Millefioriglas

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Römisches Acetabulum aus Millefiori-Opakglas mit farbigen Ornamenten, in der Form geschmolzen; hergestellt zwischen dem 1. Jahrhundert v. und n. Christus, östlicher Mittelmeerraum; heute in der Antikensammlung Berlin.
Schmuck mit Millefiori-Motiven aus Murano

Millefioriglas (von italienisch Millefiori „tausend Blumen“) ist eine seit der Antike bekannte Form der Glasware. Millefioriglas wird hergestellt, indem entweder ein Glasstab mit immer neuen, verschiedenfarbigen Glasschichten überzogen wird, oder aber mehrere bunte Glasstäbe zu einem größeren verschmolzen werden. Von diesen Stäben werden dann Scheiben abgeschnitten, welche auf Italienisch und Englisch als Murrine (Singular Murrina) bezeichnet werden.[1] Diese Plättchen, Scheiben oder Bänder werden anschließend in einer Form ausgelegt und dann langsam geschmolzen. Es wurden also Techniken des Überfangglases und des Fusings verwendet. Nach dem Abkühlen entstehen opake Gefäße, die innen wie außen dieselben Muster aufweisen.

In der Antike waren Italien und der östliche Mittelmeerraum Produktionszentren dieses aufwendig herzustellenden Glases. Sie erfreuten sich vor allem in der beginnenden Kaiserzeit großer Beliebtheit. Hergestellt wurden verschiedene Gefäße, insbesondere Teller, Schüsseln und Schälchen, aber auch Perlen, Schmucksteine, Anhänger und Miniaturen. Im frühneuzeitlichen Venedig wurde das Glas erneut in größerer Zahl produziert. In dieser Zeit kam das Glas auch zu seinem Namen.

Im 19. Jahrhundert war die Herstellungstechnik in Vergessenheit geraten. Auf Anregung von Heinrich von Minutoli stellten verschiedene Glasmacher Versuche zur Wiederentdeckung der Herstellungstechniken an. Wilhelm Fuss und Franz Pohl, die in der Glashütte von Matterne in Hoffnungsthal in Schlesien tätig waren, experimentierten mit der Herstellung von Mosaikgläsern.[2] Im Sommer 1833 gelang es Fuss, unter Mitwirkung des Direktors des Berliner Gewerbeinstituts, Beuth.[3]

Die Technik findet bis heute für Schmuckglas Verwendung. Dem Millefioriglas ist das Mosaikglas ähnlich. Eine Weiterentwicklung ist das Fadenglas.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Millefiōri. In: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage. Band 6: Erdeessen–Franzén. Bibliographisches Institut, Leipzig / Wien 1906, S. 839–840 (Digitalisat. zeno.org).
  • Arturo Oliver Foix: Millefiori glass in classical antiquity. In: Journal of Glass Studies 10, 1968, S. 48–70.
  • Gertrud Platz-Horster: Antike Gläser. Antikenmuseum Berlin, Berlin 1976, S. 29–33.
  • Gerd Mattes: Dr. W. E. Fuss (1804–1849). Ein Pionier der Millefiori-Technik. Wien: im Selbstverlag des Verfassers 2013.
  • Gerd Mattes: Dr. W. E. Fuss. Sein Bericht über die Versuche zur Wiederentdeckung der Millefiori-Technik und des antiken Glasmosaiks in Hoffnungsthal im Jahre 1833. Wien: im Selbstverlag des Verfassers 2014.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Millefiori – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Die Geschichte und Möglichkeiten der Murrine-Technik werden u. a. auf den Webseiten MuranoNet, Fusion Art Glass (Memento des Originals vom 16. August 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.fusionartglass.com und TwistedSifter beschrieben, abgerufen im August 2016
  2. Gerd Mattes: Dr. W. E. Fuss, Chemiker und Wiederentdecker alter Glastechniken. Hrsg.: Pressglas-Korrespondenz. Nr. =2011-1, 2012 (PDF).
  3. Dorothea Minkels: Alexander von Minutoli, der Gründer des 1. Kunstgewerbemuseums der Welt (1844). Norderstedt 2018, ISBN 978-3-7460-6982-1, S. 139–141.