischen Tradition wird sie „Ma'arich“ (aramäisch: מַאֲרִיךְ)[2] genannt. In der jemenitischen Tradition wird sie Maarcha (aramäisch: מַאֲרְכָא) genannt.[3] Die Tabula accentuum transliteriert mit Mêreḵā.

Grammatik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grammatikalisch ist Mercha eines der insgesamt acht konjunktiven Teamim.[4] Jedes Wort der Bibel hat grundsätzlich ein Zeichen, das entweder disjunktiv (trennend) oder konjunktiv (verbindend) ist. Die konjunktiven Teamim wie das Mercha geben nicht die grammatikalische Struktur eines Satzes vor, sie dienen aber dazu, die Betonung und die Melodie festzulegen.[5]

Ein Mercha kommt zum Einsatz als einzige Konjunktion bei Sof pasuq.[6] Dazu gibt es eine Ausnahme: Wenn die gesamte Sof-Pasuq-Gruppe nur aus zwei Worten besteht, wie beispielsweise bei Ex 2,1 BHS, dann wird statt einem Mercha ein Tipcha verwendet. Hierbei entfaltet Tipcha jedoch keine disjunktive Rolle.[7] Sehr häufig dient es dem Tipcha.[8] Es kommt auch vor als Diener zu Zarqa, Paschta oder Tewir, selten für Munach legarmeh. In sehr seltenen Fällen steht es zusammen mit einem anderen Akzent auf einem Wort und steht dann anstelle eines Meteg.[9]

Exodus 2,1
Gesamter Vers BHSוַיֵּ֥לֶךְ אִ֖ישׁ מִבֵּ֣ית לֵוִ֑י וַיִּקַּ֖ח אֶת־בַּת־לֵוִֽי׃

„Und es ging hin ein Mann vom Hause Levi und nahm eine Tochter Levis zur Frau.“Lut

1. Ebene וַיִּקַּ֖ח אֶת־בַּת־לֵוִֽי׃
Sof pasuq
וַיֵּ֥לֶךְ אִ֖ישׁ מִבֵּ֣ית לֵוִ֑י
Etnachta
2. Ebene מִבֵּ֣ית לֵוִ֑י
 
וַיֵּ֥לֶךְ אִ֖ישׁ
Mercha

In Deuteronomium 32,1 BHS wird der Vers auf der 1. Ebene in eine Etnachta-Segment und in ein Sof-Pasuq-Segment unterteilt. Auf der 2. Ebene erfolgt die Unterteilung in Mercha und Tipcha.

Deuteronomium 32,1
Gesamter Vers BHSהַאֲזִ֥ינוּ הַשָּׁמַ֖יִם וַאֲדַבֵּ֑רָה וְתִשְׁמַ֥ע הָאָ֖רֶץ אִמְרֵי־פִֽי׃

„Merkt auf, ihr Himmel, ich will reden, und die Erde höre die Rede meines Mundes.“Lut

1. Ebene וְתִשְׁמַ֥ע הָאָ֖רֶץ אִמְרֵי־פִֽי׃
Sof pasuq
הַאֲזִ֥ינוּ הַשָּׁמַ֖יִם וַאֲדַבֵּ֑רָה
Etnachta
2. Ebene אִמְרֵי־פִֽי׃
 
וְתִשְׁמַ֥ע הָאָ֖רֶץ
Mercha
וַאֲדַבֵּ֑רָה
 
הַאֲזִ֥ינוּ הַשָּׁמַ֖יִם
Mercha

Wenn sich zwei Worte in einem Tipcha-Segment befinden, und sich das vorhergehende Wort auf das Wort mit dem Tipcha bezieht, dann wird dieses Wort mit dem Verbinder Mercha betont.[10] Die Melodie für Mercha in Bezug auf Tipcha unterscheidet sich dabei von der Melodie für Mercha in Bezug auf Sof pasuq. Die Melodie einer Konjunktion ist abhängig von dem folgenden Betonungszeichen.[11]

Melodie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

\relative c' { \override Staff.TimeSignature #'stencil = ##f \key g \major \autoBeamOff e16. e32 b'8[( a8]) } \addlyrics { Me_- re_- ka _ }

[12]

\relative c' { \override Staff.TimeSignature #'stencil = ##f \key g \major \autoBeamOff d8. d16 a'4 } \addlyrics { Me- re -- ka }

[13]

Mercha kann innerhalb verschiedener Tropengruppen stehen. In der Etnachta-Gruppe, in der Sof-Pasuq-Gruppe sowie in der Tewir-Gruppe. Bei Cohen gibt es hier keinen Unterschied in der Melodie zu Mercha in der Sof-Pasuq-Gruppe vor dem Tipcha.[14] Jacobson sieht dies genauso, er stellt nur einen Unterschied fest, je nachdem, ob Mercha vor Tipcha oder unmittelbar vor Sof pasuq steht.[15]

Vorkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mercha gehört sowohl zum prosaischen, als auch zum poetischen System der Teamim.

Teil des Tanach Mercha
Tora 9117
Nevi’im 14599
Ketuvim 5235
Gesamt 28941

Die Tabelle zeigt das sehr häufige Vorkommen von Mercha in den 21 Büchern.[16]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Peter Hamnet Mason, Hermann Hedwig Bernard: An easy, practical Hebrew grammar with exercises for translation from Hebrew into English, and from English into Hebrew, arranged in a series of letters … Hall, Cambridge 1853, OCLC 680631032.
  • Joshua R. Jacobson: Chanting the Hebrew Bible. The Art of Cantillation. The Jewish Publication Society, Philadelphia 2002, ISBN 0-8276-0693-1.
  • James D. Price: Concordance of the Hebrew accents in the Hebrew Bible. Band I: Concordance of the Hebrew Accents used in the Pentateuch. Edwin Mellon Press, Lewiston 1996, ISBN 0-7734-2395-8.
  • Joshua R. Jacobson: Chanting the Hebrew Bible. Student Edition. The Jewish Publication Society, Philadelphia 2005, ISBN 0-8276-0816-0 (books.google.co.uk).
  • Francis L. Cohen: Cantillation. In: Isidore Singer (Hrsg.): The Jewish Encyclopedia. Band III. KTAV Publishing House, New York 1906, S. 542–548 (jewishencyclopedia.com).
  • Louis Jacobs: The Jewish Religion: A Companion. Oxford University Press, Oxford; New York 1995, OCLC 31938398.
  • Martin Sicker: Aspects of Jewish metarational thought. iUniverse, New York City 2005, OCLC 61731632.
  • William Wickes: A treatise on the accentuation of the twenty-one so-called prose books of the Old Testament. 1887, archive.org.
  • William Wickes: A treatise on the accentuation of the three so-called poetical books on the Old Testament, Psalms, Proverbs, and Job. 1887, archive.org.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Jacobson (2002), S. 3: Trop. «In Yiddish, the lingua franca of the Jews in Northern Europe […], these accents came to be known as trop. The derivation of this word seems to be from the Greek tropos or Latin tropus ».
  2. לימוד טעמי המקרא נוסח ספרדי ירושלמי Sephardische Tradition auf YouTube.com
  3. נוסח תימן Jemenit. Tradition auf YouTube.com
  4. Jacobson (2002), S. 59.
  5. Jacobson (2002), S. 56.
  6. Jacobson (2002), S. 59.
  7. Jacobson (2002), S. 67–68.
  8. Jacobson (2002), S. 60.
  9. Price, Bd. 1 S. 256–258.
  10. Sofern nicht anders ausgewiesen, folgt dieser Abschnitt dem Kapitel Two Words in a Tippeha Segment in Jacobson (2005), S. 43.
  11. Jacobson (2005), S. 43.
  12. Cohen, S. 545 [Aschkenasische Melodie zu Mercha vor Sof pasuq].
  13. Cohen, S. 542 [Aschkenasische Melodie für Mercha vor Tipcha in der Etnachta-Gruppe].
  14. Cohen, S. 545.
  15. Jacobson (2002), S. 60, 634.
  16. James D. Price: Concordance of the Hebrew accents in the Hebrew Bible: Concordance …. 1. Band, S. 5.