Mikhail Eremets

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Mikhail Eremets

Mikhail Iwanowitsch Eremets (* 3. Januar 1949 in der Region Pinsk)[1] ist ein weißrussischer Physiker. Er ist bekannt für Hochdruckexperimente und die Entdeckung von Hochtemperatursupraleitung bei Lanthanhydrid (LaH10) und weiteren außergewöhnlichen Eigenschaften von Materie bei hohem Druck.

Biografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eremets studierte Physik am Moskauer Institut für Physikingenieurwesen und wurde 1978 am Moskauer Institut für Allgemeine Physik der Sowjetischen Akademie der Wissenschaften promoviert. Danach war er am Institut für Hochdruckphysik der Akademie der Wissenschaften in Troizk, wo er Leiter der Abteilung Hochdruckphysik wurde. Ab 1991 wirkte er im Ausland, unter anderem an der Universität Paris VI, dem nationalen Institut für Materialforschung in Tokio, an der Universität Osaka, am Geophysik-Labor der Carnegie Institution in Washington, D.C. und am Clarendon Laboratory in Oxford. Ab 2001 ist er am Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz, wo er die Gruppe Hochdruckchemie und -physik leitet.

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Leipzig gelang ihm mit speziellen Diamantstempelzellen 2019 die Erzeugung von Rekorddrücken von 440 Giga-Pascal, was den Druck im Erdinnern von maximal 360 Giga-Pascal übertrifft.

Insbesondere untersucht er wasserstoffhaltige Materialien unter hohem Druck und konnte zeigen, dass die Schmelzkurve von Wasserstoff ein Maximum erreicht, was als Hinweis auf den Übergang auf eine Quantenflüssigkeit bei niedrigen Temperaturen gilt. Man vermutet, dass Wasserstoff bei sehr hohem Druck wie im Innern der großen Planeten zu einem Metall wird und schließlich bei noch höherem Druck zu einem Supraleiter (eventuell auch bei Raumtemperatur). Er konnte 2009[2] die Supraleitfähigkeit von Silanen bei hohem Druck nachweisen, wasserstoffreichen Materialien, die somit auch Hinweise auf das Verhalten von Wasserstoff liefern. Mit den in seinem Labor erreichten Drücken von über 400 Giga-Pascal erwartet er auch den lange gesuchten Nachweis der Metallizität von Wasserstoff bei hohem Druck.

2019 wies er eine Übergangstemperatur zur Supraleitung von Lanthanhydrid bei hohem Druck (170 Giga-Pascal) von 250 Kelvin nach, der bis dahin höchsten nachgewiesenen Übergangstemperatur[3] (eine 2020 veröffentlichte Arbeit mit einer Übergangstemperatur bei einem Hydrid unter hohem Druck bei Raumtemperatur wurde zurückgezogen, siehe Hochtemperatursupraleiter). Das Material besitzt eine Clathrat-ähnliche Struktur mit dem Lanthan im Zentrum eines Käfigs aus Wasserstoffatomen. Mit dem Nachweis übertraf er seinen vorherigen Rekord (2015) von 203 K für die Übergangstemperatur zur Supraleitung von Schwefelwasserstoff bei etwa 100 Giga-Pascal.[4]

Er wandelt mit seiner Gruppe molekularen Stickstoff bei hohem Druck in ein Polymer um, mit kovalenten Bindungen zwischen allen Atomen. Das Material ist ähnlich hart wie Diamant und besitzt den höchsten Energiegehalt aller bekannten chemischen Substanzen.

2009 zeigte er, dass Natrium bei hohem Druck transparent wird.[5]

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2016 erhielt er einen Ehrendoktor der Universität Leipzig, 2015 die Ugo Fano Medaille des RICMASS in Rom und 2017 den Bridgman Award. Er erhielt 2011 einen Advanced Grant des European Research Council. Für 2020 wurde Eremets der James C. McGroddy Prize for New Materials der American Physical Society zugesprochen. Ehremets erhielt 2022 den Bernd T. Matthias Prize vom Texas Center for Superconductivity der Universität Houston. Die Auszeichnung würdigt Eremets „bahnbrechende Studien zur Supraleitung in wasserstoffreichen Verbindungen wie Schwefelwasserstoff unter hohem Druck mit Tc>200 Kelvin (−70 Grad Celsius).“[6] Tc steht für die kritische Übergangstemperatur, also jene Temperatur, bei der ein Material supraleitend ist. Mit Lanthanhydrid erzielte Eremets einen Übergangstemperatur-Rekord von 250 Kelvin (−23 Grad Celsius).

Schriften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Außer die in den Fußnoten zitierten Arbeiten.

  • High pressure experimental methods, Oxford UP 1996
  • mit K. Shimizu u. a.: Superconductivity in oxygen, Nature, Band 393, 1998, S. 767–769.
  • mit anderen: Metallic CsI at Pressures of up to 220 Gigapascals, Science, Band 281, 1998, S. 1333–1335.
  • mit anderen: Superconductivity in boron, Science, Band 293, 2001, S. 272–274.
  • mit anderen: Semiconducting non-molecular nitrogen up to 240 GPa and its low-pressure stability, Nature, Band 411, 2001, S. 170–174.
  • mit V. V. Struzhkin u. a.: Superconductivity in Dense Lithium, Science, Band 298, 2002, S. 1213–1215.
  • mit anderen: Single-bonded cubic form of nitrogen, Nature Materials, Band 3, 2004, S. 558–563.
  • mit S. Medvedev u. a.: Electronic and magnetic phase diagram of b-Fe1:01Se with superconductivity at 36.7 K under pressure, Nature Materials, Band 8, 2009, S. 630–633.
  • mit I. A. Troyan: Conductive dense hydrogen, Nature Materials, Band 10, 2011, S. 927–931.
  • mit T. Palasyuk u. a.: Ammonia as a case study for the spontaneous ionization of a simple hydrogen-bonded compound, Nature Communications, Band 5, 2014, S. 3460.
  • mit M. Einaga u. a.: Crystal Structure of 200 K-Superconducting Phase of Sulfur Hydride, Nature Physics, Band 12, 2016, S. 835–838.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Kurze Biographie am Max-Planck-Institut für Chemie
  2. Eremets u. a.: Superconductivity in Hydrogen Dominant Materials: Silane, Science, Band 319, 2008, S. 1506–1509
  3. A. P. Drozdov, P. P. Kong, V. S. Minkov, S. P. Besedin, M. A. Kuzovnikov, S. Mozaffari, L. Balicas, F. F. Balakirev, D. E. Graf, V. B. Prakapenka, E. Greenberg, D. A. Knyazev, M. Tkacz and M. I. Eremets: Superconductivity at 250 K in lanthanum hydride under high pressures, Nature, Band 569, 2019, S. 528–531, Abstract
  4. A. P. Drozdov, M. I. Eremets, I. A. Troyan, V. Ksenofontov, S. I. Shylin: Conventional superconductivity at 203 K at high pressures, Nature, Band 525, 2015, S. 73–76, Abstract
  5. Y. Ma, Eremets u. a.: Transparent Dense Sodium, Nature, Band 458, 2009, S. 182–185.
  6. Max-Planck-Institut für Chemie: Ehrung für den Supraleitungsforscher Mikhail Eremets. idw, 24. Januar 2022 (abgerufen am 27. Januar 2022)