Mercurius Friausius

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Weihinschrift mit Nennung des Mercurius Friausius
Umzeichnung des Textes der Weihinschrift

Mercurius Friausius ist eine germanische Gottheit der niederrheinischen römischen Provinz Germania inferior, die einzig belegt ist durch eine Weiheinschrift des 1. bis 2. Jahrhundert n. Chr. aus dem niederländischen Ubbergen, Provinz Gelderland.

Beim Fundstück handelt es sich um eine stark beschädigte Statuette mit Inschriftensockel, die in zwei Fragmenten 1821 an der Gemarkung „Hengstberg“, einer Anhöhe circa einen Kilometer südöstlich des Legionslagers von Noviomagus, dem antiken Nijmegen, gefunden wurde. Sie wird heute im Museum Het Valkhof (Provinciaal Museum G. M. Kam) Nijmegen aufbewahrt (Inv. BA.I.7.). Der Sockel als Inschriftträger hat heute eine Höhe von 48 cm, ursprünglich war die Gesamthöhe mit intakter Figur circa 95 cm hoch, sie hatte eine Breite von 56 cm und eine Tiefe von 23 cm und wurde aus Kalkstein aus einen Block gehauen. Mercurius wird stehend dargestellt, bekleidet mit einem Mantel und mit Flügelschuhen versehen Während er einen Hermesstab in der linken Hand hält, hatte er vermutlich in der rechten Hand einen Geldbeutel. Auf der Sockeloberseite sind Reste von attributiven Tieren als Begleiter des Gottes zu sehen; links nach außen gerichtet ein auf dem Rücken liegender Widder. Auf der rechten Seite ist die Spur eines Hahnenfußes zu sehen.

Die Inschrift ist stark berieben, einzelne Buchstaben fehlen, sind jedoch ohne Schwierigkeiten ergänzbar und insgesamt lesbar. M und E bilden eine Ligatur. Lediglich bei den ersten zwei Buchstaben, die fast zur Gänze beschädigt sind, war lediglich der obere Teil von Hasten (Zangemeister, CIL XIII siehe Bild) erkennbar. Die genaue Lesung war zunächst bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts umstritten beziehungsweise unsicher. Die ältesten Corpora (Brambach CiRh Nr. 97) übernahmen mehr oder weniger die Lesung der Erstbeschreibung durch Janssen[1] [.]BIA VISO. Erst die Untersuchung durch Bogaers ergab zweifelsfrei, dass die ersten Schriftzeichen ein F und R sind, was im Nachgang in die gegenwärtigen Corpora eingepflegt wurde.

[D]eo Mercuri[o]
[Fr?]iausio
[S]impliciu[s]
Ingenu[s]
v(otum) s(olvit) l(ibens) m(erito)[2]

Das sogenannte Pseudogentiliz, der Gentilname Simplicius nach römischen Vorbild, zeichnet den Stifter als Einheimischen, mutmaßlichen Bataver aus. Daher wurden in der Forschung bei der Deutung des Beinamens als germanischen Merkur in Zusammenhang mit der schwierigen Lesungen nach den älteren Ausgaben wie *Eriausius unter Bezugnahme von gotischen Personennamen wie Eriulfus oder Erilieva Lösungen gesucht. Die heutige mehrheitlich akzeptierte Lesung als *Friausius ist germanisch deutbar. Edgar Charles Polomé wertet diese Deutungen als spekulativ in Verbindung mit der Ausgangsbasis der Rekonstruktion der ersten Silbe des Beinamens zur Vollform *Friausius.[3] Germanisch Fria- ist zu germanisch *frija = lieb stellbar, oder zu *fri- = frei;[4] und nach Rudolf Simek in Anlehnung an Siegfried Gutenbrunner gesamt zu *fri(h)alsio ergänzbar wäre in der Bedeutung von „frei, ungeknechtet sein“. Deutungen die zum Charakter eines germanischen Merkur im Sinne von Wodan ungewöhnlich sind wie im Gegensatz zum Beleg des Mercurius Hranno.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Julianus Egidius Bogaers: Twee Romeinse wijmonumenten uit Alem, Noord Brabant. In: Berichten van de Rijksdienst voor het oudheidkundig bodemonderzoek. Band 12/13, 1962/63, S. 39–59, hier S. 51 f., Abb. 8.
  • Siegfried Gutenbrunner: Die germanischen Göttemamen der antiken Inschriften. Max Niemeyer, Halle/S 1936.
  • Joachim Hupe: Studien zum Gott Merkur im römischen Gallien und Germanien. In: Trierer Zeitschrift. Band 60, 1997, S. 53–227 (Digitalisat).
  • Percy Preston: Metzler-Lexikon antiker Bildmotive. Übersetzt und überarbeitet von Stela Bogutovac und Kai Brodersen. J. B. Metzler, Stuttgart/Weimar 1997, ISBN 3-476-01541-6.
  • Corinna Scheungraber: Altgermanische und altkeltische Theonyme. Die epigraphische Evidenz aus der Kontakzone. Ein Handbuch zu ihrer Etymologie (= Innsbrucker Beiträge zur Sprachwissenschaft. Band 163). Institut für Sprachen und Literaturen der Universität Innsbruck, Bereich Sprachwissenschaft, Innsbruck 2020, ISBN 978-3-85124-750-3, S. 282.
  • Rudolf Simek: Lexikon der germanischen Mythologie. Kröner, Stuttgart 2006.
  • Jan de Vries: Altgermanische Religionsgeschichte. Walter de Gruyter, Berlin 1970.
  • Norbert Wagner: Freio et Friatto und Hviteribus. In: Historische Sprachforschung. Band 111, Heft 1, 1998, S. 177–183.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Leonhard Johannes Friedrich Janssen: Die Sammlungen vaterländischer Alterthümer aus der vor-römischen und römischen Periode, im Königreiche der Niederlande. In: Bonner Jahrbücher. Band 7, 1845, S. 34–75, hier 58 (Digitalisat).
  2. CIL 13, 8726
  3. Edgar C. Polomé: Götternamen der Germanen. In: Ernst Eichler u. a. (Hrsg.): Namenforschung / Name Studies / Les noms propres. 2. Halbband + Registerband. De Gruyter, Berlin/New York 1996, ISBN 978-3-11-014879-4, S. 1838–1846, hier S. 1838.
  4. Frank Heidermanns: Etymologisches Wörterbuch der germaninschen Primäradjektive. Walter de Gruyter, Berlin/New York 1993, ISBN 3-11-013666-X, S. 215 f.